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Wie gefährlich ist die siebte Corona-Welle? Und wer ist betroffen?


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Krankenhaus-Inzidenz steigt rasant
Wie gefährlich ist die siebte Corona-Welle?


Aktualisiert am 10.10.2022Lesedauer: 4 Min.
Eine Intensiv-Pflegerin versorgt einen schwer an Corona erkrankten Patienten auf der Intensivstation des Klinikums in Fulda.Vergrößern des Bildes
Eine Intensiv-Pflegerin versorgt einen schwer an Corona erkrankten Patienten auf der Intensivstation des Klinikums in Fulda (Archivbild). (Quelle: Boris Roessler/dpa./dpa)

Die Infektionszahlen steigen und mit ihnen auch die Hospitalisierungsrate. Welche Personengruppe muss ins Krankenhaus oder auf die Intensivstation?

Deutschland im dritten Corona-Herbst: Seit einigen Wochen sehen wir wieder einen steilen Aufwärtstrend bei den Infektionszahlen. Angesichts der veränderten Teststrategie, bei der praktisch nicht mehr flächendeckend getestet wird, sind sie erstaunlich hoch.

Genau davor hatten Experten gewarnt, und sie geben zu bedenken, dass die Inzidenzen, die ja lediglich positive PCR-Tests listen, bei Weitem nicht das ganze Infektionsgeschehen abbilden. Der Mathematiker Kristan Schneider, der die Pandemie modelliert, erklärte im Gespräch mit t-online: "Wir können, das wissen wir von Abwassertests, davon ausgehen, dass die Dunkelziffer um das Drei- bis Fünffache höher ist."

Sorge bereitet den Wissenschaftlern und auch der zuständigen Behörde, dem Robert Koch-Institut, der Anstieg der Hospitalisierungsrate. Immer mehr Menschen mit einem positiven PCR-Test werden im Krankenhaus behandelt. (Die aktuellen Zahlen finden Sie hier.)

Immer mehr Patienten im Krankenhaus

Wie ist dieser Anstieg zu erklären? Nach wie vor sind es offenbar vor allem Menschen aus einer bestimmten Gruppe, die wegen Covid-19 auf Intensivstationen liegen. Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa): "Vor allem die Menschen, die nicht vollständig geimpft und über 60 Jahre alt sind und relevante Vorerkrankungen haben." Seit zwei Wochen nehme die Zahl der intensivpflichtigen Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen wieder zu.

"Das ist leider nicht so überraschend", erklärt Kristan Schneider, Mathematikprofessor an der Hochschule Mittweida. "Zum einen kommt bei einem sehr hohen Infektionsgeschehen, das auch nicht mehr durch Gegenmaßnahmen gebremst wird, das Virus auch immer bei den vulnerablen Gruppen an. Das ist nicht zu vermeiden."

Klar ist, der Schutz der Impfungen vor schweren Krankheitsverläufen ist gut, scheint jedoch – nach neueren Studien – im Verlauf der Zeit auch massiv abzunehmen, vor allem bei Älteren. Vor der Infektion mit der aktuell dominanten BA.5-Variante schützen die Vakzine faktisch kaum noch. Damit sind viele Ältere oder Immungeschwächte gefährdet. Die neuen, modifizierten Impfstoffe sollen hier Abhilfe schaffen.

Doch der nachlassende Immun- und Impfschutz ist nur ein Teil der Erklärung. Denn die RKI-Statistik krankt nach wie vor auch an einem ganz anderen und bereits sehr alten Problem.

Wer dort liegt, ist unklar

Schneider: "Was bis heute nicht möglich ist, ist auszuweisen, wer mit Covid oder wegen Covid behandelt wird." Das heißt: Es ist unklar, wer wegen eines schweren Corona-Krankheitsverlaufs im Krankenhaus behandelt (oder sogar intensivmedizinisch betreut) werden muss und wer wegen ganz anderer Krankheiten oder Unfällen therapiert wird, bei dem aber ein positiver Test vorliegt.

Schneider: "Für Krankenhäuser macht das zwar wenig Unterschied, denn der notwendige Isolationsaufwand macht die Behandlungen gleichermaßen arbeitsintensiv, aber für das Wissen um die Gefährlichkeit einer Variante ist die Unterscheidung sehr wichtig. Je höher das Infektionsgeschehen, desto wahrscheinlicher ist es, dass jemand ins Krankenhaus kommt und dort positiv getestet wird – aus welchen Gründen er eingeliefert wurde, ist dabei weiterhin nicht klar."

Diese Daten wären relevant, werden aber nicht erhoben. "Diese Problematik ist in Deutschland so alt wie die Pandemie und sie verzerrt die Daten einfach erheblich", so Schneider. "Seit Monaten, wenn nicht Jahren, wird hier auf eine Verbesserung gedrungen. Zuletzt hieß es, das neue, seit Anfang des Monats geltende Infektionsschutzgesetz soll hier Abhilfe schaffen. Passiert ist bislang offenbar noch nichts."

Wer dort im Krankenhaus behandelt wird, ist also weitgehend unbekannt. In seinem Wochenbericht gibt das RKI den Hinweis, dass weiterhin "hochaltrige Personen ab 80 Jahren am stärksten von schweren Krankheitsverläufen" betroffen sind.

Sorge um Personalausfall

Klar ist: Vor allem in Bayern und im Saarland steigen derzeit die Infektions- und Hospitalisierungszahlen. Einige Kliniken in Bayern haben bereits planbare Operationen verschoben. Allerdings sagt die bundesweite Statistik, dass etwa nur 6,5 Prozent der verfügbaren Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt sind.

Nicht die hohe Bettenauslastung ist derzeit also das Problem. "Die größte Sorge von uns Intensivmedizinern gilt, wie auch schon in diesem Sommer, den vielen Ausfällen von Mitarbeitenden durch Covid-19, die mit Symptomen nicht arbeiten können, sich aber auch ohne Symptome natürlich isolieren müssen", so Divi-Präsident Marx. "Ohne diese Mitarbeitenden kann der reguläre Betrieb auf den Intensivstationen und auch in den Notaufnahmen wie Normalstationen nicht aufrechterhalten werden. Wir haben dann also wieder weniger betreibbare Betten, werden wieder OPs verschieben müssen."

Keine guten Aussichten auf die kalte Jahreszeit. Zumal das neue Infektionsschutzgesetz die Verantwortung zur Eindämmung des pandemischen Geschehens weitgehend in die Hände der Länder legt. Schneider: "Wann sollen denn nun beispielsweise aktuell das Saarland oder Bayern handeln, um Schlimmeres zu verhindern? Das ist nicht klar und wurde nicht klar geregelt. In Österreich verdoppelte sich die Zahl der Covid-Intensivpatienten in den letzten zwei Wochen. Bei einer weiteren Verdoppelung kann es wieder zur Verschiebung von OPs kommen. Das lässt nichts Gutes erahnen."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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