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Geschlechtskrankheiten bei Älteren: Syphilis, Chlamydien, Tripper nehmen zu


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"Alarmierende Entwicklung"
Geschlechtskrankheiten nehmen bei Älteren rasant zu


03.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Auch ältere Menschen erkranken: Geschlechtskrankheiten kommen häufig vor – so häufig, dass viele im Laufe ihres Lebens mindestens einmal davon betroffen sind.Vergrößern des Bildes
Auch ältere Menschen erkranken: Geschlechtskrankheiten kommen häufig vor – so häufig, dass viele im Laufe ihres Lebens mindestens einmal davon betroffen sind. (Quelle: LWA-Dann Tardif/getty-images-bilder)

Syphilis, Chlamydien, Tripper: Immer öfter sind ältere Menschen von sexuell übertragbaren Infektionen betroffen. Woran das liegt und wie Sie sich schützen.

Sexualität im Alter gilt als gesellschaftliches Tabu – noch weniger spricht man über die damit verbundenen Krankheiten. Dabei darf nicht ignoriert werden: Die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen (STI) wie beispielsweise Gonorrhoe (Tripper) und Syphilis bei Menschen über 50 Jahren steigt seit Jahren dramatisch an. Das berichten die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) und die Deutsche STI Gesellschaft (DSTIG).

Nach ihren Angaben zeigen Untersuchungen aus den USA, dass sich die Zahl der Geschlechtskrankheiten im vergangenen Jahrzehnt bei den 55- bis 64-Jährigen verdoppelt hat. Aus Großbritannien kam es bei über 45-Jährigen zu einer Verdopplung von Gonorrhoe und Syphilis in den Jahren von 2015 bis 2019.

Darum haben immer mehr Ältere Geschlechtskrankheiten

Auch in Deutschland verzeichnet das Robert Koch-Institut (RKI) mit Blick auf die letzten 20 Jahre bei der Syphilis einen starken Anstieg. Wurden 2013 bei den über 60-Jährigen noch 326 Fälle gemeldet, so waren es in derselben Gruppe 2023 930 Fälle. Betroffen sind demnach vor allem Männer.

Der Erreger Neisseria gonorrhoeae löst Tripper aus.
Der Erreger Neisseria gonorrhoeae löst Tripper aus. (Quelle: Alissa Eckert/SCIENCE PHOTO LIBRARY/getty-images-bilder)

Sexuell übertragbare Infektionen

Die Liste der sexuell übertragbaren Erkrankungen ist lang. Sie reicht von Genitalherpes, Feigwarzen und Chlamydien bis hin zu Tripper, Syphilis und HIV.

Doch warum nehmen diese Infektionen gerade bei den Älteren zu? Fest steht, dass es zum Sexualverhalten älterer Menschen bislang kaum Untersuchungen gibt. "Aber wir dürfen davon ausgehen, dass diese Altersgruppe sexuell viel aktiver ist, als gemeinhin vermutet wird", sagte Julia Welzel, Präsidentin der DDG.

So bestätigte etwa die Berliner Altersstudie II aus dem Jahr 2019, dass fast ein Drittel der 60- bis 80-Jährigen häufiger sexuell aktiv ist als der Durchschnitt der 20- und 30-Jährigen. Doch genau hier liegt Experten zufolge das Problem. Viele Menschen schätzten ihr persönliches Risiko, sich mit einer Geschlechtskrankheit anzustecken, geringer ein, als es tatsächlich ist, und schützen sich deshalb nicht.

Zu den Gründen für mehr sexuelle Aktivität im Alter zählen demnach unter anderem:

  • das Wegfallen der Sorge vor ungewollter Schwangerschaft und damit weniger Verhütung,
  • Angebote von Online-Dating-Plattformen und
  • Potenzsteigerungsmittel.

Experten fordern mehr Aufklärung – auch für Ältere

Es sind aber nicht nur die steigenden Zahlen von Geschlechtskrankheiten, die Medizinern Sorge bereiten. Auch die Zunahme von Antibiotikaresistenzen bei bestimmten Infektionserregern wie Gonorrhoe, auch bekannt als Tripper, wird zum Problem. Das bedeutet, die Erkrankungen lassen sich kaum noch behandeln.

Schätzungen, die auf europäischen Zahlen beruhen, gehen von einer Neisseria gonorrhoe-Inzidenz (NG) von 20 Fällen pro 100.000 Einwohner aus. In Deutschland scheint es eine ähnliche Entwicklung zu geben, jedoch gibt es die Labor-Meldepflicht für Tripper erst seit Kurzem. Erfasst werden allerdings die Erreger mit verminderter Empfindlichkeit gegen bestimmte Antibiotika.

"Hier zeichnet sich eine alarmierende Entwicklung ab", sagte Prof. Dr. med. Norbert Brockmeyer, Präsident der DSTIG. In Deutschland wurden im Jahr 2022 etwa 700 NG-Infektionen mit verminderter Empfindlichkeit gegen Antibiotika gemeldet. Im Jahr zuvor waren es etwa 400 Fälle. "Die höchste Inzidenz liegt bei Männern und Frauen in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen. Es ist aber davon auszugehen, dass die nachlassende Wirksamkeit bestimmter Antibiotika bei allen Altersgruppen zunimmt", so Brockmeyer.

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft und die Deutsche STI Gesellschaft fordern nun angesichts steigender Fallzahlen bei Tripper, Syphilis und Co. ein Umdenken im Bereich der Sexualaufklärung – explizit auch für Ältere. "Aufklärungskampagnen zur sexuellen Gesundheit richten sich häufig an die junge Generation. Das ist grundsätzlich richtig. Es muss aber ein Umdenken stattfinden. Für STI ist man nie zu alt", sagte Prof. Dr. Julia Welzel, Präsidentin der DDG.

Um das persönliche Ansteckungsrisiko zu senken, sind vor allem Kondome, Femidome (Frauenkondome) und Lecktücher zu empfehlen. Auch Impfungen gegen einzelne Erreger wie HPV oder Hepatitis und eine Prä-Expositions-Prophylaxe bei erhöhtem Risiko für eine HIV-Infektion bieten einen Schutz vor STI.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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