Gazprom und Rosneft Bericht: Bund könnte russische Tochterfirmen enteignen
Offenbar gibt es in der Bundesregierung Diskussionen, ob und wie man russische Töchter der Energieriesen verstaatlichen könnte. Für diesen Schritt gibt es ein Szenario, das Ostdeutschland betrifft.
In der Bundesregierung werden einem Bericht zufolge verschiedene Szenarien durchgespielt für den Fall, dass die deutschen Töchter russischer Staatskonzerne in ernste Schwierigkeiten geraten.
Es gehe um die Möglichkeiten der Verstaatlichung oder sogar Enteignung der deutschen Töchter der Energieriesen Gazprom und Rosneft, berichtete das "Handelsblatt" am Donnerstag. Die Regierung wolle einer massiven Beeinträchtigung der Energieversorgung insbesondere in Ostdeutschland vorbeugen.
Das Thema liegt dem Bericht zufolge beim Bundeswirtschaftsministerium. Die Zeitung berief sich auf mehrere Regierungsvertreter.
Gefahr eines technischen Konkurses
Zwar sind Rosneft Deutschland und Gazprom Germania als Unternehmen der Energiebranche von den Sanktionen des Westens ausgenommen. Die Sanktionen strahlten dennoch auf die Unternehmen aus, schrieb das "Handelsblatt". Banken und Geschäftspartner gingen seit Inkrafttreten der Sanktionen gegen Russland auf Distanz zu Unternehmen mit russischen Eigentümern. Die Gefahr eines "technischen Konkurses" sei daher nicht von der Hand zu weisen, zitierte die Zeitung einen nicht näher bezeichneten Insider.
Die beiden Firmen sind von großer Bedeutung für die deutsche Energieversorgung. Gazprom Germania betreibt große Gasspeicher, Rosneft Deutschland steht für 25 Prozent des deutschen Raffineriegeschäfts.
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Insider berichteten dem "Handelsblatt" zufolge, im Bundeswirtschaftsministerium beschäftigten sich Mitarbeitende seit Wochen intensiv mit der Frage, wie sich der Weiterbetrieb der PCK-Raffinerie in Schwedt gewährleisten lasse. Sie gehört teilweise Rosneft und versorgt den Großraum Berlin/Brandenburg mit Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin.
Der Einstieg des Bundes bei der Raffinerie sei eine Option, die man sich offenhalten müsse, sagten dem "Handelsblatt" zufolge die "Insider". Dass andere Mineralölunternehmen einspringen, hielten sie für äußerst unwahrscheinlich.
- Nachrichtenagentur AFP