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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Risiken ausschalten Alt werden ohne Alzheimer: Auf diese fünf Faktoren kommt es an
Mit dem Alter steigt bei vielen Menschen die Angst vor Alzheimer. Doch das persönliche Risiko lässt sich größtenteils senken. Welche Faktoren wichtig sind.
Täglich erkranken in Deutschland etwa 900 Menschen neu an Alzheimer. Die Betroffenen verlieren wichtige kognitive Fähigkeiten wie die Erinnerung, die Lernfähigkeit und ihr Urteilsvermögen. Auch Orientierung, emotionale Fähigkeiten und Sprachvermögen sind beeinträchtigt.
Ist die Krankheit ausgebrochen, lässt sie sich bestenfalls mit Medikamenten verzögern, nicht aber aufhalten oder heilen. Allerdings können wir selbst einiges tun, um im Alter der gefürchteten Demenzerkrankung zu entgehen. Entscheidend dabei sind fünf Risikofaktoren, die jeder ausschalten kann.
Gesunder Lebensstil: Fünf Maßnahmen, die sich auszahlen
Für die im British Medical Journal publizierte Studie wurden Daten von 2.449 Menschen, alle im Alter von über 65 Jahren, ausgewertet. Sie nahmen am "Chicago Health and Ageing Project" teil, einer Kohortenstudie in den USA. Die Teilnehmer beantworteten Fragebögen zu ihrer Ernährung und dem Lebensstil. Für fünf gesunde Verhaltensweisen wurde je ein Punkt vergeben:
- Ernährung mit viel Vollkornprodukten und Gemüse bei wenig frittierten Nahrungsmitteln und rotem Fleisch
- geistig anspruchsvolle Aktivitäten im Alter
- mindestens 150 Minuten körperliche Aktivität pro Woche
- nicht rauchen
- geringer bis mäßiger Alkoholkonsum
Die erreichte Endpunktzahl (0 bis 5) wurde auf Zusammenhänge mit dem Auftreten von Alzheimer hin untersucht. Je höher der Wert, desto gesünder der Lebensstil eines Studienteilnehmers.
Höhere Lebenserwartung und längere geistige Fitness
Die Ergebnisse zeigten eindeutig, dass ein Lebensstil mit ungesunder Ernährung, mangelnder geistiger und körperlicher Aktivität sowie Rauchen und Alkoholkonsum die Wahrscheinlichkeit erhöht, an Alzheimer zu erkranken und eine geringere Lebenserwartung zu haben.
Bei Frauen im Alter von 65 Jahren, die vier oder alle fünf der oben genannten Maßnahmen umsetzten, lag die durchschnittliche Restlebenserwartung bei 24,2 Jahren. Gleichaltrige Frauen, die keine oder nur eine der gesundheitsfördernden Maßnahmen umsetzten, lebten dagegen im Durchschnitt 3,1 Jahre weniger. Während dieser verkürzten Lebenszeit litten sie im Durchschnitt 4,1 Jahre an einer Demenz. Bei den gesund lebenden Teilnehmerinnen dagegen betrug die Demenzphase nur 2,6 Jahre.
Bei Männern war der Unterschied noch gravierender: Die gesund lebenden 65-Jährigen hatten eine Restlebenserwartung von 23,1 Jahren – 5,7 Jahre mehr als die mit einem ungesunden Lebensstil. Sie litten im Durchschnitt 1,4 Jahre der verbleibenden Lebenszeit (23,1 Jahre) an einer Demenz, die ungesund Lebenden 2,1 Jahre ihrer verbleibenden Lebenszeit von 17,4 Jahren.
Geistiger Austausch und Sozialkontakte sind ebenfalls wichtig
"Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass man aktiv durch einen gesunden Lebensstil einer Alzheimer-Demenz vorbeugen kann und an Lebenszeit gewinnt, vor allem auch an 'Demenz-freier' Lebenszeit", sagt Professor Hans Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Die Studie zeige auch, dass der Effekt umso höher sei, je mehr der fünf gesunden Lebensstilfaktoren umgesetzt würden.
Einen weiteren Aspekt ergänzt DGN-Generalsekretär Professor Peter Berlit. "Bekannt ist – und auch hierzu gibt es zahlreiche Studien, dass Bluthochdruck die Entstehung einer Demenz begünstigen kann. Schaut man sich die fünf untersuchten Lebensstilfaktoren an, sieht man, dass vier der fünf auch Präventionsmaßnahmen gegen Bluthochdruck sind." Der Experte verweist auf eine gesunde, salz- und fettarme Ernährung, ausreichend körperliche Bewegung, wenig Alkohol und Nichtrauchen.
Sowohl Diener als auch Berlit heben die Bedeutung des geistigen Trainings und die soziale Interaktion hervor. Wenn diese fehle, würde sich das Demenzrisiko bei den über 65-Jährigen signifikant erhöhen. Beide Ärzte verweisen dabei auf eine Studie aus dem Jahr 2020. Gerade in dem Alter, in dem viele aus dem Berufsleben aussteigen, sei es daher enorm wichtig, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Alzheimer-Prävention: Ein gesunder, aktiver Lebensstil zahlt sich nicht nur im Hinblick auf die Lebenserwartung aus. Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), 17.5.2022
- Dhana K, Franco O H, Ritz E M et al. Healthy lifestyle and life expectancy with and without Alzheimer's dementia: population based cohort study BMJ 2022
- Livingston G, Huntley J, Sommerlad A et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. Lancet. 2020 Aug 8
- Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen. Infoblatt der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V., www.deutsche-alzheimer.de (abgerufen am 8.6.2022)