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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Krankheitsbild R-CPD Warum es gefährlich ist, wenn man nicht aufstoßen kann
Aufgrund einer seltenen Erkrankung können manche Menschen nicht aufstoßen. Warum dies nicht immer harmlos ist und wie ein Nervengift den Betroffenen helfen kann.
Stellen Sie sich vor, Sie nehmen ein kohlensäurehaltiges Getränk zu sich und können die überschüssige Luft im Bauch nicht mehr loswerden. Auch wenn Sie es versuchen, Sie können einfach nicht aufstoßen beziehungsweise rülpsen. Die Folge: Sie fühlen sich unwohl und leiden unter Schmerzen. Und das immer wieder, wenn sie essen und trinken. Für manche Menschen ist das bittere Realität.
Die Betroffenen leiden an der Krankheit Retrograde Cricopharyngealer Dysfunktion, kurz R-CPD oder auch als "No-Burp-Syndrom" bekannt. Dahinter steckt eine Funktionsstörung des oberen Schließmuskels der Speiseröhre (Musculus cricopharyngeus), welcher sich nicht entspannen kann, um Luft und Gase aus Speiseröhre, Magen und Darm herauszulassen.
Warum muss man eigentlich aufstoßen?
Aufstoßen ist eine natürliche Reaktion des Körpers und wichtig im Verdauungsprozess. Denn wenn beim Essen oder Trinken zu viel Luft geschluckt wird, muss der Körper sie wieder loswerden. Geschieht das nicht, können Schmerzen die Folge sein.
Retrograde Cricopharyngeale Dysfunktion: typische Symptome
Die meisten Betroffenen sind jung und haben das Problem seit ihrer Kindheit. Die Krankheit R-CPD kann aber prinzipiell in jedem Alter auftreten. Oft zeigen die Patienten folgende Symptome:
- Unfähigkeit, aufzustoßen
- Blähbauch und Unwohlsein, Übelkeit oder Brustschmerz (vor allem nach dem Essen)
- vermehrte Blähungen
- hörbare, störende Gurgelgeräusche über der Brust oder im unteren Halsbereich
- Schwierigkeiten, willkürlich zu erbrechen
- sozialer Rückzug beziehungsweise Vermeidung von Essen in Gemeinschaft
Erstmalig beschrieben wurde dieses Krankheitsbild 2019 durch Dr. Robert Bastian (Voice Institute, Illinois, USA). Seither gibt es einige hundert Fallberichte von Patienten, bei denen R-CPD festgestellt wurde. Mediziner nehmen aber an, dass viel mehr Menschen unter der Störung leiden, da sie noch relativ neu und unbekannt ist.
- Lesen Sie auch: Daran erkennen Sie eine Speiseröhrenentzündung
Ist es gefährlich, nicht aufstoßen zu können?
Aufgrund der beschriebenen R-CPD-Beschwerden leiden manche Patienten an weiteren, ernsten Erkrankungen wie Angstzuständen und Depressionen. Denn Blähungen und gurgelnde Geräusche aus Brust und Hals können psychische und soziale Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben.
Botox-Behandlung bei Rülpsunfähigkeit
Die genaue Ursache der Erkrankung ist bislang nicht bekannt. Den Betroffenen kann aber geholfen werden – mithilfe von Botox. Mit gezielten Injektionen in den Musculus cricopharyngeus kann dieser Muskel vorübergehend gelähmt werden und das Rülpsen ist nach einigen Tagen wieder möglich. Zumindest bei etwa 80 Prozent der Patienten. Die Behandlung erfolgt meist ambulant und in Kurznarkose. Bei vielen Menschen muss sie allerdings mehrfach wiederholt werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- audiologie-phoniatrie.charite.de: "R-CPD - Unfähigkeit Aufzustoßen"
- yalemedicine.org: "Retrograde Cricopharyngeus Dysfunction (R-CPD/No Burp Syndrome)" (englisch)
- laryngopedia.com: "What is R-CPD (Inability to burp, no-burp)?" (englisch)
- medicalnewstoday.com: "Retrograde cricopharyngeus dysfunction" (englisch)