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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach einem Infekt Reaktive Arthritis – typische Symptome und Behandlung
Bei einer reaktiven Arthritis entzünden sich Gelenke als Folge einer Infektion in anderen Körperbereichen. Welche Anzeichen typisch sind und was hilft.
Eine reaktive Arthritis liegt vor, wenn sich nach einer bakteriellen Infektion eine Gelenkentzündung entwickelt. Auslöser kann etwa ein Infekt der Harnwege und Geschlechtsorgane, des Magen-Darm-Trakts oder ein Atemwegsinfekt sein. Dabei ist es unerheblich, wie heftig die Erkrankung ausfällt: Auch Infekte, die nur leicht oder sogar unbemerkt verlaufen, können in manchen Fällen eine reaktive Arthritis nach sich ziehen.
Reaktive Arthritis: Diese Symptome sind typisch
Eine reaktive Arthritis kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen. Diese können sich Tage bis Wochen, meist jedoch zwei bis vier Wochen nach dem ursächlichen Infekt zeigen.
Anfangs fühlen sich Menschen mit reaktiver Arthritis oft krank, haben wenig Appetit und oft auch Fieber. Dann kommt es typischerweise in einem oder mehreren Gelenken zu Beschwerden, wie etwa
- Gelenkschmerzen,
- geschwollenen, druckempfindlichen Gelenken,
- überwärmten Gelenken und
- eingeschränkter Beweglichkeit.
Häufig entwickelt sich eine reaktive Arthritis vor allem an den großen Gelenken, wie den Hüftgelenken, den Knien und den Sprunggelenken. Seltener sind Schulter, Ellenbogen oder Handgelenke entzündet. Vereinzelt können auch einmal kleine Gelenke (etwa in Fingern oder Füßen) betroffen sein. Mitunter tritt eine reaktive Arthritis in wechselnden Gelenken auf.
Nur selten sind weitere Körperbereiche beteiligt
Eher selten kommt es zu einer Sonderform der reaktiven Arthritis (veraltet: Reiter-Syndrom), bei der neben Gelenkbeschwerden Symptome in weiteren Körperbereichen auftreten. Dann stellen sich zusätzlich etwa Anzeichen einer Harnröhrenentzündung oder einer Bindehautentzündung ein. Ist auch die Haut beteiligt, kann sich dies zum Beispiel in Form schuppender Hautveränderungen an Handflächen und Fußsohlen oder bei Männern auch als Eichelentzündung bemerkbar machen.
Die Sonderform der reaktiven Arthritis aus Gelenkentzündung, Harnröhrenentzündung und Bindehautentzündung wird mitunter noch als Reiter-Trias, bei zusätzlicher Beteiligung der Haut als Reiter-Tetrade bezeichnet.
Wichtig zu wissen
Die Bezeichnungen Reiter-Syndrom, Morbus Reiter und Reiter-Krankheit für die Sonderform der reaktiven Arthritis sollten aufgrund der Beteiligung des Namensgebers Hans Reiter am Nationalsozialismus möglichst keine Verwendung mehr finden.
Reaktive Arthritis: Wie häufig kommt sie vor?
Statistisch gesehen sind in Deutschland 50 von 100.000 Menschen an einer reaktiven Arthritis erkrankt. Meist sind diese jünger als 40 Jahre.
Mögliche Auslöser einer reaktiven Arthritis sind etwa
- Magen-Darm-Infekte durch Salmonellen, Shigellen, Yersinien, Campylobacter oder Clostridium difficile,
- Infekte der Harnwege und Geschlechtsorgane durch Chlamydia trachomatis, Ureaplasma urealyticum oder Gonokokken sowie
- (seltener) Atemwegsinfekte durch Chlamydia pneumoniae.
Wichtig zu wissen
Menschen, die die Genvariante HLA-B27 tragen, haben ein höheres Risiko, nach einem bakteriellen Infekt eine reaktive Arthritis zu entwickeln. HLA-B27 codiert für eine Eiweißstruktur, die auf der Oberfläche von Körperzellen vorkommt. Sie spielt eine Rolle bei der Abwehr von Infektionskrankheiten.
Wie lässt sich eine reaktive Arthritis behandeln?
Bei einer reaktiven Arthritis soll die Behandlung vor allem die Symptome lindern und das Risiko für Komplikationen und einen chronischen Verlauf verringern. Dazu können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen.
Zu Beginn der Behandlung erhalten Betroffene in der Regel Mittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Naproxen oder Diclofenac. Diese wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend. Häufig genügen sie, um die Beschwerden zum Abklingen zu bringen.
Geht die reaktive Arthritis jedoch mit einer schwer ausgeprägten Gelenkentzündung einher oder können die Schmerzmittel die Beschwerden nicht ausreichend lindern, kann eine Behandlung mit Glukokortikoiden ("Kortison") infrage kommen. Dazu spritzt der Arzt oder die Ärztin den Wirkstoff gegebenenfalls direkt in das betroffene Gelenk.
Halten die akuten Beschwerden bei einer reaktiven Arthritis länger als sechs Wochen an, empfiehlt die Ärztin oder der Arzt möglicherweise eine Behandlung mit Rheumamedikamenten (wie Sulfasalazin).
Antibiotika kommen für gewöhnlich nur dann zum Einsatz, wenn eine Infektion der Harnwege und Geschlechtsorgane mit Chlamydien die reaktive Arthritis ausgelöst hat.
Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung können Physiotherapie und Kälteanwendungen die Genesung unterstützen.
Reaktive Arthritis: Wie lange dauert die Heilung?
Eine reaktive Arthritis heilt im Durchschnitt innerhalb eines halben Jahres ohne Folgeschäden aus. Etwa zwei bis vier von zehn Betroffenen entwickeln jedoch chronische Beschwerden wie Gelenkschmerzen oder Sehnenprobleme oder erkranken wiederholt an einer reaktiven Arthritis. Das Risiko besteht vor allem bei Trägern und Trägerinnen der Genvariante HLA-B27 beziehungsweise wenn neben einer Gelenkentzündung auch Augen beziehungsweise Harnwegs- oder Geschlechtsorgane beteiligt waren.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen von Deximed: deximde.de (Abrufdatum: 23.8.2024)
- "Reaktive Arthritis". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 29.5.2024)
- "Reaktive Arthritis". Online-Informationen von MSD Manuals: www.msdmanuals.com (Stand: April 2024)
- "HLA-B27 PCR". Online-Information des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Stand: 21.12.2022)
- "Reaktive Arthritis – Symptome, Diagnose, Behandlung". Online-Informationen der Deutschen Rheuma-Liga: www.rheuma-liga.de (Stand: März 2022)