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Corona-Politik: So gefährlich kann Chinas Versagen für uns werden


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Verfehlte Corona-Politik
So gefährlich kann Chinas Versagen werden


Aktualisiert am 06.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Hongkong: Nach einer Demonstration liegt eine Frau regungslos auf dem Boden. (Quelle: IMAGO/Ben Marans)

Um die Bevölkerung zu beruhigen, lockert China seine No-Covid-Strategie. Das könnte nicht nur für seine Einwohner fatale Folgen haben.

Für uns wirken die Nachrichten und Bilder aus China immer wieder befremdlich: Millionenstädte werden abgeriegelt und in den Lockdown geschickt. In Deutschland diskutiert man längst darüber, ob sich das Coronavirus hierzulande im Übergang zum endemischen Zustand befindet – ein Erfolg der Impfungen und der schrittweisen Öffnungen, um auch Infektionen und damit eine kontrollierte Durchseuchung zuzulassen.

China setzte im Umgang mit dem Coronavirus lange auf einen ganz anderen Weg: möglichst keine Infektionen zulassen. Ein Grund dafür: Die Impfkampagne war vor allem in der älteren Bevölkerung nicht erfolgreich. Und auch die Impfstoffe aus der eigenen Produktion gelten als nicht so effektiv wie die westlichen mRNA-Vakzine. Nach Protesten lockert das Land nun seine No-Covid-Strategie.

In einigen Städten öffnen Einkaufszentren, Märkte und Restaurants wieder. Öffentliche Verkehrsmittel dürfen fortan auch ohne negativen Test benutzt werden. Damit wird es zu wesentlich mehr Infektionen kommen, als die ohnehin fragwürdigen offiziellen Zahlen es bislang ausweisen.

Überlastung des Gesundheitssystems droht

Nach Auskunft der Regierungsbehörden sind in China über 90 Prozent der Bevölkerung geimpft, allerdings wesentlich weniger geboostert. Und gerade bei älteren Menschen gibt es Impflücken. Da bislang kaum Infektionen zugelassen wurden, trifft das Virus in dem Land vor allem unter den Älteren auf viele Immunnaive, also auf Menschen, die mit dem Virus noch nicht in Kontakt gekommen sind.

Das kann fatale Folgen haben. "Dies geht einher mit den gleichen Problemen, wie wir sie auch aus den vergangenen fast drei Jahren kennen, wenn kaum Maßnahmen bestehen: hohe Krankheitslasten und mögliche Überlastungen des Gesundheitssystems. Das ist bei einer solch großen Bevölkerung wie in China auch mit Omikron nicht sehr viel anders", erklärt Dr. Björn Meyer vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Magdeburg.

Warnung vor Gefährdung der Weltgesundheit

Und das prognostiziert auch der Mathematiker Kristan Schneider, der die Pandemie modelliert: "China kann jetzt nicht zu sehr lockern. Aufgrund der geringen Impfquote in der älteren Bevölkerung käme es zu vielen Todesfällen." Experten gehen davon aus, dass es daher vor März keine grundlegende Kehrtwende der No-Covid-Strategie geben wird. "Man wird den Winter abwarten und muss jetzt Impflücken bei den Risikogruppen schließen bzw. den Impfschutz auffrischen, dann schaut die Welt vielleicht schon wieder ganz anders aus", so Schneider.

Doch auch die schrittweise Öffnung im bevölkerungsreichsten Land der Welt kann sich verheerend auswirken – und zwar nicht nur für China selbst. Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb warnt vor einer Gefährdung der Weltgesundheit. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärte er, dass in einer Bevölkerung, in der so viele keine Booster-Impfungen hätten und über geringere Immunität verfügten, die Gefahr groß sei, dass sich das Virus stark verbreite und dadurch weiter mutiere. "Das kann für uns alle negative Folgen haben".

Je mehr Infektionen, desto mehr Mutationen

Das bestätigt auch Kristan Schneider: "Selbst wenn die älteren Menschen in China geimpft wären, würde das Land mit seiner riesigen Bevölkerung und seiner Bevölkerungsdichte bei einer kompletten Öffnung die Geschwindigkeit massiv erhöhen, mit der neue Mutationen auftauchen." Man könne aber nicht mit Sicherheit sagen, ob diese neuen Mutationen gefährlicher oder harmloser sind. "Bisher hat China in der Pandemie Zeit gewonnen, aber um einen sehr hohen Preis. Jetzt ist es eine Sache des epidemiologischen Geschicks, den optimalen Zeitpunkt zu erwischen, um mit minimalem Schaden schrittweise in die Normalität zurückzukehren."

Klar ist: Je mehr Infektionen es gibt oder sie zugelassen werden, desto wahrscheinlicher sind Virus-Mutationen, die sich erfolgreich gegen bereits bestehende Varianten durchsetzen können, etwa, weil sie einen Übertragungsvorteil haben.

Die Pandemie geht in die nächste Runde

Björn Meyer: "Würde man alle Maßnahmen fallenlassen, würde dies dazu führen, dass rund 1,4 Milliarden Menschen zusätzlich am globalen Infektionsgeschehen teilnehmen und dadurch generell die Evolution des Virus beschleunigt wird und komplexer wird. Es ist nie auszuschließen, dass der Immunschutz, den wir hierzulande durch Impfungen und Vorinfektionen aufgebaut haben, durch irgendwelche neuen Varianten unterlaufen wird. Wenn China öffnet, geht die Pandemie in die nächste Runde. Wir werden sehen, ob wir mit einem blauen Auge davonkommen."

Öffnet China, könnten uns also wieder neue – eventuell sogar schlimmere – Varianten heimsuchen. Das bestätigt auch der Berliner Virologe Christian Drosten: "Ich würde nicht ausschließen, dass dort in puncto Evolution noch einmal ein Sprung passiert."

Der Virologe Alexander Kekulé erklärte im Gespräch mit t-online: "Diese Entwicklung können wir nur im Auge behalten, wenn wir trotz der angespannten politischen Beziehungen mit der Volksrepublik einen Kommunikationsweg für wissenschaftliche Erkenntnisse aufrechterhalten, eine Art "Rotes Telefon" für die Pandemiebekämpfung."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Science Media Center
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