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HPV | Vorsicht: Fast jeder dritte Mann könnte von Infektion betroffen sein


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Studie zu genitaler Virusinfektion
Jeder dritte Mann betroffen?


Aktualisiert am 19.08.2023Lesedauer: 3 Min.
HPV-Impfung: Männer sollen mehr in Präventionsstrategie einbezogen werden.Vergrößern des Bildes
HPV-Impfung: Männer sollen mehr in Präventionsstrategien einbezogen werden. (Quelle: IMAGO/gpointstudio/imago-images-bilder)
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Eine aktuelle Studie zeigt: 31 Prozent der Männer könnten mit einem Papillomvirus infiziert sein. Welche Folgen das hat und warum eine Impfung so wichtig ist.

Humane Papillomviren sind weit verbreitet. Eine Infektion mit dem Virus ist weltweit die häufigste sexuell übertragbare Krankheit – und die zweithäufigste Ursache für Krebs, der auf einen Infektionserreger zurückzuführen ist.

Die Verbreitung des humanen Papillomvirus bei Frauen ist gut dokumentiert – wie es hingegen bei Männern aussieht, ist weniger bekannt. Eine aktuelle Studie fand heraus, dass viele Männer mit mehr als einer Virusvariante infiziert sind. Die Studie wurde in der führenden wissenschaftlichen Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht.

Was sind humane Papillomviren?

Papillomviren sind Krankheitserreger, die Entzündungen und Veränderungen der Haut hervorrufen können. Humane Papillomviren (HP-Viren oder HPV) kommen nur beim Menschen vor. Die Viren werden durch direkten Kontakt mit befallenen Haut- oder Schleimhautstellen übertragen. Durch kleine Risse oder Verletzungen dringen sie in die Haut oder Schleimhaut ein und vermehren sich dort.

Warum sind Papillomviren gefährlich?

In den meisten Fällen bleibt eine Infektion unbemerkt, da sie oft keine Beschwerden verursacht und meist von selbst heilt. Einige Varianten führen jedoch zu unangenehmen Hautwarzen, sogenannten Papillomen, im Gesicht, an den Händen oder den Füßen. Etwa 40 HPV-Typen infizieren auch die Haut- und Schleimhautzellen im Genitalbereich – und sind daher vor allem sexuell übertragbar. Die verschiedenen HPV-Typen können auch gleichzeitig auftreten.

Eine weitere Folge der HPV-Infektion kann Gebärmutterhalskrebs sein. Er kann Jahre bis Jahrzehnte nach der Infektion entstehen. Und auch an anderen Körperstellen können sich über HPV-verursachte Gewebeveränderungen Tumore bilden, etwa:

  • an Schamlippen und Scheideneingang
  • in der Scheide
  • am After
  • im Mund- und Rachenraum.

Derzeit sind 12 Virus-Typen bekannt, die erwiesenermaßen Krebs erzeugen. Gebärmutterhalskrebs ist die häufigste Folge. An den anderen Körperstellen entwickeln sich Tumoren seltener.

Wie schützt man sich vor HPV?

Kondome schützen nicht zuverlässig vor HPV, weil sie nicht alle Hautstellen im Genitalbereich abschirmen, die befallen sein können. Dennoch verringern sie das Ansteckungsrisiko. Zudem schützen Kondome vor vielen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.

Zuverlässiger ist eine HPV-Impfung. Sie schützt vor bestimmten Virustypen aus der Gruppe der humanen Papillomviren – darunter auch vor solchen, die Gebärmutterhalskrebs und andere Krebserkrankungen auslösen. Einer der Impfstoffe bietet zudem Schutz vor Virustypen, die Feigwarzen begünstigen.

Da HP-Viren vorrangig Gebärmutterhalskrebs als schwerwiegendste Folge haben, lag der Fokus der Immunisierungsstrategien gegen HPV-Infektionen zunächst ausschließlich auf Mädchen. Dass diese Strategie nicht ausreichend ist, zeigt das Ergebnis der aktuellen Studie.

30 Prozent der Männer sind mit genitalen HP-Viren infiziert

Um die Häufigkeit genitaler HPV-Infektionen in der männlichen Bevölkerung herauszufinden, werteten die Wissenschaftler 65 Studien (mit 44.769 Männern) aus 35 Ländern aus. Sie alle enthielten Gesundheitsdaten von Männern über 15 Jahren. Menschen mit einem erhöhten Risiko für HPV-Infektionen wurden ausgeschlossen, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.

Das Ergebnis der Studie: Fast jeder dritte Mann weltweit könnte mit einem genitalen HP-Virus infiziert sein – etwa jeder fünfte Mann sogar mit einem oder mehreren Hochrisiko-HPV-Typen. Also einem Virustyp, der erwiesenermaßen Krebs erzeugt.

Damit liefert die Studie zwei wichtige Erkenntnisse: Zum einen bedeutet das, dass ungeimpfte Männer das Virus weiter verbreiten können. "Sexuell aktive Männer, unabhängig von ihrem Alter, sind ein wichtiges Reservoir für HPV-Infektionen im Genitalbereich", so die Studie. Das zeigt, dass es notwendig ist, auch Männer in die HPV-Präventionsstrategien einzubeziehen, um effektiv vor Gebärmutterhalskrebs und anderen HPV-bedingten Krankheiten zu schützen.

Zum anderen wäre eine Impfung auch für Männer selbst wichtig, um Krebs bei ihnen vorzubeugen.

Auch Männer würden von Impfung profitieren

Denn die HPV-verursachten Gewebeveränderungen am Anus und im Mund- und Rachenbereich können ebenfalls bei Männern auftreten. Auch Tumore am Penis sind möglich. Es wird geschätzt, dass jährlich etwa 69.000 Krebsfälle bei Männern durch HP-Viren verursacht werden (Daten aus dem Jahr 2018). Auch ein Zusammenhang mit Prostatakrebs könnte bestehen.

So ist in einem Bericht des European Centre for Disease Prevention and Control zur europäischen Impfstrategie gegen das HP-Virus beschrieben: "Der indirekte Schutz durch die Impfung von Mädchen mit suboptimaler Inanspruchnahme" sei nicht "ausreichend, um Männer angemessen zu schützen". Außerdem werden bei dieser Strategie homosexuelle Männern nicht berücksichtigt.

Die Impfung beider Geschlechter würde die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung wirksamer eindämmen, so die Schlussfolgerung des Berichts.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • thelancet.com: "Global and regional estimates of genital human papillomavirus prevalence among men: a systematic review and meta-analysis". (Stand: August 2023; englisch)
  • eurosurveillance.org: "Human papillomavirus vaccination in the European Union/European Economic Area and globally: a moral dilemma". (Stand: Dezember 2021; englisch)
  • gesundheitsinformation.de: "Humane Papillomviren (HPV)". (Stand: Juni 2021)
  • rki.de: "Humane Papillomviren". (Stand: Juli 2018)
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