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Adonis Komplex - Die Sucht nach mehr Muskeln


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Adonis-Komplex
Wie die Sucht nach mehr Muskeln das Leben bestimmt

Ann-Kathrin Landzettel

27.04.2017Lesedauer: 3 Min.
Adonis-Komplex: Wie die Sucht nach mehr Muskeln das Leben bestimmtVergrößern des Bildes
Trotz der vielen Muskeln fühlen sich die betroffenen Männer zu schmal und zu schwach und trainieren wie Besessene, um noch mehr Muskelmasse aufzubauen (Symbolbild) (Quelle: Ozimician/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Zu Beginn waren es nur ein paar Kilos, die runter sollten. Später kam der Wunsch nach mehr Bauchmuskeln hinzu. Mittlerweile verbringt Alexander (Name des Befragten auf Wunsch geändert) fast jede freie Minute im Fitnessstudio. Sein Ernährungsplan erlaubt keine Ausnahmen. "Für einen perfekten Körper würde ich fast alles tun“, so der 38-Jährige. Der Adonis-Komplex bestimmt sein Leben.

Seit vier Jahren dreht sich bei Alexander alles um seinen Körper. Bevor er morgens aus dem Haus geht, nimmt er seine Hanteln in die Hand, macht Liegestütze und Sit-ups. Nach Feierabend geht er ins Fitnessstudio, um Gewichte zu stemmen. Er lebt nach einem strikten Ernährungsplan – auf dem vor allem Eiweiße stehen.

Der Kult um den eigenen Körper kostet Zeit

Für seine Freundin ist das nicht immer leicht: "Ich würde gerne einfach mal etwas Leckeres für uns kochen, aber das ist nicht drin", erzählt sie. Auch dass ihr Freund so viel Zeit im Fitnessstudio verbringt, frustriert sie oft. "Selbst im Urlaub trainiert er", ergänzt sie. Auf die Frage, ob ihr die Muskelberge ihres Freundes nicht zu viel sind, sagt sie: "Mittlerweile ist es schon grenzwertig. Aber letzten Endes ist es sein Körper und er muss sich wohlfühlen."

Trotz vieler Muskelberge unzufrieden

Vom Wohlfühlen ist Alexander aber weit entfernt. "Wenn ich in den Spiegel schaue, entdecke ich immer noch etwas, das ich gerne optimieren möchte. An den Armen etwa könnte es noch deutlich mehr sein. Und auch die Brust- und Bauchpartie gefällt mir noch nicht", kritisiert er.

"Fett überdeckt die Muskeln"

Und auch wenn ihm Quark, Proteinshakes und Handkäse manchmal ebenso zum Hals heraushängen wie das Training: "Ich weiß ja, wofür ich das mache." Kuchen isst er höchstens an Geburtstagen und hat danach prompt ein schlechtes Gewissen. "Ich habe meine Fett- und Zuckerzufuhr streng im Blick. Muss ich auch. Würde ich zunehmen, würde die Fettschicht die Muskeln überdecken", erzählt er.

Adonis-Komplex: Der Kampf um den perfekten Körper

Was Alexander als ganz normales Hobby betrachtet, beschreiben Mediziner mit dem Begriff Adonis-Komplex und sprechen in diesem Zusammenhang sogar von Muskelsucht. Die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist dabei gestört. Trotz der vielen Muskeln fühlen sich die betroffenen Männer zu schmal und zu schwach und trainieren wie Besessene, um noch mehr Muskelmasse aufzubauen.

Doch nicht nur Männer sind bereit, für einen perfekten Körper alles zu geben und im schlimmsten Fall sogar ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Auch Frauen können diese Sucht entwickeln – wenn auch deutlich seltener. Experten zufolge wird die Zahl der Betroffenen zukünftig weiter zunehmen. Magazine, Fernsehen und entsprechende Social-Media- Plattformen tragen ihren Teil dazu bei. Aussagekräftige Zahlen gibt es allerdings nicht. Unter anderem, weil viele Männer den krankhaften Charakter ihres Trainings nicht erkennen oder weil sie sich nicht trauen, Hilfe zu suchen.

Muskel-Sucht: Wenn der Körper an seine Grenzen kommt

Seinen Körper mit Anabolika zu dopen, daran denke er nicht, so Alexander. Zu Beginn habe er den Gedanken zwar gestreift, als sich der Erfolg nicht schnell genug einstellte. Jetzt sei das Thema vom Tisch. "Ich bin stolz darauf, meine Muskeln aus eigener Kraft und Disziplin aufzubauen", sagt er. "Anabolika sind mir zu gefährlich."

Dass auch zu hohe Gewichte, zu viel Training und eine zu geringe Kalorienzufuhr für den Körper gefährlich werden können, will er nicht hören. Und er trainiert selbst dann noch, wenn ihm alles weh tut. "Ich hatte schon richtige Probleme mit dem Rücken. Das hat höllisch geschmerzt. Der Arzt meinte, ich solle pausieren. Aber das konnte ich nicht. Ich wollte meinen Erfolg nicht riskieren. Also habe ich versucht, den Rücken weitestgehend zu entlasten. Ohne Training habe ich ein schlechtes Gewissen. Wenn es irgendwie geht, bin ich aktiv."

Adonis-Komplex kann in die soziale Isolation führen

Experten warnen vor den Auswirkungen, die die Sucht auf Körper und Seele haben kann und raten Betroffenen dringend dazu, Hilfe anzunehmen, wenn sie bemerken, dass ihr Wunsch nach mehr Muskeln ihr Leben bestimmt. Nicht nur Probleme in Beruf und Privatleben seien irgendwann vorprogrammiert, so die Warnung. Auch Depressionen, Angstzustände sowie die soziale Isolation, aber auch körperliche Schäden würden drohen.

Wer bereit ist, seine Gesundheit für das Muskeltraining zu riskieren, braucht Experten zufolge ebenso Hilfe wie der, der auch dann noch trainiert, wenn das Training schon längst keine Freude mehr macht, sondern zum Zwang geworden ist. Alexander ist entspannt: "Ich weiß, was ich meinem Körper zumuten kann", sagt er. "Und was ist so schlimm daran, gut aussehen zu wollen?"

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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