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Was ist Histamin und was macht es im Körper?


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Kurz erklärt
Was ist Histamin und was macht es im Körper?


18.11.2022Lesedauer: 2 Min.
Rotwein und KäseVergrößern des Bildes
Histamin kommt in vielen Lebensmitteln vor, wird aber auch vom Körper selbst produziert. Welche Funktion hat es dort? (Quelle: artisteer/getty-images-bilder)
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Viele kennen Histamin im Zusammenhang mit Unverträglichkeiten oder auch Allergien wie Heuschnupfen. Doch was ist Histamin eigentlich?

Histamin ist ein Stoff, der in vielen Lebensmitteln vorkommt, aber ebenso eine vom Körper selbst gebildete Substanz, die vielfältige Aufgaben hat. So beeinflusst Histamin etwa die Durchblutung, den Schlaf-wach-Rhythmus oder Entzündungsprozesse. In großen Mengen kann Histamin gesundheitliche Beschwerden hervorrufen.

Körpereigenes Histamin

Im Körper wird Histamin in verschiedenen Zellen aus der Aminosäure Histidin hergestellt, so etwa in den zum Immunsystem gehörigen Mastzellen, aber auch in Zellen des Magen-Darm-Trakts, der Bronchien und der Schleimhäute. Dort wird es in kleinen Bläschen gespeichert und unter bestimmten Bedingungen schlagartig freigesetzt: Im Rahmen einer allergischen Reaktion beispielsweise entlassen die Mastzellen das in ihnen gespeicherte Histamin.

Was macht Histamin im Körper?

Histamin ist als Gewebehormon und Neurotransmitter an vielen Prozessen im Organismus beteiligt. Rezeptoren für Histamin finden sich fast überall Körper, sogar im Gehirn.

Fachleute unterscheiden vier verschiedene Typen von Histamin-Rezeptoren (H1, H2, H3 und H4). Diese können bei einer Bindung von Histamin unterschiedliche Effekte zur Folge haben:

  • H1-Rezeptoren: Kommen fast im gesamten Körper vor. Mögliche Effekte u. a. erweiterte Blutgefäße, verengte Atemwege (Atemnot), beschleunigter Puls, Juckreiz, Schmerzen.
  • H2-Rezeptoren: Kommen vor allem in Zellen der Magenschleimhaut, der glatten Muskulatur und am Herzen vor. Mögliche Effekte u. a. vermehrte Abgabe von Magensäure, niedriger Blutdruck, Hautrötung, Kopfschmerzen, beschleunigter Puls, verengte Atemwege.
  • H3-Rezeptoren: Finden sich vor allem im zentralen Nervensystem. Mögliche Effekte u. a. veränderter Schlaf-wach-Rhythmus sowie Einfluss auf Nervenzellen und die Freisetzung von Neurotransmittern daraus (wie Histamin, Dopamin, Serotonin, Noradrenalin).
  • H4-Rezeptoren: Finden sich vor allem im Knochenmark und in Blutstammzellen im Blut. Mögliche Effekte u. a. veränderte Regulation des Immunsystems (wie verstärkte Immunantwort).

Unmittelbar spürbar wird die Wirkung von körpereigenem Histamin für viele Menschen unter anderem bei allergischen Reaktionen. Denn der Kontakt zu bestimmten Allergenen (wie Pollen, Tierhaaren oder Hausstaub) bewirkt, dass das in Mastzellen gespeicherte Histamin schlagartig austritt.

Bei den Betroffenen setzen als Folge oft innerhalb kürzester Zeit typische Allergiesymptome ein, wie etwa tränende oder juckende Augen, eine verstopfte oder laufende Nase, Reizhusten, Atemnot oder Ausschlag. Ein wirksames Gegenmittel sind hier Allergiemittel aus der Gruppe der H1-Antihistaminika (wie Cetirizin, Loratadin).

Histamin im Essen

Histamin kommt zudem in vielen Lebensmitteln vor. Meist in solchen, bei deren Herstellung Mikroorganismen wie Bakterien oder Hefen eine Rolle spielen (wie bei Gärprozessen). Aber auch aufgrund von längeren (oder unsachgemäßen) Lagerungsprozessen kann Histamin in der Nahrung entstehen, wenn Bakterien im Laufe der Zeit Eiweißbestandteile zu Histamin abbauen. Zu den histaminreichen Lebensmitteln zählen beispielsweise lang gereifter Käse, Rotwein oder Sauerkraut.

Wird Histamin mit dem Essen aufgenommen, bereitet das im Regelfall jedoch keine Probleme. Denn es wird im Darm mithilfe des Enzyms Diaminoxidase (DAO) abgebaut. Bei manchen Menschen funktioniert der Abbau allerdings nicht richtig, sodass Histamin in den Körper übergehen und vielfältige Beschwerden auslösen kann, von Magen-Darm-Beschwerden über allergieähnliche Anzeichen bis hin zu Kopfschmerzen und Müdigkeit. Fachleute sprechen dann von einer Histaminintoleranz (Histaminunverträglichkeit).

Gut zu wissen

Chemisch gesehen zählt Histamin zu den sogenannten biogenen Aminen. Die DAO baut im Darm jedoch nicht ausschließlich Histamin, sondern auch andere biogene Amine ab. Das kann zu einer Konkurrenzsituation führen, wenn das Essen neben Histamin auch einen hohen Anteil anderer biogener Amine enthält. Denn beim Abbau haben diese Vorrang.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Histamin". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 18.11.2022)
  • "Biochemistry, Histamine". Online-Informationen von StatPearls: www.statpearls.com (Stand: 8.5.2022)
  • "Histaminintoleranz". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 29.3.2022)
  • "Histaminintoleranz". Online-Informationen des Bayrischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz: www.vis.bayern.de (Stand: 31.8.2021)
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie: "Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 061/030 (Stand: 31.7.2021)
  • "Histaminintoleranz". Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Stand: 20.9.2018)
  • Maintz, L., et al.: "Histamine and histamine intolerance". The American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 85, Iss. 5, pp. 1185-1196 (2007)
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