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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kindergesundheit Kochen mit Kindern: Sicher in der Küche
Kinder möchten mithelfen - beim Putzen, beim Einkaufen und beim Kochen. Gerade kleine Kinder sind große Nachmacher und freuen sich, wenn sie sich nützlich machen können. Irgendwann ist die Phase vorbei und sie motzen, wenn sie den Tisch decken oder die Karotten schnipseln müssen. Nutzen Sie deshalb die Zeit, in der Ihr Kind noch Freude am Helfen hat und etablieren Sie so eine gemeinsame Kochkultur.
Das können schon die Kleinsten
Brettchen hinlegen, Küchenmaschine anmachen und Gemüse waschen können auch schon Dreijährige. Außerdem fördert die Arbeit in der Küche die Motorik und stärkt den Familienzusammenhalt. Unbeaufsichtigt sollten Sie Küchenneulinge allerdings nicht lassen. Denn der Umgang mit Küchengeräten und heißen Töpfen ist nicht ungefährlich und auch Sie als Eltern brauchen etwas Erfahrung, wenn Sie plötzlich kleine Helferlein haben. Wir sagen Ihnen, worauf Sie achten müssen, damit das Kochen nicht nur Spaß macht, sondern auch sicher ist.
Sicherheit ist das oberste Gebot
Natürlich sollten Sie Ihrem Dreijährigem nicht direkt das scharfe Küchenmesser in die Hand drücken. Doch lassen Sie ihn mit dem Sieb experimentieren, die Kartoffeln waschen oder die Sahne in den Topf schütten. Die meisten Kinder möchten mit den „normalen“ Küchengeräten hantieren. Das müssen Sie auch nicht unterbinden, aber unbedingt dabei bleiben und beobachten, was Ihr Kleiner oder Ihre Kleine damit anstellt. Eine Fünfjährige kann zum Beispiel schon einen Mixer halten - mit beiden Händen am Griff, damit nicht aus Versehen ein Fingerchen in die Schüssel rutscht. Achtung: Binden Sie die Haare Ihres Kindes zusammen, wenn sie eine gewisse Länge haben, damit sie sich nicht im Rührgerät verfangen. Bleiben Sie unbedingt dabei, halten Sie die Schüssel fest und greifen Sie beherzt ein, wenn der Mixer losgelassen wird.
Messer, Schere, Feuer, Licht...?
Sie können auch schon kleineren Kindern (ab drei Jahren) zeigen, worauf sie beim Schneiden achten müssen: Immer im Sitzen, auf einem sicheren Stuhl, auf geeigneter Unterlage und mit großer Sorgfalt. Wird mit dem Messer herumgefuchtelt ist es weg. Lassen Sie Ihr Kind anfangs nur mit einem Plastik- oder Buttermesser schneiden (Bananen kann es auch mit solchen Messern zerkleinern). Erklären Sie Ihrem Kind, dass es am besten immer vom Körper weg schneidet, um sich nicht zu verletzen und dass es immer beide Hände im Blick haben muss. Sonst rutscht die zweite Hand gefährlich nahe ans Schneidemesser. Außerdem sollten Sie auch darauf achten, was geschnitten werden soll. Tomaten beispielsweise sind glitschig und das Messer kann leicht abrutschen. Karotten sind schön lang, so dass Ihr Kind das Ende gut festhalten kann, ohne dass seine Hand in die Nähe des Messers kommen muss. Dafür ist sie allerdings recht hart und Ihr Kind braucht viel Kraft. Anfangs bieten sich neben Bananen deshalb Paprika an. Ist Ihr Kind dann größer und hat den sicheren Umgang gelernt, können Sie ihm auch schon mal eine Frühlingszwiebel oder einen Apfel zum Schneiden geben. Dabei bleiben sollten Sie allerdings auch noch bei geübten Kindern, bis sie mindestens sechs Jahre alt sind. Unter diesem Alter lassen sich die Kleinen noch sehr schnell ablenken und vergessen möglicherweise, dass sie ein Messer in der Hand halten.
Heiße Töpfe und Pfannen sind tabu!
Auch wenn Ihr Kind schon früh daran gewöhnt ist, mit Ihnen zu kochen: Der Backofen und die heißen Töpfe und Pfannen sind tabu! Nudeln ins Wasser, Kuchen raus holen, Pommes ins Frittierfett ist Mama- und Papaarbeit - da sollte es nichts zu rütteln geben. Das hat folgenden Grund: Ist Ihr Kind mal alleine in der Küche oder möchte es Ihnen gar morgens das Frühstück zaubern, wird es möglicherweise auch die Milch aufkochen oder das kochende Nudelwasser alleine vom Herd holen. Und das kann gefährlich werden. Bis etwa zum achten Lebensjahr sind Kinder nämlich noch stark impulsiv gesteuert. Das heißt, Kinder bis zu diesem Alter sind sehr leicht ablenkbar und " vergessen“ beispielsweise, dass die Milch auf dem Herd steht. Kocht die Milch dann über, sind die wenigsten Kinder in der Lage, sicher zu reagieren und sie geraten in Stress - und dadurch in Gefahr.
Vorsicht, heiß!
Obwohl sie nicht selbst an die Töpfe dürfen - Kinder in der Küche müssen lernen: Vorsicht, das ist heiß! Denn nicht nur Töpfe oder Pfannen sind heiß, auch am Backofen oder an Herdplatten können sich Kinder schwer verbrennen. Behalten Sie Ihr Kind deshalb immer im Blick und verlassen Sie die Küche am besten nicht mehr, wenn beispielsweise das Nudelwasser schon am Köcheln ist. Vermitteln Sie Ihren Kindern den Eindruck, was eine heiße Herdplatte bedeutet. Hierfür können Sie gemeinsam das Wasser beobachten, wie es anfängt zu kochen und der Wasserdampf aufsteigt. Oder Sie lassen Milch fast überkochen, damit Ihr Kind die Kraft der Hitze versteht. Solche praktischen Vorführungen prägen sich bei Kindern besser ein als langatmige Erklärungen. Bedenken Sie auch, dass Herdplatten auch noch länger warm oder heiß bleiben, obwohl sie schon aus sind. (Deshalb sollte niemals ein Küchenhandtuch auf dem Herd liegen, es könnte anfangen zu brennen.) Sie können mit Ihrem Kind ein Warnschild basteln, das Sie immer hinstellen, so lange der Herd noch heiß ist (natürlich nicht auf die Platten). Darauf malen Sie gemeinsam eine Flamme oder einen Blitz, irgendein Symbol, das Ihrem Kind deutlich macht: Vorsicht, heiß!
Sicherer Umgang mit Pfannen und Töpfen
Ein weiterer Punkt, auf den Sie achten sollten, sind die Griffe der Pfannen und Töpfe. Drehen Sie die Griffe beim Kochen immer in Richtung Wand oder Ablage. Ragt ein Griff oder Henkel über den Herd hinaus und Ihr Kleiner rennt in die Küche, ist die Gefahr groß, dass er an dem Griff hängen bleibt und die schwere Pfanne samt heißem Inhalt auf ihn drauf fällt. Das ist auch wichtig, wenn Ihr Kind nicht selbst mit kocht sondern sich nur in der Küche aufhält.
Kinderlein kommet in die Küche
Fragen Sie sich jetzt, warum Sie mit Ihrem Kind zusammen kochen sollen, wenn es doch so gefährlich ist? Ihr Kind lernt enorm durch die gemeinsame (Haus)arbeit und es baut ein anderes Verhältnis zu Ihnen auf, als wenn es "nur“ kindergerechte Aktivitäten mit Ihnen teilt. Dem stimmt auch der bekannte Familientherapeut Jesper Juul zu. Der dänische Autor schreibt in seinem Ratgeber „Was gibt‘s heute“, dass er es für sinnvoll halte, Kinder so früh wie möglich in die Küche mitzunehmen. Er empfiehlt, Kinder auf einer Decke oder später im Hochstuhl als Beobachter am Küchenalltag teilhaben zu lassen und sie möglichst bald in die Aktivitäten einzubeziehen. Seiner Meinung nach kann man schon im Alter von drei Jahren einen regelmäßigen gemeinsamen Kochtag einführen. Denn "Kindern liegt viel daran, mit ihren Eltern zusammen zu sein und sie möchten die Möglichkeiten bekommen, sich als produktives Mitglied der Familie zu fühlen. Oft beschäftigt uns so sehr das, was unsere Kinder von uns brauchen, dass wir ihr wichtigstes Bedürfnis vergessen: das Gefühl, für uns und für die Gemeinschaft wertvoll zu sein“, schreibt Juul.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.