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Erogene Zone Haut: So machen Berührungen uns glücklich und schön


Meinung
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Erogene Zonen
Eine Berührung genügt

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

20.07.2024Lesedauer: 4 Min.
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Hals und Nacken gehören zu den erogenen Zonen – bei Frauen wie Männern. (Quelle: puhhha/getty-images-bilder)
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Unsere Haut reagiert hochsensibel auf verschiedene Berührungen und spielt daher beim Sex eine entscheidende Rolle. Wie das funktioniert, erklärt unsere Kolumnistin Dr. Yael Adler.

In der Vergötterung von Liebe und Sex kannten die Griechen keine halben Sachen: Er trägt den Namen Eros, und weil den alten Griechen das offenbar noch nicht genug war, definierten sie Eros auch gleich noch als philosophische Kategorie – als Form des Begehrens, des starken Verlangens! Sprachliche Entlehnung aus dem Griechischen verleiht jedem Gegenstand eine gewisse akademische Würde – wie schön, man kann deshalb heute völlig unbefangen über erogene Zonen reden. Denn das sind nicht etwa geografische Landstriche, in denen besonders die Post abgeht, sondern ganz bestimmte Regionen auf der Haut, unserem größten Organ, in denen Berührung und Liebkosung gesteigerte Lust erzeugen kann.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Sex, Erotik und Haut gehören untrennbar zusammen. Weniger Erfahrene oder Interessierte kommen da lediglich bei Brustwarzen und Genitalien an, aber man sollte beim Sex nicht stur den Weg von A nach B gehen. Dafür hat Sex für uns Menschen eine viel zu große Bedeutung, die natürlich weit über die Fortpflanzung hinausgeht: Sex hat biochemisch und neurowissenschaftlich messbare Konsequenzen für unser gesamtes Sein, für unsere Gesundheit und unser Gemüt.

Transportweg dieses Wohlbefindens ist ein Netz von Nervenbahnen mit Millionen Neuronen, das unseren Körper durchzieht. Wohlige Sinneswahrnehmungen oder sexuelle Berührungen, die uns reizen, werden darüber an unser Gehirn gemeldet.

So viele erogene Zonen

Die Nervenempfangsstellen agieren zwar flächen-, also hautdeckend, sind aber an bestimmten Körperstellen höher konzentriert, die für "besondere" Empfindungen spezialisierter sind als andere. Daher fühlen wir so gut in den erogenen Zonen: Neben Genitalien und Brustwarzen gehören dazu Lippen und Mund, Hals und Nacken, die Ohren ... Erfolge werden allerdings auch von den Innenseiten der Oberschenkel gemeldet, der Gegend der Fußsohlen, vom Rücken oder einfach vom Bauch. Der besondere Reiz liegt darin, dass man das mit dem jeweiligen konkreten Sexpartner ganz individuell experimentell erforschen sollte.

Berührung, Streicheln, Vibration: Unsere Haut ist so reichhaltig mit sensiblen Sensoren ausgestattet, dass alles registriert, verarbeitet und verwendet wird.

Frauen fühlen etwas intensiver

Wenn unser Gehirn dann bei Laune ist, beteiligt es sich mit seinen Fantasien, und hier ist auch noch mal vieles möglich – egal, ob die eine sich nackt in eine Autowaschanlage träumt, oder ein anderer gern lang anhaltend den großen Zeh seines Partners im Mund haben möchte. Und schon haben wir die drei Hauptverantwortlichen für das Einleiten und Auslösen eines Orgasmus: Genitalien, Haut und Hirn – der Erfolgsdreier für gelungenen Sex!

Sonderbarerweise werden die erogenen Zonen der Haut erst seit 2012 systematisch untersucht, mit dem Ergebnis, dass sie sich bei Männern und Frauen kaum unterscheiden. Frauen fühlen allenfalls Berührungsreize etwas intensiver als Männer. Erogene Zonen scheinen weder Sozialisation, sexuelle Orientierung noch Nationalität zu kennen. Es ist somit möglich, beim Liebesspiel international erfolgreich seinen Partner zu beglücken, ohne vorher einen Einführungskurs zum Thema regionale Gepflogenheiten zu besuchen. Rassismus ist auch hier ein- für allemal out!

Allerdings ist eine erogene Zone nur dann eine solche, wenn der Berührte auch emotional in der Stimmung dazu ist. Ansonsten floppen die Avancen.

Sex macht die Haut schön

Die Natur hat zahllose Tricks auf Lager, um die Balance zwischen unserem Körper und unserer Psyche herzustellen. Die Haut wiederum spiegelt allerlei körperliche Zustände wider und verrät auch etwas über unser Sexualleben: Spricht ein Mann mit einer für ihn attraktiven Frau, steigen seine Testosteronwerte im Speichel sofort an. Wenn wir sexuell erregt sind oder gar einen Orgasmus erleben, ist es, als ob in unserem Körper ein Hormonfeuerwerk zündet, das nicht nur beglückt und die allgemeine Gesundheit fördert, sondern auch die Haut schön macht.

Und wenn wir viele Sexualhormone in uns tragen, werden wir auch von anderen als attraktiver wahrgenommen. Frauen wirken auf Männer besonders um den Eisprung herum betörender, und wenn man nach längerer Abstinenz wieder in einer Beziehung ist und regelmäßig Sex hat, wird man plötzlich von weiteren potenziellen Interessenten umschwirrt, denn sie riechen, dass hier Vielversprechendes wartet.

Das bewirkt der Hormoncocktail

Beim Sex und bei Berührung der Haut wird im Gehirn Oxytocin ausgeschüttet, ein Botenstoff, der das sexuelle Interesse steigert, Ängste löst, Schmerzen lindert, beruhigt und unsere soziale Bindung fördert. Der freigesetzte Hormoncocktail aus Dopamin, Endorphinen, Serotonin, Prolaktin und Vasopressin macht glücklich, entspannt, ausgeglichen und erfüllt. Wir fühlen uns belohnt. Auch Adrenalin steigt mit wachsender Erregung, schärft unsere Sinne und macht wach.

Der Östrogenanstieg durch Sex bekämpft bei Frauen Pickel, macht das Haar dichter, sorgt für eine glattere Haut. Testosteron wiederum fördert die männliche Muskulatur, den Bartwuchs, aber auch den Haarausfall am Kopf, weshalb junge Männer, wenn sie ihre erste richtige Freundin haben, oft ein paar Haare mehr lassen.

Zudem vermindert Sex das Risiko für Herzinfarkt und Osteoporose, reduziert Depressionen, formt den Körper und macht Frauen weiblicher und Männer männlicher.

Und dazu kommt noch die Psychologie

Wenn man all das so liest, sollte einem klar werden, dass es nicht so wichtig ist, ob Brüste groß, Penisse gerade und Schamlippen symmetrisch sind. Es sind Stimmung und Fantasien, innere Bereitschaft und Leidenschaft, die Menschen zueinander bringen oder voneinander abhalten. Es sind biochemische Kriterien – wie man riecht, welchen Hormoncocktail man auffährt, wie es um das Immunsystem bestellt ist −, ob all das gut zum Partner passt. Auch psychologische Kriterien sind bedeutsam, nämlich, wie der andere an die eigenen frühkindlichen Erfahrungen andockt, da man sich meist Partner sucht, die in irgendeiner Form an die bewussten und vor allem an die unbewussten Erinnerungen aus der Kindheit anknüpfen. Wenn all diese Faktoren stimmen, werden wir voneinander angezogen – für eine kurze Episode oder für viele gemeinsame Jahre.

Bleiben Sie also Eros-dynamisch, und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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