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Blutgruppen: Häufigkeit, Bedeutung und Blutspende


Wichtiges zur Blutspende
Warum jeder seine Blutgruppe kennen sollte

Von t-online, dpa, ag

Aktualisiert am 10.06.2024Lesedauer: 4 Min.
Die Struktur der roten Blutkörperchen bestimmt die Blutgruppe. Die wichtigsten Blutgruppeneigenschaften für Bluttransfusionen sind das AB0- und Rhesus-SystemVergrößern des Bildes
Die Struktur der roten Blutkörperchen bestimmt die Blutgruppe. Die wichtigsten Blutgruppeneigenschaften für Bluttransfusionen sind das AB0- und Rhesus-System. (Quelle: Photobuay/getty-images-bilder)

Blutspenden retten Leben. Warum Sie Ihre Blutgruppe kennen sollten und wie jeder zum Lebensretter werden kann.

Das Blut eines jeden Menschen ist einzigartig und individuell. Das hat einen großen Nachteil: Man kann nicht jedes Blut miteinander vermischen. Daher ordnen Mediziner das Blut auf der Basis bestimmter wichtiger Merkmale in Blutgruppen ein. Die bekanntesten Blutgruppensysteme sind das AB0-System und das Rhesus-System.

Das AB0-Blutgruppensystem: Was sagt es aus?

Das AB0-Blutgruppensystem ist das bekannteste von insgesamt 36 anerkannten Blutgruppensystemen. Unterteilt wird dabei in vier verschiedene Blutgruppen: A, B, AB und 0.

Das AB0-System wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom österreichischen Arzt Karl Landsteiner entdeckt. Er hatte beobachtet, dass das Blut von verschiedenen Menschen beim Vermischen zum Teil verklumpt. Verantwortlich hierfür ist die unterschiedliche Oberflächenstruktur der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die alle von einer Hülle (Membran) umgeben werden. Auf dieser befinden sich charakteristische Strukturen (Antigene), die die roten Blutkörperchen eines Menschen von denen eines anderen unterscheiden. Sie können in ihrer Membran die Antigene A und/oder B enthalten, oder sie enthalten gar keine Antigene (Blutgruppe 0).

Was sind Blutgruppen-Antikörper?

Nicht nur an den roten Blutkörperchen, sondern auch am Blutserum lässt sich die Blutgruppe erkennen. Als Blutserum bezeichnet man die Blutflüssigkeit ohne rote Blutkörperchen. In ihr schwimmen spezielle Eiweiße, die sogenannten Blutgruppen-Antikörper. Sie sind in der Lage, Blut einer körperfremden Blutgruppe zu erkennen.

Damit das eigene Blut nicht durch Antigen-Antikörper-Verbindungen verklumpt, enthält das Blut keine Antikörper gegen die eigene Blutgruppe, jedoch Antikörper gegen fremde Blutgruppen. Die folgende Tabelle zeigt, welche Antikörper sich bei welcher Blutgruppe bilden:

Blutgruppe A Blutgruppe B Blutgruppe 0 Blutgruppe AB
Antikörper gegen die Blutgruppe B (Anti-B). Antikörper gegen die Blutgruppe A (Anti-A). Antikörper gegen die Blutgruppe A als auch gegen die Blutgruppe B
(Anti-A-Antikörper und Anti-B-Antikörper).
keine Antikörper gegen die Blutgruppe A oder B




Die Blutgruppen-Antikörper sind ein ganzes Leben lang im Blut vorhanden. Bei Schwangeren können sie die Plazenta nicht durchqueren. Daher hat es im Gegensatz zum Rhesus-Faktor (siehe unten) keine negativen Auswirkungen, wenn das Baby im Mutterleib eine andere Blutgruppe hat als die Mutter selbst.

Was bedeutet der Rhesus-Faktor?

Beim Rhesus-System gibt es Blut mit Rhesus-Faktor positiv (Rh+) und Blut mit dem Rhesus-Faktor negativ (Rh-). Ist jemand Rhesus-positiv, bedeutet das, dass das Rhesus-Antigen (auch Rhesus-Faktor D genannt) auf den roten Blutkörperchen vorhanden ist. Bei Rhesus-negativen Menschen fehlt das Antigen. Diese Antigene wurden übrigens erstmals bei Rhesusaffen erforscht, daher stammt der Name.

Wenn das Blut zweier Menschen mit positivem und negativem Rhesus-Faktor gemischt wird, droht eine lebensbedrohliche Antigen-Antikörper-Reaktion. Das ist beispielsweise der Fall bei einer Bluttransfusion oder Schwangerschaft, wenn das Kind einen positiven Rhesus-Faktor hat, die Mutter dagegen einen negativen. Während der Geburt kann Blut des Fötus in den Kreislauf der Mutter eindringen und dort die beschriebene Immunreaktion hervorrufen.

Beim ersten Kind ist das noch kein allzu großes Problem, da die Antikörper erst vom Immunsystem gebildet werden müssen. Beim zweiten Kind, sofern es erneut positiv ist, kann es jedoch zu einer Abwehrreaktion kommen.

Wo stehen die Angaben zur Blutgruppe?

Neben dem Blutspendeausweis, den man ein paar Wochen nach seiner ersten Spende zugeschickt bekommt, finden sie sich im Mutterpass. Von diesen beiden Ausweisen abgesehen gibt es aber keine Papiere, die die Blutgruppe dokumentieren. Ärzte können bei Bedarf zwar im Impfpass die Blutgruppe eintragen. Sie findet sich dort allerdings nicht standardmäßig.

Ist es im Notfall von Vorteil, seine Blutgruppe zu kennen?

Nein. Denn sie wird vor Operationen oder in Notfällen grundsätzlich noch einmal bestimmt. Das dauert nach Angaben von Laborärzten rund 45 Minuten.

Was ist, wenn jemand aber umgehend Blut benötigt?

Dann bekommt derjenige, bis die Blutgruppe ermittelt ist, Konserven mit der Blutgruppe 0 negativ – dieses Universal-Spendeblut kann jedem gegeben werden.

Welche Blutgruppe kommt wie oft vor?

Die Blutgruppen A+ und 0+ kommen in Deutschland am häufigsten vor, am seltensten die Blutgruppe AB. Konkret sieht die Blutgruppenverteilung folgendermaßen aus:

Blutgruppen und Rhesus-Faktor Häufigkeit
Blutgruppe A positiv 37 %
Blutgruppe A negativ 6 %
Blutgruppe B positiv 9 %
Blutgruppe B negativ 2 %
Blutgruppe 0 positiv 35 %
Blutgruppe 0 negativ 6 %
Blutgruppe AB positiv 4 %

Blutspende: Welche Rolle spielt die Blutgruppe?

Bei einer Blutspende ist es wichtig, dass das Empfänger- und das Spenderblut kompatibel sind und in den wichtigsten Merkmalen übereinstimmen. Ansonsten kann es bei einer Bluttransfusion zu einer lebensgefährlichen Verklumpung des Blutes kommen.

So darf beispielsweise ein Mensch mit Blutgruppe A kein Blut der Blutgruppe B erhalten, da sein Blut unzählige Anti-B-Antikörper enthält, die mit den transfundierten Erythrozyten verklumpen würden. Diese Abwehrreaktion führt zu einer Zerstörung der übertragenen roten Blutkörperchen. Sie können dann ihre Funktion, Sauerstoff zu transportieren, nicht mehr erfüllen.

Blutspender mit der Blutgruppe 0 negativ werden auch Universalspender genannt, da ihr Blut keine A-, B- oder Rhesus-Antigene besitzt und somit für alle Empfänger verträglich ist. Ein Empfänger mit der Gruppe AB positiv ist hingegen ein Universalempfänger, da es in seinem Blut keine Antikörper zu A, B oder Rhesus-Faktor gibt. Allerdings gilt bei Bluttransfusionen die Regel, dass Blut der gleichen Gruppe als Spende vorzuziehen ist.

Was ist ein Bedside-Test?

Ein Bedside-Test wird vor jeder Bluttransfusion durchgeführt. Dabei überprüft der Arzt die Blutgruppenmerkmale eines Patienten, um ganz sicher eine Verwechslung auszuschließen. Hierfür entnimmt er dem Patienten wenige Tropfen Blut. Diese gibt er auf ein spezielles Testfeld, auf dem Antiserum aufgetragen ist. Kommen Antigene mit gegen sie gerichteten Antikörpern in Kontakt, verklumpt das Blut. Passen die Blutgruppen aber zusammen, kann die Bluttransfusion durchgeführt werden.

Wie wird die Blutgruppe vererbt?

Die Blutgruppe wird von den Eltern an ihre Kinder vererbt. Beim Neugeborenen setzt sich die Blutgruppe daher aus dem vererbten Merkmal der Mutter und dem vererbten Merkmal des Vaters zusammen. Genau genommen lassen sich die Blutgruppen noch weiter einteilen.

Blutgruppe A bedeutet, dass die Person die Blutgruppe A0 (mischerbig) oder AA (reinerbig) haben kann. Die Blutgruppe B kann sich als B0 oder BB zeigen. Die Blutgruppe 0 ist allerdings immer reinerbig, also 00. Die Antigene A und B sind dominant – sie setzen sich immer durch. Die Blutgruppe AB wird als mischerbig bezeichnet.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • DRK Blutspendedienste
  • Universitätsklinikum Aachen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherchen
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