Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Erkenntnisse Das passiert, wenn Sie jeden Tag einen Liter Milch trinken
Ob im Kaffee, Müsli, Proteinshake oder pur: Viele Menschen nehmen täglich Milch zu sich. Wie gesund ist das und was passiert bei hohem Konsum mit dem Körper?
Jeden Morgen ein Glas Milch zum Frühstück und nachmittags einen Milchkaffee: Für viele gehört Milch fest in den Ernährungsplan. Lange galt sie als Inbegriff eines gesunden Lebensmittels, doch aktuelle Studien hinterfragen dies. Ist Milch doch nicht so gesund, wie von vielen angenommen? Und was kann passieren, wenn ich jeden Tag Milch trinke? Das erfahren Sie in diesem Text.
Jeden Tag einen Liter Milch: Wie gesund ist das?
Wer regelmäßig Milch trinkt, tut seinem Körper damit in der Regel etwas Gutes. Denn Milch ist eine wichtige Nährstoffquelle, die über Kalzium, Vitamin D, Proteine sowie andere wertvolle Vitamine und Mineralien verfügt.
- Ein Glas Milch liefert etwa 250 Milligramm Kalzium. Besonders in jungen Jahren ist der Mineralstoff notwendig, um die Knochenbildung zu fördern, während es im Alter hilft, Osteoporose vorzubeugen. Eine hohe Kalziumzufuhr kann sich auch positiv auf Muskeln und Zähne auswirken.
- Milch enthält viel hochwertiges Eiweiß, das für den Muskelaufbau und die Reparatur von Gewebe notwendig ist. Besonders Sportler profitieren von den in Milch enthaltenen Eiweiß-Bausteinen (Aminosäuren).
- Nicht zuletzt besteht Milch zu etwa 85 bis 90 Prozent aus Wasser, was auch zur Hydration des Körpers beiträgt. Wer jeden Tag einen Liter Milch trinkt, hat damit einen Teil des täglichen Flüssigkeitsbedarfs gedeckt.
Doch es gibt auch potenzielle Nachteile: Milch enthält Zucker und tierisches Fett – und ist damit sehr kalorienreich. Ein Liter Vollmilch enthält etwa 600 Kalorien. Wer Milch täglich in großen Mengen konsumiert, könnte ohne ausreichend körperliche Aktivität an Gewicht zulegen. Und: Der hohe Gehalt an gesättigten Fettsäuren in Vollmilch kann langfristig den Cholesterinspiegel und auch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, insbesondere wenn Milch in großen Mengen getrunken wird und die allgemeine Ernährung auch andere fettreiche Produkte enthält.
Neuere Studien weisen sogar darauf hin, dass ein hoher Milchkonsum mehr schaden als nutzen könnte. So haben Forscher der Universität Uppsala in Schweden herausgefunden, dass ein täglicher Konsum von mehr als drei Gläsern Milch das Risiko von Knochenbrüchen und Osteoporose erhöht. Dies wurde insbesondere bei Frauen festgestellt. Die Ursache vermuten die Wissenschaftler demnach im Milchzucker Galaktose, der zu chronischen Entzündungen, Immunschwäche und vorzeitigem Altern führen könnte.
- Lesen Sie auch: Jeden Tag eine Flasche Wein – das sind die Folgen
Eine weitere Untersuchung der Universität Harvard in den USA hat ergeben, dass Männer mit hohem Milchkonsum (mehr als einen Liter pro Tag) ein doppelt so hohes Risiko für Prostatakrebs haben könnten. Verantwortlich dafür könnte das Wachstumshormon IGF1 sein, welches bei Kindern das Wachstum fördert, bei Erwachsenen jedoch gefährlich werden könnte.
Zudem können Menschen, die Schwierigkeiten haben, Laktose zu verdauen, durch einen täglichen Milchkonsum Blähungen, Durchfall und Magenkrämpfe erleben (mehr dazu hier). In solchen Fällen ist es ratsam, zu laktosefreien Alternativen zu greifen.
Wie viel Milch sollte es pro Tag sein?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine moderate Menge von 250 Millilitern Milch pro Tag. Generell gilt laut den Experten: "Nutzen Sie die große Palette an Milchprodukten und kombinieren Sie diese nach Ihrem Geschmack. Jeden Tag können Sie zwei Portionen Milch und Milchprodukte essen, z. B. 1 Scheibe Käse (30 g) und 1 Portion Milch (250 g) oder 1 Portion Joghurt (150 g) und eine Scheibe Käse (30 g) oder 2 Scheiben Käse (jeweils 30 g)". Wer Kalorien sparen wolle, sollte fettarme Varianten wählen, wie zum Beispiel Trinkmilch mit 1,5 Prozent Fett oder Schnittkäse mit maximal 30 Prozent Fett.
Immer mehr Menschen verzichten auf Kuhmilch
Aus gesundheitlichen, aber auch aus ethischen und ökologischen Gründen wechseln viele auf pflanzliche Milch. In Supermärkten finden sich zahlreiche Alternativprodukte aus Soja, Hafer, Mandeln, Reis oder Erbsen. Diese sind unterschiedlich zusammengesetzt. Manche Produkte sind mit Nährstoffen angereichert, andere nicht. Der DGE zufolge sollten Sie bei pflanzlichen Alternativen auf Ihre Versorgung mit Calcium, Vitamin B2 und Jod achten.
Fazit: Die Menge ist entscheidend
Wie bei vielen Lebensmitteln und Getränken entscheiden auch bei Milch das Maß und die individuelle Verträglichkeit, ob der Konsum gesund ist. Wer täglich einen Liter Milch trinkt, kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen erleben. Milch liefert wertvolle Nährstoffe wie Kalzium und Proteine, erhöht jedoch auch das Risiko für eine Gewichtszunahme und Verdauungsprobleme. Langfristig könnte übermäßiger Milchkonsum auch das Risiko für bestimmte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, besonders wenn fettreiche Milchsorten konsumiert werden.
Halten Sie sich an die gängigen Empfehlungen für einen moderaten Konsum, bleibt die Milch ein gesunder Lieferant für wichtige Vitamine und Spurenelemente.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- dge.de: "Milch und Milchprodukte"
- pubmed.ncbi.nlm.nih.gov: "Dairy Intake and Acne Vulgaris: A Systematic Review and Meta-Analysis of 78,529 Children, Adolescents, and Young Adults" (englisch)
- bmj.com: "Milk intake and risk of mortality and fractures in women and men: cohort studies" (englisch)
- nutritionandmetabolism.biomedcentral.com: "Milk consumption and multiple health outcomes: umbrella review of systematic reviews and meta-analyses in humans" (englisch)