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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ernährung Ist Weizen wirklich ungesund?
Kein Brot, keine Nudeln, kein Kuchen: Immer mehr Menschen verzichten beim Essen auf Weizenprodukte. Der Grund dafür sind Inhaltsstoffe, die den Darm schädigen und Entzündungsreaktionen hervorrufen sollen. Befeuert wird der Trend durch Bücher wie "Weizenwampe: Warum Weizen dick und krank macht" von US-Autor William Davis. Was ist dran an der Weizen-Hysterie?
Tatsächlich gibt es Menschen, die nach dem Genuss von Weizen über Beschwerden klagen. Wissenschaftler unterscheiden drei verschiedene Formen der Weizenunverträglichkeit. Neben der relativ seltenen echten Weizenallergie, die nur etwa jeden tausendsten Menschen betrifft, ist vor allem die Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) bekannt. Relativ wenig erforscht ist die so genannte Weizensensitivität, bei der die Betroffenen Beschwerden schildern, ohne dass eine echte Allergie vorliegt.
Glutenfrei nur für kranke Menschen sinnvoll
Gluten ist ein spezieller Eiweißstoff, der nicht nur in Weizen, sondern auch in anderen einheimischen Getreidesorten wie Roggen, Hafer und Dinkel vorkommt. Von gesunden Menschen wird er gut vertragen. Nur bei etwa jedem 500. bis 1000. Menschen löst der Stoff Entzündungen in der Darmschleimhaut aus - sie leiden an Zöliakie. "Eine glutenfreie Ernährung ist ausschließlich für Menschen mit Zöliakie geeignet - einer speziellen Stoffwechselkrankheit", sagt Angela Clausen, Ernährungswissenschaftlerin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Für gesunde Menschen macht diese Ernährungsform keinen Sinn - auch nicht zum Abnehmen", so das Urteil der Expertin.
Kompletter Weizenverzicht oft unnötig
Allerdings gibt es auch Menschen, die nachweislich keine Zöliakie haben, aber dennoch nach dem Verzehr von Weizen unter Durchfall oder Blähungen leiden. Experten sprechen dann von einer Weizensensitivität. Bei dieser wenig erforschten Unverträglichkeit ist es oft nicht nötig, komplett auf Weizen zu verzichten. Oft verschwinden die Beschwerden schon, wenn der Verzehr reduziert wird. Laut der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) sind in Deutschland bis zu sechs Prozent der Bevölkerung von einer Weizensensitivität betroffen - insgesamt mehr Frauen als Männer.
Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings: Mehr als 90 Prozent der Deutschen vertragen Weizen problemlos.
Glutenfreie Produkte sind teuer und wenig ökologisch
Kann es nicht trotzdem sinnvoll sein, weniger Weizenprodukte zu essen? "Nein, weniger Weizen macht keinen Sinn, weniger Weißmehl- und mehr Vollkornprodukte dagegen schon", sagt Angela Clausen. Wer auf Mais-, Reis- oder Buchweizenprodukte zurückgreift, lädt sich nicht nur genauso viele Kalorien auf den Teller, sondern nimmt zudem weniger Ballaststoffe zu sich. Zudem handele man wenig ökologisch, da die glutenfreien Getreidesorten überwiegend im Ausland angebaut würden, so Clausen.
Nicht zuletzt sind glutenfreie Spezialprodukte wie Nudeln, Brot oder anderes Gebäck in der Regel wesentlich teurer als die konventionellen Produkte aus Weizen. Wer wirklich konsequent auf Gluten verzichten will, muss unter Umständen auch bestimmte Joghurts, Soßen und Fertigprodukte weglassen. Clausen: „Konsequent glutenfrei bedeutet in erster Linie selber zu kochen und keinerlei Fertigprodukte zu verwenden."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.