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Backouts und Brownouts: So wahrscheinlich sind Stromabschaltungen


Sorge vor dem Winter
So wahrscheinlich sind Stromabschaltungen

Von dpa
09.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Braunkohlekraftwerk und Stromleitungen in Neurath: Die nach Deutschland importierte Strommenge aus Frankreich ging um 88 Prozent zurück.Vergrößern des Bildes
Braunkohlekraftwerk und Stromleitungen in Neurath: Die nach Deutschland importierte Strommenge aus Frankreich ging um 88 Prozent zurück. (Quelle: Jochen Tack/imago-images-bilder)

Frankreich testet aktuell Stromabschaltungen und auch die Bundesregierung schließt solche sogenannte Brownouts nicht aus. Was das genau bedeutet.

Während sich Frankreich derzeit auf kontrollierte Stromabschaltungen vorbereitet, kursiert in Deutschland die Sorge vor ähnlichen Szenarien im Winter. Zuletzt beunruhigte eine Aufforderung zum Stromsparen des Netzbetreibers TransnetBW. Am Freitag befeuerte dann ein Papier aus dem baden-württembergischen Umweltministerium die Aufregung, demzufolge zeitlich und regional begrenzte anderthalbstündige Stromabschaltungen für diesen Winter nicht auszuschließen seien.

Steht es angesichts der Probleme in Frankreich also auch schlechter um die deutsche Stromversorgung als bislang gedacht?

Frankreich testet bereits Abschaltungen

Unkontrollierte, großflächige Stromausfälle – sogenannte Blackouts – halten derzeit weder Politik noch Energiewirtschaft oder Bundesnetzagentur für realistisch. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) betonte zuletzt, dass die Verfügbarkeit von Energie für die Stromerzeugung in diesem Winter gesichert sei. Und die Prognose französischer Netzbetreiber für den Januar sei "in dem Bereich, mit dem wir auch gerechnet haben", sagte eine Sprecherin Habecks am Freitag.

In Frankreich wird im Januar mit Versorgungsengpässen gerechnet, weil derzeit zahlreiche Atomkraftwerke gewartet werden. Um sich darauf vorzubereiten, simulierten die Behörden am Freitag den Ablauf eines zeitlich begrenzten und kontrollierten Abschaltens der Stromversorgung in einer Region – ohne dass aber tatsächlich eine Abschaltung vorgenommen wurde.

Engpässe in Frankreich könnten auch Folgen für Deutschland haben

Weil die europäischen Stromnetze gekoppelt sind, befürchten Experten bei einer Lastunterdeckung im Ernstfall auch Folgen für die Nachbarmärkte. Die nach Deutschland importierte Strommenge aus Frankreich ging zudem im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal laut Statistischem Bundesamt um 88 Prozent zurück.

"Wenn überhaupt, dann könnte es zu einer kontrollierten, regional und zeitlich begrenzten Unterbrechung kommen", hieß es vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Solche sogenannten Brownouts, die die Netze stabilisieren sollen, habe es aber auch in der Vergangenheit schon gegeben. "Technisch gesehen sind wir sehr gut vorbereitet." Die Bundesnetzagentur schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich zu einem solchen Szenario kommen könnte, derzeit als sehr gering ein.

Baden-Württemberg: Kurzzeitige Abschaltungen nicht ausgeschlossen

Auf solche Szenarien bezieht sich auch ein Lagebericht zur Energie-Versorgungssicherheit an die baden-württembergische Umweltministerin. Darin heißt es laut Ministerium, dass die geringer als ursprünglich angenommene Verfügbarkeit von Kernkraftwerken in Frankreich aktuell die größte Herausforderung für die Sicherheit der Stromversorgung im Winter darstelle.

Kurzzeitige regional begrenzte Abschaltungen von in der Regel 90 Minuten könnten nicht ausgeschlossen werden. Ähnliche Passagen hatte die "Bild"-Zeitung zitiert und auf ein vertrauliches Ministeriumspapier verwiesen.

Kunden per App zum Stromsparen aufgerufen

Wie Deutschland im Winter mit kurzfristigen Engpässen umgehen könnte, zeigt ein Fall aus Baden-Württemberg. Dort hatte der Netzbetreiber TransnetBW für vergangenen Mittwoch einen möglichen Stromengpass prognostiziert und seine Kunden via App erstmals zum vorübergehenden Stromsparen aufgerufen.

Es habe aber zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer Stromabschaltung bestanden, beteuerte eine Sprecherin. 700 Megawatt Leistung seien zur Stabilisierung der Netze aus der Schweiz geordert worden. "Das war schon etwas Besonderes." Weil ein solcher kurzfristiger Import aber sehr teuer sei, sei die Sparaufforderung parallel an die Kunden gegangen.

Solche prognostizierten Engpässe könnten im Winter häufiger auftreten, sagte die Sprecherin. Ein "Brownout" drohe aber erst dann, wenn kurzfristig nirgends genügend Strom eingekauft werden könne, um die Engpässe zu beheben. In diesem Fall sei von einer Unterbrechung der Stromversorgung von anderthalb Stunden auszugehen.

"Da muss aber niemand seinen Kühlschrank abtauen." Die Lage sei heute in jedem Fall sehr viel besser als noch nach dem zweiten Stresstest Anfang September. Damals hatten die Netzbetreiber die Lage im Winter noch als "sehr angespannt" bewertet.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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