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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wirkt Heilfasten? Erstaunliche Ergebnisse nach dem Fastenexperiment
Heilfasten soll im Körper neue Energien freisetzen und auch einige Pfunde schwinden lassen. Ob das funktioniert und wieso ich am Ende mit mehr Essen größere Erfolge hatte, lesen Sie in diesem Selbstversuch.
Ich wage für Sie den Selbstversuch im Heilfasten und kläre mit Ärzten über die Mythen und Märchen rund um das Fasten auf. Denn nicht immer heißt "weniger essen gleich mehr Fett verlieren". In diesem Tagebuch lesen Sie meinen Erfahrungsbericht zur Methode Heilfasten nach Buchinger inklusive Videostatements. Erfahren Sie alles von der Vorbereitung über den Ablauf bis hin zum Fazit.
Das Fastenprojekt – eine Herausforderung
Ich werde – immer unter ärztlicher Aufsicht – die Heilfastenmethode ausprobieren. Dieser Artikel ist ein Tagebuch meiner persönlichen Erfahrungen während des Heilfastens. Ich habe ihn täglich aktualisiert, meine Stimmung dokumentiert und in kurzen Videos eingefangen. Am Ende steht ein persönliches Fazit, bestehend aus verschiedenen Kriterien wie Stimmung, Energie, Körperveränderung und Schlaf. Verfolgen Sie hier meine Fastenwoche mit.
Das empfehlen Experten
Fastenbefürworter empfehlen meist eine Fastendauer von zwei bis vier Wochen, wenn sie aus therapeutischen Gründen und unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt wird. Gesunde Menschen können auch eine deutlich kürzere Zeit fasten und es als vorbeugende Therapie verstehen, so die Befürworter – empfohlen werden dann fünf bis acht Tage.
Einige Ärzte der Schulmedizin hingegen empfehlen – wenn überhaupt – das Fasten ausschließlich komplett gesunden Menschen für eine kurze Dauer von höchstens einer Woche.
Hinweis: Das Fasten sollte immer vorher mit einem Arzt besprochen werden. Ich werde bei meinem Experiment von der Ernährungsmedizinerin Daniela Kielkowski begleitet. Ihre klare Meinung lautet: „Fasten ist nicht für jeden geeignet.“ Bevor sie mich offiziell unterstützen wollte, musste ich einige Tests durchführen, um zu zeigen, dass ich gesund bin.
Fastentagebuch: Heilfasten nach Buchinger – Die Vorbereitung
Freitag, 15. November 2019, 15:00 Uhr:
Ich betrete "Körperkonzepte" – eine Praxis für Ernährungsmedizin und Bewegung in Berlin, Charlottenburg – und werde von der Inhaberin Daniela Kielkowski begrüßt. Vorher habe ich auf ihr Anraten hin in einem Labor einen Bluttest machen lassen – das geht ganz schnell ohne Termin. Die Leber- und Nierenwerte sind wichtig, um zu prüfen, ob ich gesund bin. Nur dann werde ich fasten. Ich habe die Werte dabei und bin gespannt, was wir besprechen.
Erstaunliche Zusammenhänge zwischen Diäten und Stoffwechsel
Daniela Kielkowski nimmt sich heute Zeit, um mir die Zusammenhänge zwischen Diäten, Fastenkuren und dem menschlichen Fettstoffwechsel zu erklären. Sie zeigt mir diverse Fallbeispiele von Patienten ihrer Praxis und ich bin erstaunt. Niemals hätte ich gedacht, dass Stoffwechsel so unterschiedlich funktionieren können.
Was ist der Stoffwechsel? Unter Stoffwechsel oder auch Metabolismus versteht man alle chemischen Reaktionen im Körper, die Stoffe umwandeln und transportieren. Dazu zählen unter anderem der Hormonstoffwechsel, der Energiestoffwechsel, der Protein- oder der Fettstoffwechsel. Sie versorgen unsere Körperzellen mit allem, was sie brauchen. Damit die einzelnen Stoffwechsel reibungslos funktionieren, müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein.
Je nachdem, was oder wie im Leben bisher gegessen, diätet oder gefastet wurde, kann der Fettstoffwechsel dadurch verändert werden. Er passt sich an. Bei manchen Patienten so sehr, dass sie auch dann nur minimal Fett mehr abnehmen würden, wenn sie nichts mehr äßen. Der Fettstoffwechsel ist gestört.
Das Positive: Man kann den Stoffwechsel wieder aufbauen und zu seinem Normalbereich zurückführen. Über dieses komplexe Thema hat Daniela Kielkowski mit mir im Videointerview gesprochen: Warum Sie Ihrem Körper mit Low Carb und Fasten schaden können.
Die Voruntersuchung
Ich möchte wissen, wie und ob mein Körper vom Fasten profitiert. Dafür habe ich vorher einige Nieren- und Leberwerte testen lassen, die erfreulicherweise alle im Normalbereich liegen. Darunter waren unter anderem der Kreatininwert, der Harnsäure- und der Harnstoffwert.
Kurz erklärt: Harnsäure und Harnstoff sind wichtige Indikatoren der Nierenfunktion, denn 75 Prozent dieser Stoffe werden über diese Organe ausgeschieden. Ein zu hoher Gehalt kann auf eine nicht optimale Nierenfunktion schließen lassen. Das kann auf Dauer zu Ablagerungen an den Gelenken und daraufhin zu Gicht führen. Bei langen und häufigen Fastenkuren erhöht sich der Harnsäure- und Harnstoffgehalt, da der Körper neben Fett auch vermehrt Muskelproteine abbaut. Aus den abgebauten Muskeln entstehen Purine und Ammoniak. Bei deren Abbau entstehen Harnsäure und Harnstoff. Die Niere sollte bei einem Fastenden daher gut funktionieren.
Am Ende der Fastenperiode, am 22. November, werde ich die gleichen Werte erneut testen lassen. Außerdem habe ich in der Praxis eine Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) und eine Stoffwechselanalyse machen lassen. Da ich vier Mal pro Woche Sport treibe und mich ausgewogen und "Low Carb" ernähre, bin ich von einem guten Ergebnis ausgegangen.
Was passiert bei den Vermessungen?
Bei der Bioelektrischen Impedanzanalyse wird die Körperzusammensetzung vermessen. Dazu zählen die Muskelmasse, Wassereinlagerungen und Fettdepots. Auch das Verhältnis zueinander kann daraufhin bewertet werden.
Die Stoffwechselanalyse untersucht hingegen die Zusammensetzung der Atemluft. Diese gibt Aufschluss darüber, aus welchen Makronährstoffen – Kohlenhydrate, Fette oder Proteine – der Körper seine Energie bezieht. Daran lässt sich erkennen, wie gut oder schlecht die Fettverbrennung funktioniert. Auch zeigt sie, wie hoch der Ruheumsatz ist. Also die Energie, die der Körper benötigt, um alle automatischen Körperfunktionen wie Atmen oder Herzschlag aufrechtzuerhalten.
Dann kam der Schock – Low Carb kann schaden
Nach den Analysen kamen die Ergebnisse: Mein Fettstoffwechsel ist negativ verändert. Da ich seit knapp einem halben Jahr mit einer Low-Carb-Ernährung eh schon sehr wenige Kohlenhydrate esse und gleichzeitig auch viel Sport treibe, nimmt mein Körper die Energie, die er benötigt, aus den Eiweißen – also aus Muskelproteinen und der zugeführten eiweißreichen Nahrung. Er wandelt die Proteine in Zucker um, um funktionieren zu können, da ihm keine Kohlenhydrate als Energielieferant zur Verfügung stehen.
Das Fett möchte er nicht hergeben, sondern speichert es ein – aus Angst, es könnte noch schlimmer kommen. Dadurch fehlen mir nun von meiner genetisch veranlagten Muskelmasse zwei Kilogramm. Mein Ziel war es eigentlich, Muskeln aufzubauen und Fett zu verlieren.
Zusätzlich zum Low Carb mache ich auch seit ungefähr einem Jahr das Intervallfasten. Ich esse erst in der Mittagspause eine Kleinigkeit und meine Hauptmahlzeit dann entspannt am Abend. Mein Körper steht – laut meiner begleitenden Ärztin Daniela Kielkowski– unter diesen Umständen unter enormem Stress und möchte daher seine Fettdepots nicht für meine Energiegewinnung verbrennen.
Der Ruheumsatz steht auf Sparflamme
Ebenfalls arbeitet mein Körper im Energiesparmodus. Das erkenne ich anhand der Stoffwechselanalyse daran, dass mein gemessene Ruheumsatz geringer ist als der, der für meine Größe, mein Alter und Gewicht normal wäre. Der Unterschied ist zum Glück noch nicht allzu groß. Wäre er größer, würde ich im Alltag antriebslos, müde und schlapp sein.
Was ist der Ruheumsatz? Der Ruheumsatz ist die Energie, die der Körper in völliger Ruhe benötigen würde, um am Leben zu bleiben. Dazu zählt die Energie für jeden Atemzug, jede Organfunktion, jeden Gedanken. Zum Ruheumsatz dazu kommt dann noch die benötigte Energie für extra Aktivitäten wie Sport oder Alltagsbewegung.
Fasten ist nicht die beste Lösung bei einem gestörten Stoffwechsel
Und nun? Daniela Kielkowski sagt mir, dass das Fasten unter diesen Stoffwechselbedingungen nicht die beste Entscheidung sei. Der Körper verstoffwechselt Nahrung nicht mehr normal, da er unter Stress steht. Er würde durch den Komplettverzicht noch stärker unter Stress geraten und vor allem weiter Muskeln abbauen.
Wir einigen uns dennoch darauf, die Fastenwoche durchzuziehen. Anhand der Ergebnisse kann ich dann zeigen, wann Fasten und Diäten helfen können und wann sie eher nicht die beste Wahl sind. Ich muss ihr versprechen, nach der Woche meine Ernährung umzustellen, um meinen Stoffwechsel zu stärken.
Nichts lieber als das. Ich bin gespannt.
Eingewöhnen und Abführen
Sonntag, 17. November 2019, 14.00 Uhr:
Und da sitze ich nun Sonntagmittag auf meinem Bett und denke nur: "Wieso hast du dir das ausgedacht, Sophie?" Klar, jeden Tag ziehen es sicherlich unzählige Menschen überall auf der Welt durch und es sind ja auch nur sechs Tage. Aber allein die Vorstellung diese Woche nicht einmal feste Nahrung zu mir nehmen zu dürfen, jagt mir jetzt doch etwas Angst ein.
Ab dem 18. November werde ich meine Heilfastenwoche starten. Mental versuche ich mich einzustimmen: auf die Vorstellung, erst in sechs Tagen wieder etwas zu essen. Und auch dann wird es nur ein kleiner Apfel sein, um den Körper nicht zu überfordern. Ich freue mich jetzt schon darauf, in diese saftige Frucht beißen zu dürfen.
Lesen Sie hier die Regeln und Hintergründe zum Heilfasten
- Heilfasten nach Buchinger: Ursprung, Anleitung und Wirkung
Ich rede mir ein, dass sechs Tage nur ein Bruchteil meines Lebens darstellen und ich es schon aushalte ohne mein heiß und innig geliebtes Essen. Auch auf meine morgendliche Kaffeeroutine muss ich verzichten. Kräutertee wird den Platz des Koffeins einnehmen und Brühe meine sonst so üppigen Speisen ersetzen.
In diese Gedanken versunken gehe ich zum Kühlschrank. Ich öffne ihn und gähnende Leere schlägt mir entgegen. Habe ich schlau gemacht: nichts mehr übrig vom Essen der vorherigen Woche. Nur ein paar traurige Weintrauben und Cherrytomaten blicken mich an. Zusammen mit einem Apfel, den ich noch gefunden habe, wird das meine spärliche Henkersmahlzeit. Aber ein bis zwei Tage vor dem Fasten soll man sowieso nur etwas Rohkost essen. Na dann, guten Hunger!
Sonntag, 17. November, 16.00 Uhr:
Es ist soweit. Laut Regeln muss ich jetzt meinen Darm entleeren, sodass ich ohne Energie für die Verdauung zu benötigen, in die Fastenwoche starten kann. Ich habe Schlimmes gehört über das Glaubersalz, das ich mit viel Wasser herunterspülen muss. Es soll so eklig schmecken, dass man es nur mit Widerwillen trinken kann. Aber erzählen kann man mir ja viel.
Ich habe drei Esslöffel Bittersalz mit 500 Milliliter Wasser vermischt. Der Geschmack war – wie zu erwarten – bitter. Aber es war nicht so tragisch, wie mir beschrieben wurde. Ich habe gelesen, dass Zitrone den Geschmack angenehmer macht. Und es stimmt, das Getränk ist nun sauer statt bitter und das ist viel wert.
Sonntag, 17. November, 21.00 Uhr:
Die Darmentleerung war erfolgreich. Allerdings kann ich mir Schöneres vorstellen. Ab jetzt heißt es: Verzicht. Ich erwarte, dass ich ständig Hunger haben und schlapp und schlecht gelaunt sein werde.
18. November Tag 1: Wie in Watte gepackt
Ich dachte, dass ich mich nach dem Aufstehen hungrig fühlen würde. Aber ich spüre... nichts. Vielleicht liegt es an meinen Träumen voller Berge von Essen, die ich imaginär in mich hineingestopft habe.
Bei der Arbeit merke ich, dass ich langsamer bin als sonst. Das Recherchieren fällt mir schwer und ich habe ein Gefühl, wie nach einer Schmerztablette zu viel. Etwas neben mir stehend. Aber von Hunger keine Spur. Ich trinke fleißig Tee und Wasser und genehmige mir als Frühstück ein Glas Direktsaft. 500 Kalorien darf ich in flüssiger Form zu mir nehmen.
Trotzdem: Langsam kommt ein dumpfer Kopfschmerz. Nicht schlimm aber beständig. Zur Mittagspause mache ich einen Spaziergang mit meiner Kollegin. Sie möchte in den Supermarkt, ich warte draußen. Zu viele leckere Dinge würden mich dort anlachen.
Zurück im Büro gibt es eine leckere Gemüsebrühe für mich. 200 Milliliter pure Kraft erhoffe ich mir davon. Und tatsächlich: Ich fühle mich fitter. Aber nur für zehn Minuten. Genossen habe ich es trotzdem.
Auf dem Nachhauseweg habe ich sehr schlechte Laune. Ich will essen! Und zwar nicht nur einen Löffel Honig!
19. November, Tag 2: Der Kopf ist das Problem
Ich hab erstaunlich gut geschlafen. Laut meines Fitnesstrackers knapp acht Stunden mit der mich bestätigenden Bewertung "Gut". Alle Schlafphasen waren im Normalbereich für Frauen meines Alters. Daher bin ich auch sehr frisch und erholt aufgewacht, da war kein Hunger, kein Unwohlsein, schön!
Bei der Arbeit empfängt mich ein Kuchen für meine Abteilung. Schade, nicht für mich – aber der nächste kommt bestimmt. Das muss ich mir einreden. Ich erwarte immer den anklopfenden Hunger – aber er klopft nicht. Dafür denke ich zwischendurch an Burger, Pizza, Kuchen, Bäckerwaren... Das lenkt mich etwas von meiner Arbeit ab. Der Kopf ist hier das Problem, nicht der Körper. Das Gefühl, Essen zu verpassen, nervt. Darüber meckere ich häufig und möglicherweise nerve ich meine Kollegen damit.
Zitat: Wie schon Otto Buchinger im Jahr 1947 sagte: "Während des Fastens geht es dem Körper gut, aber die Seele hungert". Er empfiehlt eine Art Ablenkungstherapie – eine Beschäftigung mit anderen schönen Dingen abseits des Essens: Kunst, Musik, Natur, Meditation, Literatur oder zwischenmenschliche Beziehungen.
Das Schöne: Ich war heute tagsüber körperlich und geistig so energiegeladen, wie an jedem anderen normalen Tag.
20. November, Tag 3: Energie und Rückenschmerzen
Ich fühle mich, als würde ich nur noch die Hälfte wiegen. Wahrscheinlich habe ich noch mehr Muskeln verloren. Die Analyse am Ende meiner Fastenzeit wird es zeigen.
Seit gestern plagen mich Schmerzen im unteren Rücken. Nach einer Recherche scheint das normal zu sein – die Fastenpraktiker nennen es Anzeichen der Entschlackung. Na, da werde ich doch lieber nochmal meine Ärztin fragen, denn die Entschlackung ist ein Mythos der Fastenfans. Daniela Kielkowski erklärt, dass das höchstwahrscheinlich mit dem Muskelabbau und Stress durch das Fasten zusammenhängt. Sicherlich aber nicht durch eine Entgiftung. Dieser Vorgang wurde bisher in keiner Studie nachgewiesen.
Bei der Arbeit bin ich Energie geladen – von Hunger wieder keine Spur. Ich habe gute Laune und arbeite konzentriert ohne Müdigkeitserscheinungen. Dafür schwelge ich besonders in der Mittagspause zwischen Nudeln, Obst und Falafeltaschen sitzend in Fantasien an mein nächstes Essen – und schlürfe dabei meine Brühe.
21. November, Tag 4: Der Kopf ist frei
Endlich! Nur die Hälfte des Tages habe ich an Essen gedacht. Irgendwann nach der Mittagspause hat das aufgehört. Mein Kopf hat den Absprung geschafft und quält mich den restlichen Tag nicht mehr damit. Auch meine Rückenschmerzen sind einfach verschwunden. Heute ist der bisher beste Tag – und das, obwohl Berge von Keksen und Lebkuchen in der Redaktionsküche lagen.
Ich bin voller Energie und Tatendrang. Ob das daran liegt, dass die Energie, die nicht mehr im Magendarmtrakt gebraucht wird, jetzt zur Verfügung steht für andere Tätigkeiten? Für meine Konzentration oder Bewegungsdrang zum Beispiel? Meine Ärztin ist da anderer Meinung. Welcher, erklärt sie mir bei der Auswertung der Abschlusstests.
Weil es mir so gut geht, wage ich es jetzt auch einfach, mit einer Freundin in die Pizzeria zu gehen.
Die Pizza war lecker – sagt meine Freundin. Sie roch auch gut und ich habe davon leider Hunger bekommen. Trotzdem bin ich standhaft bei meinem Ingwer-Honig-Tee geblieben und freue mich umso mehr auf meine nächste eigene Pizza nach dem Fasten. Ich fühle mich sehr diszipliniert.
22. November, Tag 5: Ergebnisse und Fasten brechen
Aufgeregt bin ich. In ein paar Stunden, um 11.00 Uhr, erfahre ich, wie mein Körper sich verändert hat. Klar, es waren nur fünf volle Fastentage und ein Vorbereitungstag, aber dennoch habe ich positive sowie negative Effekte zu spüren bekommen: Guter Schlaf, viel Energie, positive Stimmung (naja – bis auf meine Fantasien, die genervt haben), aber auch Rückenschmerzen und anfängliche Kopfschmerzen haben mich begleitet.
Ich fühle mich aber tatsächlich frisch und gut gelaunt und kann es gleichzeitig nicht abwarten, endlich wieder zu essen. Wahrscheinlich löst die Vorfreude an das Essen diese Extraportion Glücksgefühle aus.
Vergleichstest der Labor- und Messwerte
Gespannt betrete ich die Praxis "Körperkonzepte" erneut, um zu erfahren, wie und ob sich meine Werte verändert haben. Und tatsächlich: Meine Harnsäurewerte sind leicht erhöht, was mit dem Abbau der Muskeln zusammenhängen kann. Meine Harnstoffwerte dagegen sind zu niedrig, was wiederum auf einen Eiweißmangel schließen lässt.
Dann steige ich erneut auf die Körperfettwaage und lasse zum zweiten Mal eine Stoffwechselanalyse durchführen. Die Ergebnisse stehen zum Vergleich in der Tabelle.
Drei Wochen später:
Drei Wochen nach dem Fasten, nachdem ich – wie am Anfang mit der Ärztin besprochen – meine Ernährung umgestellt habe, ließ ich mich ein drittes Mal vermessen. Nach diesem Mal hatte ich bereits drei Wochen lang allgemein größere Portionen und morgens, mittags und manchmal auch abends Kohlenhydrate gegessen und regelmäßig gefrühstückt. Also kein Low Carb und auch kein Intervallfasten mehr. Die Ergebnisse erstaunten mich.
Die Ergebnisse der drei Bioelektrische Impedanzanalysen im Vergleich:
| Gewicht (kg) | Muskeln (kg) | Fett (kg) | Fett (%) |
---|---|---|---|---|
Vor dem Fasten | 58,4 | 24,6 | 13,5 | 23,0 |
direkt nach dem Fasten | 56,5 | 24,3 | 12,0 | 21,2 |
drei Wochen nach Ernährungsumstellung | 57,2 | 25,1 | 11,1 | 19,3 |
Deutlich zu erkennen ist, dass ich während der fünf Fastentage Fett, aber auch 0,3 Kilogramm meiner wertvollen Muskulatur verloren habe. Ich hatte schon vor dem Fasten durch meine lange Low-Carb-Phase und das Intervallfasten zwei Kilogramm zu wenig meiner genetisch veranlagten Muskulatur. Das Fasten hat dies noch verstärkt.
Fett abnehmen durch mehr essen
Nachdem ich daraufhin drei Wochen lang normal und kohlenhydratreich gegessen habe, habe ich fast ein Kilogramm meiner Muskulatur zurückgewonnen und gleichzeitig knapp ein Kilogramm Fett verloren. Während dieser Zeit habe ich Sport getrieben und meinem Körper genügend Energie zur Verfügung gestellt. Er musste dadurch keine Muskulatur abbauen, weil er sich sicher sein konnte, versorgt zu werden und erlaubte sich sogar den Luxus Muskeln auf- und Fett abzubauen. Lesen Sie in diesem Interview, wieso der Körper auf Dauer Geld braucht, um zu funktionieren.
Fazit zum Heilfasten:
Ich werde das Heilfasten nicht noch einmal machen. Zwar hatte ich gute Laune und war energiegeladen, aber das bin ich im normalen Alltag auch. Das Projekt war eine Herausforderung für mein Durchhaltevermögen und meine Disziplin, die ich gern angenommen habe.
Dennoch kann ich mir vorstellen, dass eine Fastenkur Menschen helfen kann, einen Startpunkt für eine gesunde und bewusste Lebensweise zu setzen.
Warum hatte ich keinen Hunger und mehr Energie?
Daniela Kielkowski erklärte mir, dass der Körper während des Fastens unter Stress steht. Daraufhin werden eine Menge Hormone, darunter auch die Glückshormone Serotonin und Endorphin ausgeschüttet. Endorphine seien vergleichbar mit einem körpereigenen Morphin und reduzieren das Schmerzempfinden. Bei Fastenden könne dieser Stoff das Hungergefühl kurzfristig lindern und positive Stimmung und Energie hervorrufen. Dieser Mechanismus könne noch von unseren Vorfahren stammen, die nicht schlecht gelaunt in der Höhle sitzen, sondern motiviert auf Nahrungssuche gehen sollten, vermuten Wissenschaftler.
Langzeitstudien, die belegen, dass sich Fasten dauerhaft positiv auf bestimmte Krankheiten auswirkt, gibt es keine. Dennoch wurde in kleineren Studien – beispielsweise bei fastenden Rheuma- oder Bluthochdruckpatienten – eine kurzzeitige Schmerzlinderung und ein gesunkener Blutdruck festgestellt.
Schlussendlich sollte jeder, der das Heilfasten ausprobieren möchte, vorher mit einem Arzt sprechen und entsprechende Tests durchführen. Nicht jeder ist für das Fasten geeignet. Es war mir eine Erfahrung wert. Allerdings bedeutet mir Essen zu viel und die Effekte waren mir nicht groß genug, als dass ich es noch einmal wiederholen möchte.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Eigene Recherche
- Interview Daniela Kielkowski, Ernährungsmedizinerin
- Internisten im Netz