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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Welt-Polio-Tag WHO warnt vor Krankheitsausbruch
In Europa gilt das Virus weitgehend als ausgerottet. Nun taucht es in Krisengebieten wieder auf und kann damit potenziell wieder gefährlich werden. Das sollten Sie wissen.
Im Gazastreifen kämpft Israel gegen die Terrororganisation Hamas. Im Juni gab es bereits Berichte über mehrere Gebiete dort, in denen das Virus, das Kinderlähmung verursacht, wieder auftauchte. Es wurde in Abwasserkanälen nachgewiesen. Ein registrierter Fall geht auf ein elf Monate altes Baby zurück, das mit schwersten Einschränkungen leben muss.
Der Grund für den Ausbruch: Im Kriegsgebiet konnte nicht geimpft werden. Oder – so teilt die WHO mit: Die eigentlich zugesagten humanitären Kampfpausen würden nicht eingehalten. Das Präventionsprogramm im nördlichen Teil des Gazastreifens könne nicht wie geplant beginnen. Dort sollten rund 120.000 Kinder unter zehn Jahren mit der zweiten Impfdosis versorgt werden.
Die erste Runde Mitte September war ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Im mittleren und südlichen Gazastreifen erhielten fast 443.000 Kinder bereits ihre zweite Impfdosis. Der Impfschutz wird erst nach der zweiten Impfung wirksam.
Das sind die Übertragungswege
Polioviren haben mehrere Übertragungswege: Sie werden mit dem Stuhl ausgeschieden und vorwiegend durch Schmierinfektion (Stuhl-Hand-Mund) übertragen. Auch eine Ansteckung per Tröpfcheninfektion ist möglich.
Schlechte hygienische Zustände und auch verschmutztes Trinkwasser können Infektionsquellen sein. Das Fatale: Die Virusausscheidung über den Stuhl kann bis zu sechs Wochen, manchmal über Monate anhalten. Und damit kann der Mensch weiter infektiös sein. Auch Europa kann das Virus also wieder erreichen.
Eine Infektion kann symptomlos verlaufen – was der häufigste Fall ist. Aber: Wer Symptome hat, ist hoch gefährdet. Typische Anfangssymptome sind zunächst Fieber, Hals- und Kopfschmerzen. Bei jedem hundertsten bis tausendsten Infizierten kommt es zu Lähmungen der Arm- oder Beinmuskulatur und auch zur Lähmung der Sprech-, Schluck- oder Atemmuskulatur.
Schwerwiegende Folgen
Diese Komplikationen führen zu bleibenden Lähmungen und dadurch auch zu Muskelschwund, vermindertem Knochenwachstum sowie Gelenkzerstörung. Ein bekanntes Opfer der Krankheit war der frühere US-Präsident Franklin D. Roosevelt.
Das wichtigste Mittel gegen die Erkrankung bleibt die Impfung. Die Ständige Impfkommission empfiehlt das Impfschema: Alle Säuglinge und Kleinkinder sollten eine Grundimmunisierung gegen Polio mit einem Kombinationsimpfstoff erhalten, bei dem auch gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis (Keuchhusten), Hib (Haemophilus influenzae Typ b) und Hepatitis B geimpft wird. Vorgenommen in drei Teilimpfungen.
- Mehr zu den Symptomen und den Gefahren der Erkrankung lesen Sie hier.
Das Impfschema
Die erste Impfung sollte im Alter von zwei Monaten gegeben werden (ab acht Wochen). Die zweite Impfung erfolgt im Alter von vier Monaten. Zwischen den beiden ersten Impfdosen muss ein Abstand von acht Wochen eingehalten werden.
Im Alter von neun bis 16 Jahren sollte eine Auffrischungsimpfung erfolgen. Bis 1998 wurde diese in Schulen mit einer Schluckimpfung vorgenommen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- impfen-info: "Polio-Impfung: Polio-Impfung bei Kindern" (abgerufen am 23.10.2024)
- rki: "Schutzimpfung gegen Poliomyelitis: Häufig gestellte Fragen und Antworten" (abgerufen am 23.10,2024)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa