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Borreliose-Gefahr: Worauf es nach dem Zeckenstich ankommt


Zecke aufbewahren?
Borreliose erkennen: Worauf es nach einem Zeckenstich ankommt

t-online, Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 27.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Mäßig vollgesogene Zecke auf menschlicher HautVergrößern des Bildes
Vorsicht: Noch gibt es keinen Impfschutz gegen Borreliose (Quelle: Frank Sorge/imago-images-bilder)

Die Zeckenzeit hat begonnen. Und mit ihr das Infektionsrisiko. Während man sich gegen FSME impfen lassen kann, gibt es keinen Impfschutz gegen Borreliose. Da die Infektion mit Borrelien im Anfangsstadium oft unauffällig verläuft, kommt es nach einem Zeckenstich vor allem auf eines an: Genau hinschauen – über Wochen hinweg. Die Zecke aufzuheben bringt Experten zufolge nichts.

Unauffällig krabbelt die Zecke auf dem Körper herum und sucht eine geeignete Stelle zum Blutsaugen. Dann schneidet sie mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen die Haut des Wirts auf und dringt mit ihrem Stechwerkzeug in die Haut ein. Erreger, die das Spinnentier in sich trägt, können so in den menschlichen Körper gelangen. Das hat oft unangenehme Folgen, wie auch Andreas D. erfahren musste.

Entzündung trotz desinfizierter Stichstelle

Zwei Tage nach einem Feldspaziergang entdeckt der 36-Jährige eine Zecke in seinem Schienbein. "Ich habe sofort reagiert und das Tier mit einer Pinzette vorsichtig herausgezogen und auch darauf geachtet, dass der Kopf nicht mehr steckt", erzählt er. "Danach habe ich die Stelle desinfiziert und das Tier entsorgt – und nicht mehr weiter über den Stich nachgedacht. Es sah bis dahin alles recht normal aus."

Am nächsten Morgen dann der Schock: Die Stelle am Bein ist angeschwollen und stark gerötet. "Ich bin echt erschrocken, als ich das gesehen habe und dachte sofort an Borreliose. Ich bin sofort zum Arzt", sagt Andreas D. Dieser verschreibt ihm im ersten Schritt eine antiseptische Salbe und betont, er solle sofort wiederkommen, sollte sich die Rötung weiter ringförmig ausbreiten (Wanderröte). In dem Fall müsse er sofort ein Antibiotikum einnehmen, da dann der Verdacht einer Borreliose bestünde.

Borreliose: Wanderröte nicht immer ein zuverlässiges Warnzeichen

Das Tückische aber ist: Nicht bei jedem Zeckenstich zeigt sich sofort der markante rote Kreis um die Einstichstelle. Oft bildet er sich erst Wochen später – oder gar nicht. Häufig wird die Wanderröte von den Betroffenen nicht bemerkt, denn kaum jemand denkt über Wochen hinweg an den Zeckenstich. Hinzu kommt, dass die Rötung nicht juckt und manchmal kaum zu sehen ist.

Borreliose-Symptome sind oft unspezifisch

Da es keinen typischen Verlauf der Borreliose gibt, ist die Infektion oft nur schwer zu entlarven. Zu den weiteren möglichen, aber sehr unspezifischen Warnzeichen zählen etwa Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Müdigkeit. Nach etwa einem halben Jahr kann es nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zu brennenden Nervenschmerzen kommen, die sich vor allem nachts verschlimmern. Sind die Hirnnerven betroffen, gehören Taubheitsgefühle, Seh- oder Hörstörungen zu den möglichen Symptomen. Seltener kommt es zu Lähmungen des Rumpfes und von Armen und Beinen. Auch eine Entzündung des Herzens ist möglich, die sich in Rhythmusstörungen äußern kann.

Bluttest bei einer Borrelien-Infektion nicht zuverlässig

Selbst Ärzte tun sich mit der Diagnose oft schwer. Ein Bluttest des Betroffenen ist nur bedingt geeignet. "Entweder kann der Test noch keine Antikörper feststellen, weil die Ansteckung noch zu frisch ist. Dann ist das Risiko gegeben, dass eine Borreliose nicht erkannt wird. Oder der Test zeigt zwar Antikörper an, aber diese sind nicht gegen Borrelien gerichtet. Dann besteht das Risiko, dass eine Borreliose diagnostiziert wird, obwohl keine vorliegt", erklärt Dr. Tobias Rupprecht, Neurologe. Zudem könne der Bluttest nicht feststellen, in welchem Stadium sich die Borrelien-Infektion befinde.

Viele Deutsche haben bereits Borrelien-Antikörper im Blut

Hinzu kommt: "Bis zu 20 Prozent der Deutschen haben bereits Borrelien-Antikörper im Blut. Nämlich dann, wenn das Immunsystem die Erreger erfolgreich bekämpft hat", so der Experte. Das Risiko, dass eine Borreliose nicht erkannt oder aber fälschlicherweise diagnostiziert und eine belastende Antibiotika-Behandlung begonnen wird, ist daher groß. "Das kommt leider immer wieder vor“, weiß Rupprecht.

Zecke aufheben bringt nichts

Selbst wer die Zecke aufbewahrt und zum Arzt mitbringt, hat laut dem Experten keinen Vorteil: "Die Untersuchung der Zecke liefert kein zuverlässiges Ergebnis und wird daher auch nicht von den Fachgesellschaften empfohlen." Rupprecht empfiehlt, im Zweifel zusätzlich eine Gelenkflüssigkeitsprobe oder eine Nervenwasser-Untersuchung durchführen zu lassen. Eine weitere Möglichkeit sei die Entnahme einer Hautprobe.

Borrelien werden nicht sofort übertragen

"Im Moment fühle ich mich, als würde ich auf einem Pulverfass sitzen", sagt Andreas D. "Das ist echt kein schönes Gefühl. Ich hoffe wirklich, dass ich mich nicht mit Borrelien infiziert habe. Und natürlich ärgere ich mich, dass ich nach dem Spaziergang nicht genauer hingeschaut habe."

Wird die Zecke zeitnah entfernt, ist das Übertragungsrisiko sehr gering, wie das Robert Koch-Institut mitteilt. Laut den Experten des RKI steigt das Infektionsrisiko nach einer Saugzeit von mehr als zwölf Stunden an. Denn die Borrelien befinden sich im Darm der Zecke und werden nicht sofort mit dem Stich übertragen. Andreas D. bleibt jetzt nur abzuwarten – und die Stelle weiterhin aufmerksam im Blick zu behalten. "Im Moment ist immerhin die Schwellung etwas zurückgegangen", sagt er.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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