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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Behandlung bei Mundgeruch Wie Probiotika gegen üblen Atem helfen
Die Angst, sein Gegenüber mit schlechtem Atem zu belästigen, kennt wohl jeder. Eine Studie zeigt, wie sich mit Probiotika gegen Mundgeruch vorbeugen lässt.
Weltweit leidet etwa ein Viertel aller Menschen zumindest zeitweise an unangenehmem Mundgeruch, medizinisch Halitosis genannt. Bei etwa sechs Prozent der Menschen ist der Mundgeruch chronisch.
Durch die Einnahme spezieller Probiotika in Form von Kaugummis und Lutschtabletten lässt sich der üble Geruch jedoch abmildern. Insbesondere die Entstehung flüchtiger – und müffelnder – Schwefelverbindungen, vor allem von Schwefelwasserstoff, wird dadurch reduziert. Das zeigt eine Metastudie an der Sichuan University in Chengdu (China), die im Fachmagazin "BMJ Open" veröffentlicht wurde.
Messung der Schwefelverbindungen im Atem
Um die Wirkung von Probiotika auf den Mundgeruch zu untersuchen, analysierte das Forscherteam um Longjiang Li insgesamt sieben Studien mit 278 Teilnehmern. Kriterien waren unter anderem das Ausmaß des Mundgeruchs und die Messung flüchtiger Schwefelverbindungen in der Atemluft. Zudem wurden teilweise die Beläge auf der Zunge und auf den Zähnen untersucht.
Die Auswertung der Studienergebnisse zeigte eine deutliche Reduzierung des wahrnehmbaren Mundgeruchs, wenn die Patienten probiotische Bakterien verabreicht bekommen hatten.
Zu diesen Bakterien gehörten Lactobacillus salivarius, Lactobacillus reuteri, Streptococcus salivarius und Weissella cibaria. Die flüchtigen Schwefelverbindungen verringerten sich ebenfalls, allerdings nur bis etwa vier Wochen nach Beginn der Behandlung; danach schrumpften die Unterschiede zwischen der Probiotika-Gruppe und der Placebo-Gruppe. Zahn- und Zungenbeläge veränderten sich durch die Therapie nicht.
Wie Probiotika den Atemgeruch verbessern
"Gemäß den vorliegenden Studien reduziert die probiotische Therapie die Konzentrationen von Geruchsstoffen, indem sie den Abbau von Aminosäuren und Proteinen durch anaerobe Bakterien hemmt", schreiben die Studienautoren.
Anaerobe Bakterien kommen für ihren Stoffwechsel ohne Sauerstoff aus und können tief in den Zungenspalten und anderen Ritzen des Mundraums sitzen. Sie werden durch die probiotischen Bakterien in ihrem Wachstum gehemmt. Das Team um Li schreibt aber auch, dass die Studienergebnisse in ihrer Aussagekraft geschwächt wurden, weil in den betrachteten Studien unterschiedliche Methoden und Vorgehensweisen angewendet wurden.
Bei Mundgeruch zuerst zum Zahnarzt
Im Mund sind es vor allem Bakterien in den Vertiefungen der Zunge, die durch den Abbau von organischen Substanzen übelriechende Gase erzeugen. Die Mikroorganismen können aber auch auf den Zähnen und in Zahnfleischtaschen sitzen und verbreiten von dort einen fauligen Geruch. Daher sollte bei Mundgeruch, unabhängig von den neuen Behandlungsansätzen mit Probiotika, der erste Weg zum Zahnarzt führen.
Bakterien im Mundraum können auf Dauer zu Entzündungen des Zahnfleisches (Gingivitis) und des Zahnhalteapparates (Parodontitis) führen. Eine Zahnsteinentfernung, eine professionelle Zahnreinigung und Zungenreinigung können helfen, das Problem zu lösen. Patienten wird hierbei auch gezeigt, wie sie ihre tägliche Mundhygiene verbessern können. Teilweise kommen auch Mundwaschungen, Antibiotika und seit einigen Jahren Probiotika zum Einsatz.
Weitere Ursachen für übelriechenden Atem
Mundgeruch entsteht nicht nur durch schlechte Zahnhygiene. Die Ursachen können auch im Magen liegen. Auch Leber- und Nierenkrankheiten sowie Diabetes mellitus gehen manchmal mit schlechtem Atemgeruch einher. Wenn der Zahnarzt ausschließen konnte, dass das Problem im Mundbereich liegt, sollten sich Patienten daher an einen Facharzt für innere Medizin wenden.
Neben organischen Ursachen kann Mundgeruch auch infolge von Mundtrockenheit und einem zu geringen Speichelfluss auftreten. Wer zu wenig trinkt, hat häufig einen trockenen Mund. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Bluthochdruckmittel oder Antidepressiva, kann den Speichelfluss hemmen. Zudem kommt es bei Frauen hormonell bedingt in den Wechseljahren zu einer reduzierten Speichelproduktion. Ist der Mundraum zu trocken, können sich Bakterien leichter vermehren.
Ausreichend trinken kann helfen
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist daher wichtig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt, täglich rund 1,5 Liter Wasser zu trinken. Zimmerwarmes Wasser und warme Tees sind magenschonend, können den Magen beruhigen und die Verdauung anregen.
Beliebt sind Tees mit Salbei, Fenchel, Kümmel, Anis und Kamille. Die in den Tees enthaltenen ätherische Öle können zudem helfen, dem Mundgeruch bis zu einem gewissen Maße entgegenzuwirken. Regelmäßiges Trinken spült zugleich den Mund und die Speiseröhre.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa
- www.bmjopen.bmj.com:: "Efficacy of probiotics in the management of halitosis: a systematic review and meta-analysis", in: BMJ open 12/2022
- www.dge.de: "Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE), aufgerufen am 30.12.2022)
- www.gesundheit.gv.at: "Mundgeruch". Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreich, Stand: 8.12.2018