Preise von 2,60 Euro Tankstellenverband warnt vor "bösem Erwachen" im Herbst
Der Tankstellenverband rechnet mit hohen Kosten im Herbst – und schiebt die Schuld auf die Mineralölkonzerne. Die Spanne zwischen Öl- und Benzinpreis sei so hoch wie schon lange nicht mehr, sagt ein Experte.
Beim Streit um steigende Spritpreise verweist der Tankstellen-Interessenverband (TIV) auf die Mineralölkonzerne. Diese nutzten die aktuelle Situation aus, um die Gewinne hochzutreiben. "Die Mineralölgesellschaften machen Kasse angesichts eines Klimas im Markt, das einen relativ hohen Benzinpreis ermöglicht", sagte ein Sprecher des Verbandes, der bundesweit ungefähr 1000 Tankstellenpächter vertritt, der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten".
Der Verband bestätigt die Vorwürfe vieler Autofahrerinnen und Autofahrer, dass die Preise vor dem Start des Tankrabatts bewusst in die Höhe getrieben worden seien. Der von der Bundesregierung beschlossene Tankrabatt von 35 Cent bei Benzin und 17 Cent bei Diesel sei über Preisanhebungen weitgehend schon im Vorfeld "kapitalisiert" worden, sagte der Sprecher.
Tatsächlich stieg der Preis an den Tankstellen zuletzt deutlich schneller als der Ölpreis an den internationalen Börsen. Korrekturen beim Ölpreis bemerkten Verbraucherinnen und Verbraucher dagegen nicht an der Tankstelle. Öl- und Benzinpreise klaffen daher auseinander. "Die Spanne zwischen den Öl- und den Kraftstoffpreisen ist so hoch wie schon lange nicht mehr", bestätigte auch Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank, im Gespräch mit t-online.
Tankrabatt verpufft wohl in wenigen Wochen
In den Sommermonaten gibt es zudem eine höhere Nachfrage nach Benzin und Diesel, da die Urlaubssaison vor der Tür steht und viele das Auto für längere Strecken nutzen. Das treibt die Preise an den Tankstellen nur schon aus saisonalen Gründen noch oben.
Dieses Jahr seien die Aussichten laut TIV aber besonders düster. Die Preisrally werde so schnell kein Ende nehmen: Bald werde der Durchschnittspreis für den Liter Super wieder über zwei Euro liegen, "und im August werden wir bei 2,10 oder 2,20 Euro landen". Die Preise mit Tankrabatt würden dann also wieder dasselbe Niveau erreichen, auf dem die Steuererleichterung eingeführt wurde, um die Belastung für die Verbraucher zu verringern.
Es warte daher das "böse Erwachsen" der Autofahrerinnen und Autofahrer im Herbst, wenn der Rabatt ausläuft, warnt der TIV-Sprecher. "Dann stehen wir nach unserer Einschätzung mit Preisen zwischen 2,30 und 2,60 Euro da."
- Eigene Recherche
- Gespräch mit Carsten Fritsch
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP