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Hautkrankheiten: Blutschwämmchen bei Babys entfernen lassen?


Hautveränderungen
Blutschwämmchen bei Babys besser entfernen lassen?

dpa, Ann-Kathrin Kerst

Aktualisiert am 10.03.2015Lesedauer: 4 Min.
Blutschwamm auf der Stirn einen BabysVergrößern des Bildes
Blutschwamm auf der Stirn einen Babys (Quelle: imago-images-bilder)

Etwa jedes zehnte Baby kommt mit einem oder mehreren Blutschwämmchen auf Kopf, Hals oder Rücken zur Welt. Bei den roten oder bläulichen, schwammartigen Flecken auf der Haut handelt es sich um gutartige Tumore der Blutgefäße. Das klingt gefährlich und sieht manchmal auch so aus, doch in der Regel ist ein Blutschwamm harmlos. Nur unter bestimmten Umständen ist eine Entfernung ratsam. Weitere häufige Hautveränderungen bei Babys werden in der Artikel-Show beschrieben.

"Während der Schwangerschaft werden die Blutgefäße des Kindes angelegt. Bilden sich zu viele Blutgefäße mit ungeordneter Struktur an einer Stelle, entsteht ein so genanntes Hämangiom", erklärt der Gefäßmediziner Norbert Weiss von der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA). Ihr Aufbau sei ähnlich der einer Bienenwabe: Die Gefäße bilden eine wabenartige Struktur mit Hohlräumen dazwischen.

Blutschwämmchen können sich auch auf Organen bilden

Betroffen sind meistens Kopf, Hals und Rücken des Kindes, seltener sind Blutschwämmchen auf den Organen. Besonders auf der Leber können sie sich bilden. Ein Drittel dieser Hämangiome ist angeboren, der Rest entsteht während den ersten Lebenswochen. Hat ein Kind mehrere Blutschwämme, sprechen Ärzte von einer Hämangiomatose.

An problematischen Stellen besser entfernen

In mehr als 85 Prozent der Fälle verschwinden Blutschwämmchen von selbst, was sich allerdings über Jahre hinziehen kann. hin. Wenn sie aber schnell wachsen oder an empfindlichen Stellen wie Augen, Nase, Lippen oder Po sitzen, müssen sie behandelt werden, rät die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie. Meist geschieht das per Laser, Vereisung oder mit dem Skalpell.

Neue Behandlungsmethode: Herzmittel gegen Blutschwämmchen

Es kann aber auch das Herzmittel Propranolol zur Behandlung der Blutschwämmchen eingesetzt werden. Dass der seit Jahrzehnten bekannte Blutdrucksenker dagegen wirksam ist, wurde vor einigen Jahren zufällig in Frankreich entdeckt. Seit April 2014 ist er in Deutschland dafür zugelassen. Eine im "New England Journal of Medicine" veröffentlichte Studie bestätigte, dass dies sicher und sinnvoll ist.

Mehr Mädchen als Jungen betroffen

Warum sich die Gefäße im Mutterleib falsch aufbauen und anlegen, wissen Mediziner nicht genau. "Es wird vermutet, dass die Hormone eine Rolle spielen und es auch eine erbliche Komponente gibt", sagt die Dermatologin Uta Schlossberger aus Köln. Wissenschaftlich bewiesen ist das aber nicht. Nur, dass mehr Mädchen als Jungen betroffen sind. Und dass die roten Flecken keine Schmerzen verursachen.

Nicht alle Blutschwämmchen verschwinden wieder

Sicher ist, dass sich die Gefäßanomalie von Kind zu Kind unterscheidet: in der Größe und Anzahl der Flecken sowie im Verlauf. Hämangiome verhalten sich vollkommen unterschiedlich - selbst, wenn sie am selben Kind sind. Ob ein Blutschwamm verblasst, anfängt zu wuchern oder so bleibt, wie er ist, kann im Vorfeld niemand sagen.

Hautärztin rät: beobachten und abwarten

Gerade diese unvorhersehbare Entwicklung macht es Eltern schwer, sich für oder gegen eine sofortige Behandlung zu entscheiden. Am häufigsten sind kleine Hämangiome, die sich meist komplett zurückbilden. Schlossberger rät Eltern abzuwarten.

Nötig ist eine Therapie nur, wenn der Blutschwamm besonders groß ist oder schnell wächst. Ratsam ist die Entfernung auch, wenn das Hautmal so erhaben ist, dass die Gefahr besteht, mit Kleidung daran hängen zu bleiben und es einzureißen. Wichtig ist auch, dass Kinder Blutschwämmchen nicht aufkratzen, da sich die Blutung des verletzten Gefäßes schwer stillen lässt.

Laser oder Eis gegen Blutschwämmchen

Haben die Eltern sich für die Therapie entschieden, gibt es mehrere Möglichkeiten. Am gängigsten ist die Laserbehandlung. "Die Energiezufuhr durch den Laser sorgt dafür, dass sich die Gefäße entzünden, verkleben und schließlich vernarben", erklärt Gefäßmediziner Weiss das Vorgehen. Durch die Vernarbung kann kein Blut mehr durch die Gefäße fließen - der Schwamm verblasst und verschwindet. Eine Kryotherapie, also das Vereisen des Hämangioms, funktioniert ähnlich.

Nur in Einzelfällen greifen Mediziner zum Skalpell. Zum Beispiel, wenn der Blutschwamm das Auge behindert oder so an der Lippe liegt, dass er das Essen erschwert. Medikamente werden noch seltener eingesetzt. Voraussetzung ist, dass der Schwamm so groß ist, dass er mit einer Operation nicht mehr entfernt werden kann oder durch eine OP eine deutlich sichtbare Narbe entstehen würde.

Wenn die Seele unter auffälligen Hautflecken leidet

Neben den medizinischen Faktoren spielt gerade bei großen Hämangiomen auch der psychologische Aspekt eine wichtige Rolle. Sitzt der rote Schwamm etwa auf der Nasenspitze des Kindes, ist Spott schon im Kindergarten programmiert. "Das häufigste Leid von Kindern mit Blutschwämmen sind die Hänseleien", erklärt der Psychologe Henrik Berth vom Universitätsklinikum Dresden. Deutliche Zeichen für eine psychische Belastung seien Weinen, Einnässen und Schlafstörungen. Ab einem gewissen Alter spricht das Kind auch darüber.

Was ist da auf meiner Haut? So erklärt man es dem Kind

Doch wie sollten Eltern reagieren, wenn ihr Kind eines Tages wissen will, was es eigentlich auf der Haut hat? Der Psychologe rät: "Ein Begriff wie Tumor ist Kindern sehr schwierig zu erklären. Eltern können ihrem Kind sagen, du hast da eine Beule, aber die ist nicht schlimm." Eine psychologische Betreuung sei nicht grundsätzlich nötig. "Der Gang zum Kinderarzt ist besser. Der entfernt den Fleck und dann ist das Problem aus der Welt geschafft." Doch auch hier gilt: Das Hämangiom kann von selbst verschwinden, eine Behandlung ist vielleicht nicht erforderlich.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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