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Sonne und Haut: Flecken als Warnsignal vor zu viel Strahlung


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Schauen Sie auf Ihre Haut
Altersflecken sind Sonnenflecken

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

21.09.2024Lesedauer: 5 Min.
imago images 0382318058Vergrößern des Bildes
Vorsicht: Sonnencreme hilft, schützt die Haut aber nicht komplett. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Sirijit Jongcharoenkulchai/imago)

Noch immer gilt knackige Bräune am Ende des Sommers als Schönheitsideal. Dabei hat die Sonneneinstrahlungen auf der Haut teils schwerwiegende Folgen, nicht nur in Form von Flecken.

"Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß …" – Rainer Maria Rilke, dem wir die wunderbar melancholischen Verse verdanken, war bekanntermaßen kein Dermatologe, sondern Poet. Trotzdem denken viele meiner Kollegen und ich gerade jetzt wieder an die erste Zeile seines Herbstgedichts.

Erfreulich: In den Touristenhotspots waren in diesem Jahr mehr und mehr Leute mit richtigen Sonnenschirmen unterwegs. Nicht etwa mit zweckentfremdeten Regenschirmen, es waren ganz speziell bespannte, beschichtete und vor UV-Licht und Hitzestrahlung schützende Exemplare.

Weniger erfreulich: Bei anderen gilt knackige Bräune immer noch als erstrebenswert, als Zeichen unerschütterlicher Gesundheit. Auch diesen Sommer hat also wieder manche Haut einiges mitgemacht, was eigentlich auf keine Menschen-Haut geht.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Sonne und Flecken gehören zusammen wie Licht und Schatten. Nicht umsonst heißen die hellbraunen fröhlichen Spritzer, die die Sonne ins Gesicht zaubert und die im Winter verblassen, Sommersprossen. Sie stehen meist für eine erhöhte Sonnenempfindlichkeit. Rothaarige, die oft mit Sommersprossen beschenkt sind, haben allerdings das rötliche Pigment Phäomelanin und nicht das robuste Eumelanin. Es schützt sie auch nicht effektiv genug vor Sonneneinstrahlung.

Die Sommersprossen sind Farbtupfer, eine fleckige Anhäufung des Farbstoffs Melanin, produziert durch die Pigmentzellen, Melanozyten, die sich in der Verantwortung sehen, das Erbgut der anderen Hautzellen vor den zerstörerischen UV-Strahlen zu schützen. Melanin wirkt wie eine Sonnencreme und ein Sonnenschirm zugleich. Alle Wellenlängen werden absorbiert und Wärmestrahlung abgefangen. Die Pigmentzellen sitzen in der Basalzellschicht, an der unteren Seite der Oberhaut (Epidermis) verstreut. Sie sind in Größe, Form und Zahl bei hellen und dunklen Hauttypen gleich.

Dunkelhäutige produzieren allerdings 600 Pigmentkügelchen pro Melanozyt, Hellhäutige nur zwei bis zwölf Kügelchen. Außerdem sind die Kügelchen bei dunkler Haut größer. In puncto Schönheit gehen die Meinungen beim Thema Sommersprossen stark auseinander. Die einen sind – schlagerbekannt – "ja so verschossen in deine Sommersprossen", andere mögen sie überhaupt nicht und lassen sie sich lieber mit allerlei Lasermethoden wegschießen.

Altersflecken sind Sonnenflecken

Gleiches gilt für andere Punkte und Flecken, die die Haut hervorbringen kann. Altersflecken beispielsweise installiert die sonnengeschädigte Haut als eine Art Stoppschild gegen weitere UV-Einstrahlung – sie prangen deutlich sichtbar im Sommer wie im Winter auf Hautarealen, die von der Sonne am stärksten malträtiert werden. Man sollte sie daher in Sonnenflecken umbenennen, was auch der Patient in aller Regel bereitwilliger annimmt als Altersflecken. In diesen Stoppschildflecken findet sich neben Melanin das Abnutzungspigment Lipofuszin, also oxidierte Proteine, Lipide und andere zelluläre Abfallstoffe, die durch UV-Strahlung vorgealtert sind.

Die Flecken signalisieren uns sehr deutlich, dass sie weitere Sonneneinstrahlung einfach nicht mehr hinnehmen wollen, weil unser lebenslanger Pro-Kopf- bzw. Pro-Haut-Verbrauch an UV-Strahlung längst ausgereizt ist. Die Frage ist nur, ob wir uns davon beeindrucken lassen. Tatsache ist: Die Regionen, die nicht ständig der Sonne ausgesetzt waren, wie etwa der Po, sind nicht von diesen Sonnenflecken betroffen. Es sind ja eben auch keine Altersflecken, denn der Po ist ja genauso alt wie Ihr Gesicht. Daher ist "Arschgesicht" eigentlich ein Kompliment.

Kaffee, Linsen oder Cayenne-Pfeffer?

Die dritte Sorte brauner Flecken sind Leberflecken. Sie sind angeborene oder im Laufe des Lebens erworbene Nester von Melanozyten, die in der Oberhaut, der Lederhaut oder in der Grenzzone zwischen den beiden Schichten liegen. Bei ihnen handelt es sich um gutartige Pigmentzelltumore. Diese eher oberflächlichen Gesellen haben einen hell- bis mittelbraunen Farbton, die tiefgründigeren Kollegen wirken graublau, die unentschiedenen sind mittel- bis dunkelbraun. Wir haben als Dermatologen schöne Worte für diverse Flecken:

Große hellbraune sind "Café-au-lait", kleine rundliche heißen "Linsenflecken", getupfte Leberflecken nennen wir "Cayenne-Pfeffer-artig" gesprenkelt. "Leberflecken" erinnern zwar von der Farbe her an die braune Leber, haben aber sonst mit diesem Organ gar nichts zu tun.

Viele entstehen erst im Laufe des Lebens oder werden dann erst sichtbar. Zuvor haben sie sich jahrelang in der Tiefe des Gewebes getummelt, bevor sie eines Tages hervorploppen. Das geschieht in der Regel bis zum Alter von etwa 30 Jahren. Auch in der Schwangerschaft können noch ein paar nach oben kommen. Ab 50 Jahren verabschieden sie sich oft auch wieder und tauchen in die Tiefen des Gewebes ab.

Der Grund ist unbekannt

Muttermale sind übrigens angeborene Leberflecke. Die meisten Menschen haben höchstens 30 bis 40 Leberflecke, 15 Prozent kommen aber auf mehr als 100. Warum es überhaupt Leberflecke gibt, ist bisher unbekannt. Kein Mensch braucht sie.

Zum Trost aller, die etwas mehr Zeit brauchen, um ihre Leberflecken zu zählen: Britische Forscher haben entdeckt, dass sowohl die Hautalterung als auch "Vergreisungserscheinungen" wie die Osteoporose bei den Gepunkteten viel später eintritt als bei den Makellosen, jenen Menschen mit sehr wenigen Flecken.

Der Grund für diesen Sieg nach Punkten liegt in den Endstücken der Chromosomen, den sogenannten Telomeren. Die Chromosomen tragen unser Erbgut in aufgewickelter Form, wobei die Telomere die Enden der Chromosomen wie Kappen schützen. Sie werden im Alterungsprozess Schritt für Schritt verbraucht, solange, bis sich die Zellen schließlich nicht mehr teilen oder absterben. Große Telomer-Reserven und daher ein größeres Reservoir für mehr jugendliche Langlebigkeit hat man dagegen bei Menschen mit vielen Leberflecken entdeckt.

Schwarzer Hautkrebs nicht immer auf der Haut

Leberflecke sind zwar gutartige Tumore, sie können aber zu schwarzem Hautkrebs entarten. Auch die normalen Melanozyten, die ja überall in der Haut liegen, können entarten. Auf 10-12 Basalzellen in der Oberhaut kommt ein Melanozyt. 900-1.500 Melanozyten pro Quadratmillimeter, im Gesicht sogar bis zu 2.000, im Genitalbereich bis zu 2.400, an Hand- und Fußflächen dagegen nur 100-200.

Ein Melanozyt gibt über fingerartige Ausläufer Pigment an 30-40 Hornzellen der Umgebung ab. Deshalb verbringen Hautärzte auch den größten Teil ihres Tages damit, sorgenvoll die Leberflecken ihrer Patienten anzuschauen. Leider liegen manchmal auch verstreute entartete Melanozyten im Auge, in Lymphknoten, im Darm oder in inneren Organen, weshalb in ganz seltenen Fällen schwarzer Hautkrebs auch außerhalb der Haut entstehen kann.

Mediziner sprechen vom malignen Melanom. Hier gilt besonders zu beachten, dass zu viel Sonne beziehungsweise ultraviolettes Licht die Entartung von Leberflecken mitunter noch anheizt. So viel nur zum Thema knackige Bräune. Sie macht die Haut alt und steigert das Hautkrebsrisiko für weißen und schwarzen Hautkrebs.

Tabu Solarium

Schwarzer Hautkrebs, rechtzeitig erkannt, lässt sich meist gut behandeln. Zur Vorbeugung werden Dermatologen auch im nächsten Sommer wieder – er kommt bestimmt – unablässig dazu auffordern, die starke Sonne in den Stunden zwischen 11 und 15 Uhr zu meiden und Schutz im Schatten oder unter dem Sonnenschirm zu suchen. Die UV-Strahlung ist hier nicht völlig ausgeschaltet, aber vermindert. Lichtundurchlässige Kleidung, eine Sonnenbrille mit UV-Schutz-Glas und Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor schützen zusätzlich.

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All das gilt besonders für Kinder. Von innen helfen Pflanzenfarbstoffe wie Betacarotin aus dem Möhrensaft oder Astaxanthin aus der Grünalge, das für die Farbe von Lachs und Flamingo zuständig ist. Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren sowie eine gesunde Darmflora helfen ebenfalls, die Haut zu schützen.

Ganz gleich, ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter: Machen Sie einen großen Bogen um Solarien. Ab einem Alter von 35 Jahren (bei manchen Kassen glücklicherweise auch schon früher) können gesetzlich Versicherte im Turnus von zwei Jahren ein Hautkrebs-Screening in Anspruch nehmen. Suspekte Flecken bitte unverzüglich vorzeigen.

Bleiben Sie Ihrem größten Organ gewogen und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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