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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Private Absicherung Berufsunfähigkeitsversicherung: Darum ist sie so teuer
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist teuer, aber wichtig. Im Ernstfall kann sie das Einkommen bis zum Renteneintritt ersetzen. Auf diese Faktoren kommt es an.
Für diejenigen, die weder vermögend geboren wurden noch eine bedeutende Erbschaft erwarten, ist das Erwerbseinkommen für den Lebensunterhalt existenziell. Miete, Strom, Auto und die Kinder – all das bedeutet auch hohe Ausgaben, die wegen der Inflation künftig noch steigen werden.
Fällt Einkommen durch längere Krankheit oder gar Berufsunfähigkeit weg, übernimmt die Krankenkasse zwar in den ersten anderthalb Jahren Ihr Gehalt – aber auch nur anteilig. Bessert sich der Gesundheitszustand nicht, besteht die Gefahr, unverschuldet in die Armut abzurutschen.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung könnte die Folgen eines langfristigen Verdienstausfalls abmildern oder gar verhindern. Kai Fürderer von der Gesellschaft für Qualitätsprüfung erklärt, was eine BU-Rente kostet und worauf Sie beim Abschluss achten sollten.
Zur Person
Kai Fürderer leitet gemeinsam mit seiner Frau Iris die Gesellschaft für Qualitätsprüfung mbH mit Sitz in Herrsching am Ammersee. Die Gesellschaft für Qualitätsprüfung ist eine Gesellschaft, die sich ausschließlich mit der fundierten Qualitätsprüfung auf Basis von anerkannten Qualitätsstandards und Normen beschäftigt.
Erwerbsminderungsrente ist keine Alternative
"Niemand wünscht es sich, aber wenn der Fall der Berufsunfähigkeit eintritt, kann eine Erwerbsminderungsrente den Lohnausfall nicht kompensieren", sagt Kai Fürderer. Eine Erwerbsminderungsrente erhalten Sie erst nach 78 Wochen, nachdem die Krankenkasse kein Krankengeld mehr zahlt. Anspruch auf die volle Erwerbsminderungsrente haben Beschäftigte, wenn sie wegen Krankheit oder Behinderung weniger als drei Stunden täglich arbeiten können.
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Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung erhalten Sie, wenn Sie mindestens drei, aber nicht mehr als sechs Stunden täglich arbeiten können, und zwar nicht nur in ihrer zuletzt ausgeführten, sondern in allen Tätigkeiten. Erwerbsminderungsrente aufstocken? Das sind die Hinzuverdienstgrenzen. Mit einer BU-Versicherung umgehen Sie die engen Grenzen der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente – aber die Kosten sind hoch.
Deshalb ist eine BU-Versicherung so teuer
Eine BU-Versicherung ist eine der teuersten privaten Versicherungen überhaupt. Sie soll aber auch den Lebensunterhalt bis zum regulären Rentenalter sichern. Denn im schlimmsten Fall können die Kosten für laufende Kreditverträge, beispielsweise für eine Immobilienfinanzierung oder die Raten für ein Auto, nicht mehr geleistet werden.
Bricht das Erwerbseinkommen weg, geraten Sie schnell in die Schuldenfalle. "Unter diesem Gesichtspunkt ist die BU-Versicherung und die damit verbundenen Kosten ganz anders zu sehen, wenn sie die Sicherung des Lebensunterhalts bis zum Eintritt in den Ruhestand sein soll", sagt Fürderer.
Sollten Sie eine BU-Versicherung abschließen?
Neben der Haftpflichtversicherung ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung die zweitwichtigste Versicherung. Gerade junge Menschen, die noch vor dem Berufseinstieg stehen, sollten eine solche Versicherung abschließen. Denn: "Die Kosten mit 60 bis 70 Euro pro Monat erscheinen für Schüler oder Studenten zwar hoch, aber im Vergleich für das, was sie später dafür bekommen, ist der Betrag angemessen." Erfahren Sie hier, wie sinnvoll eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist.
Warum steigen die Kosten?
Wer mit Ende 20 oder Mitte 30 eine BU-Versicherung abschließt, zahlt bereits 100 Euro monatlich oder mehr. Bei einer vereinbarten Beitragsdynamik erhöhen sich die jährlichen Beiträge stärker als bei jemandem, der mit 60 Euro startet. "Wer eine BU-Versicherung später abschließt, spart vielleicht acht bis zehn Beitragsjahre, aber für eine gleich hohe BU-Rente ist die monatliche Belastung viel höher", so Fürderer.
"Je später Sie eine BU-Versicherung beginnen, desto teurer wird sie, was sich bei den monatlichen Raten bemerkbar macht. Umgekehrt gilt: Je früher Sie mit der BU-Versicherung starten, desto geringer sind die monatlichen Raten. Der Versicherungszeitraum ist länger und dementsprechend höher fällt die mögliche Gesamtleistung der Versicherung aus."
Zwar summieren sich auch 60 Euro im Monat auf 660 Euro im Jahr. Aber das Wichtigste ist, dass Sie versichert sind und nicht Gefahr laufen, später keine Versicherung mehr zu bekommen oder viel höhere Beiträge zahlen zu müssen.
BU-Versicherung bei der Immobilienfinanzierung wichtig?
Wer ein Darlehen für den Kauf einer Immobilie aufnimmt, entscheidet sich häufig auch für eine Ratenausfall- oder Restschuldversicherung für den Fall, dass er aus unvorhergesehenen Gründen die Raten nicht mehr zahlen kann.
Gut für den Kreditnehmer? Nur bedingt, sagt Fürderer. "Das ist lediglich die zweitbeste Lösung, aber dennoch oft nicht ausreichend. Denn eine Ratenausfallversicherung suggeriert dem Kunden, dass er abgesichert ist. In Wahrheit sind nur das Darlehen und die Verpflichtungen der Bank abgesichert. Die Familie mit den zwei Kindern steht da und muss im schlimmsten Fall ausziehen, weil das Geld für Lebenshaltungskosten, Strom, Heizung und Auto nicht reicht."
Deshalb sollten Immobilienkäufer lieber die Annuität, also die Jahreszahlung an Zinsen und Tilgungsraten, oder die monatliche Rate reduzieren und zusätzlich zum Kredit eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer Rentenhöhe abschließen, die im Notfall möglichst die Kreditrate und die Lebenshaltungskosten abdeckt.
Brutto oder netto: Auf welchen Zahlbetrag Sie achten sollten
Im Vertrag einer BU-Versicherung finden sich fast immer zwei verschiedene Preise: der Netto- und der Bruttozahlbetrag. "Die Versicherer locken immer mit dem Nettobetrag, weil der günstiger ist. Er beinhaltet die Überschüsse des Versicherers, wenn dieser gut gewirtschaftet hat", so Fürderer.
Allerdings kann die Versicherung den Beitrag bis zum Bruttobetrag erhöhen. Oft bestehen große Unterschiede zwischen beiden Preisen. Denn Fakt ist: Der offizielle Preis ist immer der Bruttopreis. Daher sollten Sie diesen Betrag zum Vergleich heranziehen und nicht den Nettobetrag, der gerade aufgrund günstiger Verhältnisse niedrig ist.
So können Sie Ihre Kosten verringern
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die das Netto-Einkommen zu 100 Prozent absichern soll, ist teuer. Selbst 80 Prozent sind viel – aber dieser Betrag sollte das Ziel sein. Die Versicherungsbeiträge sind stark abhängig von der Berufsgruppe, der Sie angehören, Ihrem Alter und Ihrem Gesundheitszustand zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Hier können Sie an den Beiträgen nichts ändern.
Allerdings könnten Sie folgendes in Erwägung ziehen, um die Beiträge niedrig zu halten. Wenn Sie die Laufzeit Ihrer BU-Versicherung verkürzen, also nur bis zum Alter von 63 statt 67, sparen Sie die letzten Beitragsjahre mit den höchsten Beiträgen. Außerdem könnten Sie auch nur 60 Prozent Ihres Nettogehaltes absichern – auch das spart eine Menge Geld.
Allerdings sollte jedem bewusst sein, dass die meisten BU-Fälle im höheren Alter eintreten. "Deshalb lautet die Empfehlung, die BU-Versicherung immer bis zum Renteneintritt zu zahlen, also lieber bis 67, und dafür eher die Dynamik der Beiträge aussetzen", erklärt Fürderer. Das Aussetzen der Beitragsdynamik kann bei den meisten Versicherern beliebig oft und ohne negative Auswirkungen auf den Versicherungsschutz durchgeführt werden.
Am Ende profitieren Sie zwar von einer geringeren BU-Rente, aber das ist allemal besser, als gar keine Rentenzahlungen zu bekommen. Die Lebenshaltungskosten lassen sich daran anpassen.
Beratung in Anspruch nehmen
Bei der BU-Versicherung sollten Sie sich auf jeden Fall ausführlich beraten lassen. Denn im Gegensatz zur Kfz-Versicherung, die Sie einfach und schnell online abschließen und jährlich wechseln können, ist die BU weit weniger flexibel und die Unterschiede zwischen den Versicherern liegen oft im Detail.
"Viele Menschen denken, ich gebe in so einem Vergleichsportal drei Zahlen ein und bekomme ein vergleichbares Ergebnis. Das günstigste Angebot ist nicht unbedingt das beste", sagt Fürderer. Wichtige Punkte wie Leistungsbereiche, abstrakte Verweisung, verkürzte Prognosezeiträume und rückwirkende Zahlung im Leistungsfall sind oft auf den ersten Blick gar nicht sichtbar.
Das Problem: Den Fehler im Vertragsabschluss bemerken Sie erst zehn Jahre später oder wenn der Versicherer wegen Ausschlussklauseln im Vertrag im Ernstfall nicht zahlt. Es lohnt sich, genau hinzuschauen und gegebenenfalls einen unabhängigen Berater hinzuzuziehen. Am Ende geht es bei der BU-Versicherung um viel Geld und die Absicherung Ihrer Einkünfte.
- Gespräch mit Kai Fürderer von der Gesellschaft für Qualitätsprüfung mbH