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Detox-Diät – nur Trend oder geeignete Kur: was steckt dahinter?


Fasten- und Detox-Trend
Was Entgiftungskuren wirklich bringen

Von dpa, t-online, loe, nos

Aktualisiert am 12.04.2021Lesedauer: 6 Min.
Saftkur: Sogenannte Detox- und Fastenkuren können ein Startpunkt für eine langfristig gesunde Ernährung sein.Vergrößern des Bildes
Saftkur: Sogenannte Detox- und Fastenkuren können ein Startpunkt für eine langfristig gesunde Ernährung sein. (Quelle: Valeriy_G/getty-images-bilder)
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Beim Thema Detox-Kuren scheiden sich die Geister: Die einen glauben an Entgiftungseffekte, für die anderen ist es reine Geldmacherei. Was taugen Detox-Kuren wirklich? Das sagen Experten.

Den Körper reinigen und von Giften befreien – das verspricht eine Detox- oder Fastenkur. Sie sollen dem Körper dabei helfen, die Gifte und Chemikalien auszuscheiden, die er aufnimmt und angeblich alleine nicht bewältigt.

Warum eine Detox-Kur nötig sein soll? Anhänger nennen eine ungesunde Ernährung, aber auch Umweltgifte, Stress, Alkohol und Nikotin als Gründe. Spezielle Produkte, die im Handel zu kaufen sind, sollen Verbrauchern dabei helfen, ihren Körper zu entschlacken und zusätzlich auch vor Übersäuerung zu schützen. Experten warnen davor. Außerdem gibt es einfache Fastenmethoden, die ganz leicht zu Hause durchführbar sind – ohne viel Geld auszugeben.

Definition: Der Begriff Detox kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt Entgiftung. Auch das Wort Entschlackung wird häufig verwendet, um den Abtransport von Schadstoffen zu verdeutlichen.

Unter Detoxkuren fallen unterschiedliche Arten des Fastens: Bei der Saftkur trinken Sie eine Woche lang nur Säfte, beim Heilfasten dürfen Sie nur Tee und Brühe zu sich nehmen und beim Basenfasten kommt nur Obst und Gemüse auf den Teller. Auch bestimmte Produkte sollen den Detox-Effekt mit sich bringen: Detox-Pflaster, Detox-Tees oder Detox-Säfte.

So funktioniert eine Heilfastenkur

Zunächst gibt es beim Heilfasten – je nach Fastendauer – ein bis drei sogenannte Entlastungstage. In dieser Zeit soll der Körper auf die folgenden Tage ohne oder mit nur sehr wenig Nahrung vorbereitet werden. Sie essen bestenfalls viel Obst und Gemüse und verzichten auf verarbeitete Lebensmittel. Trinken Sie auch viel Wasser und Tee. Am Ende erfolgt, mithilfe von Flohsamenpulver, Glauber- oder Bittersalz, eine Darmentleerung.

Danach werden fünf bis acht Tage lang Wasser, Kräutertees sowie kleine Mengen Säfte getrunken. Nach diesen Tagen folgen drei Aufbautage mit Obst und Gemüse oder Rohkostsäften. Zur normalen Kost kehrt man schrittweise zurück. Bestenfalls führen Sie nach der Kur eine ausgewogene Ernährung fort und setzen damit einen Startpunkt für eine langfristig gesunde Lebensweise.

Ergänzt wird eine solche Zeit häufig mit Massagen und Bädern. Auch Saunagänge und Spaziergänge an der frischen Luft sowie Yogaübungen sollen das Wohlbefinden stärken und dem Hüftgold zu Leibe rücken. Jeder, der Fasten möchte, sollte zuvor mit seinem Arzt sprechen, um mögliche Risiken auszuschließen.

So funktioniert eine Saftkur

Rund eine Woche vor dem eigentlichen Start sollte man laut dem Ernährungscoach und Fitnesstrainer Niklas Schwarz auf Alkohol, Nikotin und Kaffee verzichten und in den Tagen davor vor allem leichte Kost zu sich nehmen. Manche machen vorher auch eine Darmreinigung.

Bei einer Saftkur wird je nach Anwendung über drei bis sieben Tage jede Mahlzeit durch 200 bis 250 Milliliter Obst- oder Gemüsesaft ersetzt. In der gesamten Zeit der Saftkur darf zu den Säften nur Wasser, ungesüßter Tee und Gemüsebrühe getrunken werden.

Positive Effekte beim Heilfasten

Der Ernährungsmediziner Prof. Dr. Michalsen, Chefarzt der Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin Wannsee, sieht vielerlei positive Effekte des Heilfastens. Die traditionelle Methode helfe gegen verschiedene Symptome von Diabetes, Rheuma oder Bluthochdruck. Außerdem würden viele gesundheitsfördernde Effekte bei dem zeitweisen Nahrungsverzicht verstärkt ablaufen.

Zwar seien noch nicht genügend Studien für den Nachweis langfristiger Erfolge vorhanden, dennoch sehe er an seinen Patienten die positiven Effekte wie eine Linderung der Schmerzen. Michalsen sieht eine Fasten-Kur aber eher als Einstieg in eine langfristige Änderung des Essverhaltens – hin zu einer bewussteren und ausgewogeneren Kost. Sie sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen – vor allem, wenn Interessenten Medikamente einnehmen.

Detox-Produkte: oft teuer und mit unklarem Nutzen

Die Versprechen auf Detoxprodukten klingen ebenfalls verlockend. Doch laut Experten ist es nicht wissenschaftlich erwiesen, dass Detox-Produkte in diesem Stil wirken. Der Körper könne weder übersäuern, noch muss er entgiftet werden, sagen die Experten des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner.

Der menschliche Organismus kümmere sich selbst um seine Entgiftung, denn er scheidet von alleine nicht verwertbare Produkte unter anderem über Schweiß, Urin und die Lunge aus. Anders sieht es bei akuten Vergiftungen aus, etwa die versehentliche Einnahme von Reinigungsmitteln. Solche Fälle gelten als Notfall, in dem ein Arzt ein Gegengift verabreichen muss.

Eine Zeit lang keinen Alkohol zu trinken oder nicht zu rauchen ist natürlich dennoch eine Wohltat für den Körper. Völlig unnötig seien aber spezielle Detox-Produkte wie Tabletten, Tees oder gar Pflaster. Solche Erzeugnisse seien reine Geschäftemacherei. Die Produkte seien ungerechtfertigt teuer, meint auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Die Tees seien übliche Kräutermischungen. Es sei falsch, dass die Bestandteile darin Giftstoffe binden und ausschwemmen könnten. Den entgiftenden Effekt gebe es nicht.

Wann Detox-Kuren gefährlich werden können

Detox-Anhänger werben mit vielen falschen Aussagen wie etwa mit dem Mythos der Entschlackung. Im Darm lagern keine "Schlacken". Alles, was in den Darm gelangt, scheidet der Körper aus, die Darmbakterien regeln die Verwertung. Entschlacken, etwa durch Einläufe mit Öl oder Darmspülungen, sei wenig wirksam und sogar gefährlich.

Eine dauerhafte Detox-Kur sei nicht empfehlenswert. Dies könne etwa zu einem Mangel an Protein oder Fett führen. Gemüse und Obst in Form von Smoothies während einer Saftkur beispielsweise liefern zwar Energie in Form von Zucker, sättigen aber nicht dauerhaft.

Die DGE warnt vor dem enthaltenen Fruchtzucker. Ein hoher Saftkonsum kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Außerdem könnte eine strenge Saftkur zu einer Überversorgung des Körpers mit bestimmten Vitaminen und einen Mangel an Proteinen und Fetten führen kann.

Laut Schwarz könnten in Folge der Kur auch Kopfschmerzen und Antriebslosigkeit auftreten. Bei einer Detox-Diät fehlen zudem wichtige Nährstoffe wie Ballaststoffe, gute Fette und gute Kohlenhydrate.

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Bewusste Ernährung als Alternative

Eine ausgewogene Ernährung sei besser für den Darm, so die DGE. Dazu gehören neben Getreide- und Vollkornprodukten fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag dazu – wobei Gemüse die größere Menge ausmachen sollte.


Gesunde Fette dürfen ebenfalls nicht fehlen, um dem Körper alle wichtigen Nährstoffe zu liefern. Wenig verarbeitete, möglichst naturbelassene und hauptsächlich pflanzliche Lebensmittel sollten demnach den Großteil Ihrer Ernährung ausmachen. Transfette, industriell erarbeitete und stark zuckerhaltige Produkte sollten sie vermeiden, rät Michalsen.

Lebensmittel, die Ihre Gesundheit fördern

Gute Fette

  • Fettiger Fisch wie Lachs, Aal oder Forelle: Sie enthalten wichtige Omega-3-Fettsäuren, die unter anderem eine gute Gehirnleistung unterstützen. Fisch liefert außerdem viel Eiweiß.
  • Avocado: Ihr Fett kann Cholesterin senken. Sie fördert außerdem gesunde Haare und Nägel.
  • Nüsse und Kerne: Die einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren schützen vor Herz-Kreislauferkrankungen und senken die Blutfettwerte. Sie liefern außerdem das wertvolle pflanzliche Eiweiß, welches unter anderem die Zellneubildung fördert.

Gute Kohlenhydrate

  • Vollkornprodukte wie Nudeln und Brot: Der hohe Ballaststoffgehalt fördert die Verdauung und hält lange satt.
  • Kartoffeln: Sie machen satt, unterstützen das Immunsystem und schützen das Herz durch sekundäre Pflanzenstoffe, Vitamine und Mineralstoffe.
  • Gemüse: Wenig Kalorien dafür aber reich an Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen, guten Fetten, Ballaststoffen und sogar Proteinen. Gemüse sollte auf unserem Ernährungsplan nicht fehlen. Es gilt als Volumenessen: große Mengen zur Sättigung, aber dennoch wenig Kalorien,

Proteine

  • Hülsenfrüchte wie Bohnen, Kichererbsen und Linsen: Sie liefern nicht nur gute Kohlenhydrate und Ballaststoffe, sondern auch das wertvolle pflanzliche Eiweiß. Setzen Sie vermehrt auf dieses als auf tierisches Eiweiß. So schützen Sie Ihr Herz-Kreislauf-System und beugen Krebs vor.
  • Gemüse: Einige Sorten liefern viel pflanzliches Eiweiß. Dazu zählen Brokkoli, Pilze, Spinat oder Sojabohnen.
  • Tofu: Das Produkt aus Sojamilch ist neben Eiweiß reich an Mineralstoffen und noch dazu kalorienarm.
  • Milchprodukte wie Quark und Jogurt: Sie fördern die Darmbakterien und somit die Verdauung.
  • Eier: Neben dem Eiweiß, vielen Vitaminen und Mineralstoffen enthält das Eigelb gesunde ungesättigte Fettsäuren.
  • Fisch: Alle Fischsorten enthalten viele Proteine. Wollen Sie fettarmen Fisch, können Sie beispielsweise Thunfisch essen.
  • Geflügel: Einmal in der Woche könne auch Fleisch auf dem Teller landen – das reiche aber, so Michalsen. Geflügel liefert viel Eiweiß und wenig Fett und Kohlenhydrate. Kombinieren Sie es am besten mit guten Fetten und guten Kohlenhydraten, um alle Nährstoffe abzudecken.
  • Rotes Fleisch wie Rind, Schwein oder Lamm: Es sollte auch weniger oft auf dem Teller landen. Es liefert aber ebenfalls gute Nährstoffe. Neben dem Eiweiß gilt es als ein wertvoller Eisenlieferant.

Lebensmittel, auf die Sie besser verzichten

"Die Menge macht das Gift" und "Balance ist der Schlüssel zum Erfolg" sind zwei oft verwendete Sprüche, wenn es um Ernährung geht. Der Komplettverzicht von jetzt auf gleich fällt den meisten Menschen schwer und sie scheitern – das führt allzu oft zu Heißhunger und Jojo-Effekten.

Tipp: Wenden Sie die 80:20-Regel an. 80 Prozent der Ernährung sollte aus den oben genannten natürlichen Lebensmitteln bestehen, 20 Prozent dürfen kleine Naschereien sein.

Viele stark verarbeitete Produkte enthalten Zusatzstoffe, Transfette und gesättigte Fettsäuren. Auch Industriezucker und leere Kohlenhydrate aus beispielsweise Weißmehl liefern dem Körper keinen nennenswerten Mehrwert, außer kurzzeitig Energie.

Dazu zählen:

  • Wurst
  • Backwaren wie Kuchen
  • Weißbrot
  • Süßigkeiten
  • Chips
  • Stark gezuckerte Produkte wie Fruchtsäfte oder Fruchtjoghurts

Wichtig und noch dazu kostengünstig ist: Wasser trinken. Anderthalb bis drei Liter pro Tag sollten es je nach Größe und Körpergewicht sein.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Bundeszentrum für Ernährung
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung
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