"Prachtregion" auf dem Gesäß Ist dieser Werbespruch sexistisch?
Für die einen witzig, für den Werberat sexistisch: Manchmal ist nicht die Werbebotschaft das Problem – aber ihre Platzierung. Einem Landkreis brachte ein Spruch nun heftige Kritik ein.
Der Werbespruch "prachtregion.de" auf den Hosen von Sportlerinnen hat dem Thüringer Landkreis Schmalkalden-Meiningen eine öffentliche Rüge des Deutschen Werberats eingetragen. Der Sponsoring-Schriftzug auf den Trikothosen des Volleyballbundesligisten VfB 91 Suhl verlaufe quer über das Gesäß der Spielerinnen und lenke die Aufmerksamkeit bewusst auf diesen Körperteil, sagt das Selbstkontrollorgan der Werbebranche. Damit würden Frauen auf ihr Äußeres reduziert und eine Sexualisierung von Sportlerinnen begünstigt oder jedenfalls toleriert. Landrätin Peggy Greiser (parteilos) teilt die Kritik nicht.
Werberat findet die Werbung nicht witzig
Der Werberat teilte mit, das Argument der Landrätin, die Werbung sei witzig gemeint, habe ihn nicht überzeugt. Werbung dürfe doppeldeutig sein, Personen aber nicht herabwürdigen. Drei weitere Unternehmen, die ihre Anzeigen mit weiblichen Gesäßteilen gestalteten, wurden ebenfalls vom Werberat beanstandet. Insgesamt sprach der Werberat im vergangenen Jahr 16 öffentliche Rügen wegen des Verstoßes gegen den Werbekodex aus.
- Entwicklungsstufen: Ab welchem Alter Kinder Werbung erkennen
- Keine Hilfe durch Label: Werbung für Fleisch führt Verbraucher in die Irre
"Es handelt sich hierbei um eine gravierende Fehleinschätzung des Deutschen Werberats", argumentiert Landrätin Greiser. "Hier lässt man jegliches Augenmaß vermissen." Wenn jeder mehr oder weniger versteckte Hinweis auf geschlechterspezifische Reize künftig als Sexismus gebrandmarkt werde, brauche über Werbefreiheit in Deutschland nicht mehr geredet zu werden. Die Kampagne sei bisher sehr erfolgreich gewesen und man wolle weiter mit "prachtregion.de" unter anderem auf den Hosen der Spielerinnen des VfB Suhl werben.
- Nachrichtenagentur dpa