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So merken Sie, dass Sie ein Hörgerät brauchen


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"Können Sie das wiederholen?"
So merken Sie, dass Sie ein Hörgerät brauchen

  • Ann-Kathrin Landzettel
Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 23.10.2023Lesedauer: 4 Min.
Älteren Mann wird Hörgerät eingesetzt: Ist das Hörvermögen so beeinträchtigt, dass es den Alltag erschwert, kann ein Hörgerät helfen.Vergrößern des Bildes
Ist das Hörvermögen so beeinträchtigt, dass es den Alltag erschwert, kann ein Hörgerät helfen. (Quelle: ljubaphoto/getty-images-bilder)

Sie müssen den Fernseher immer lauter stellen? Das kann auf eine Hörminderung hindeuten. Sie beginnt meist schleichend und bleibt daher lange unbemerkt.

In Deutschland dürften nach Verbandsschätzungen künftig deutlich mehr Menschen auf ein Hörgerät angewiesen sein als bislang. Der Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker (biha), Eberhard Schmidt, sagte der Deutschen Presse-Agentur, "bis in fünf Jahren dürfte die Zahl der Menschen in Deutschland, die ein Hörgerät benötigen, auf bis zu zwei Millionen steigen". Derzeit sei dies bei 1,7 Millionen Menschen der Fall. Hauptgrund für den erwarteten Anstieg ist demnach die alternde Gesellschaft.

Wenn auch Sie das Gefühl haben, im Alltag schlechter zu hören als sonst, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser kann feststellen, ob ein Hörgerät benötigt wird oder eine andere Behandlung. Was darauf hindeutet, dass Sie ein Hörgerät brauchen – und was Sie dann tun sollten.

Was ist Schwerhörigkeit?

Bei einer Schwerhörigkeit ist das Hörvermögen beeinträchtigt. Bestimmte Tonlautstärken beziehungsweise Tonfrequenzen können nur noch schwer oder gar nicht mehr wahrgenommen werden. Meist lässt zuerst die Fähigkeit nach, hohe Frequenzen zu hören. Die Hörminderung kann gering oder stärker ausgeprägt sein.

Schwerhörigkeit beginnt ab 20 Dezibel Hörverlust. Betroffene Personen können erst Töne ab 20 Dezibel hören. Hochgradige Schwerhörigkeit liegt vor, wenn Menschen Geräusche ab 60 Dezibel nicht mehr normal verstehen. Von Taubheit beziehungsweise Gehörlosigkeit sprechen Mediziner, wenn 95 Prozent des Hörvermögens verloren gegangen ist. Ein Hörgerät wird ab einem Hörverlust von 40 bis 60 Dezibel empfohlen.

Mit 50 lässt das Hörvermögen nach

Ein nachlassendes Hörvermögen ist ein natürlicher Alterungsprozess. Mediziner sprechen von Presbyakusis. "Die Haarsinneszellen verschleißen mit den Jahren. Der Schall kann nicht mehr richtig an den Hörnerv übertragen werden. Auch der Hörnerv sowie das Hörzentrum werden durch den Alterungsprozess beeinträchtigt", erklärt Dr. Michael E. Deeg, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Pressesprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. "Etwa ab dem 50. Lebensjahr nimmt die natürliche Leistungsfähigkeit des Gehörs auf beiden Ohren ab."

Lärm im Leben schadet den Ohren

Doch junge Menschen können ebenfalls von Schwerhörigkeit betroffen sein. Je mehr Lärm die Ohren im Laufe des Lebens ausgesetzt sind, desto wahrscheinlicher ist ein beschleunigter Verschleiß der Haarsinneszellen im Ohr.

"Auch Ohrenerkrankungen, Verletzungen der Ohren sowie genetische Faktoren können das Hörvermögen frühzeitig schwächen", so der Hals-Nasen-Ohren-Arzt.

Wie merke ich, dass ich ein Hörgerät brauche?

"Wie bitte?" Eines der ersten Anzeichen, dass das Hörvermögen nachlässt, ist häufiges Nachfragen beim Gesprächspartner. Wenn Sie Ihr Gegenüber zunehmend schlechter verstehen, das Gefühl haben, dass dieser sehr leise spricht oder gar nuschelt, sollten Sie aufhorchen: Ist das in anderen Gesprächssituationen auch der Fall? Wenn ja: Lassen Sie Ihr Gehör von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt untersuchen.

Lauter Fernseher kann auf schlechter werdendes Gehör hindeuten

Ein weiterer Hinweis, dass die Ohren schlechter werden, ist, wenn Sie das Radio oder den Fernseher immer lauter stellen müssen, um gut zu hören. Dieser Prozess beginnt meist schleichend. Möglicherweise werden Sie von anderen Personen auch darauf angesprochen, dass der Fernseher sehr laut ist. Besonders schwierig kann es sein, Gesprächen zu folgen, wenn diese von Nebengeräuschen wie etwa Filmmusik begleitet sind.

"Wird das Gehör schlechter, fällt es vielen zudem zunehmend schwerer, einem Gespräch zu folgen, wenn mehrere Personen gleichzeitig sprechen, etwa auf Familienfeiern, im Restaurant oder bei gesellschaftlichen Anlässen", weiß Deeg. "Wir sprechen von der sogenannten Party-Schwerhörigkeit."

(Quelle: Privat)

Dr. Michael E. Deeg ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Pressesprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V.

Kein Vogelzwitschern in der Natur?

Ebenfalls aufmerksam sollten Sie werden, wenn Sie in der Natur kaum oder gar kein Vogelzwitschern hören. Auch wenn Sie das Rauschen der Blätter oder des Meeres nicht mehr wahrnehmen können, deutet das auf ein nachlassendes Hörvermögen hin. Ebenso kann es sein, dass Sie öfter die Türklingel oder das Telefon überhören. Manchmal wird zudem das Ticken des Weckers nicht mehr wahrgenommen oder das Surren bestimmter Haushaltsgeräte, etwa des Kühlschranks oder der Tiefkühltruhe. Dann ist es wahrscheinlich, dass Sie ein Hörgerät brauchen.

Diese Symptome können Schwerhörigkeit begleiten

Möglich ist außerdem, dass der zunehmende Hörverlust von weiteren Symptomen begleitet wird. Das können Tinnitus, Druck im Ohr, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen sein. Abhängig sind die Begleitsymptome von der Ursache und möglichen Veränderungen im Innenohr. "Schwerhörige Menschen sind schneller erschöpft, weil der Hörprozess mit einer höheren Konzentrationsarbeit verbunden ist", sagt Deeg. "Auch können Geräusche schneller als unangenehm empfunden werden."

Schlechtes Hören? Gehen Sie zum Arzt

Lässt das Gehör nach, sollte immer ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgesucht und die Ursache geklärt werden. "Unbehandelte Presbyakusis kann vorzeitigen geistigen Abbau bis hin zur Demenz zur Folge haben, ebenso sozialen Rückzug und Unsicherheit bei der Bewältigung des Alltags, beispielsweise im Straßenverkehr", sagt Deeg.

Und: Es muss nicht immer eine altersbedingte Schwerhörigkeit vorliegen. Auch ein Schmalzpfropfen im Ohr kann das Hörvermögen mindern, ebenso Ohrenentzündungen oder ein Hörsturz.

Schämen muss man sich für ein Hörgerät nicht. So beobachtet der Eberhard Schmidt, Hörakustik-Meister aus Regensburg, dass das Stigma, ein Hörgerät zu tragen, immer mehr abnimmt. Es sei aber weiterhin so, dass die meisten Menschen ihr Hörgerät deutlicher später bekämen, als es notwendig wäre, sagte Schmidt. Künftig dürften viele Menschen bereits früher auf ein Hörgerät setzen, ist er überzeugt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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