Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Netzwerk zerschlagen? "Der Crash zeigt, dass Facebook zu mächtig ist"
Es läuft gerade nicht für Facebook: Nach Vorwürfen einer Whistleblowerin ist der stundenlange Ausfall mehrerer Dienste des Tech-Giganten ein weiterer Tiefpunkt. Kann es so weitergehen?
Mark Zuckerberg hatte sicher schon einfachere Tage als Gründer und Chef von Facebook. Nachdem die ehemalige Mitarbeiterin Frances Haugen zuletzt dem US-Konzern vorgeworfen hatte, Profit über das Wohl der Nutzer zu stellen, musste das Unternehmen am gestrigen Montag mit einem massiven Systemausfall kämpfen.
Rund sechs Stunden lang konnten zahlreiche Nutzer Dienste der Gesellschaft, zu der auch WhatsApp und Instagram gehören, nicht mehr aufrufen. Facebook erklärte die Störung mit einer fehlerhaften Konfigurationsänderung. Dadurch sei der Datenverkehr zwischen den Rechenzentren zusammengebrochen. Binnen weniger Stunden schrumpfte laut dem Finanzdienst Bloomberg Zuckerbergs persönliches Vermögen um mehr als sechs Milliarden Dollar.
Mehr als der finanzielle Schaden könnte Zuckerberg allerdings der Imageschaden ärgern: Die Rufe nach mehr Kontrolle über den Netzgiganten werden immer lauter. In den USA versucht die Kartellbehörde FTC bereits seit Jahren, den Konzern in mehrere Einzelunternehmen aufzuteilen.
Sollte Facebook also zerschlagen werden?
Ja, der Crash zeigt, dass der Konzern zu mächtig ist – erneut
Man möchte Mark Zuckerberg gerne glauben. "Die Welt näher zusammenbringen", prangt unter seinem Namen auf seinem Facebook-Profil. Es scheint die große Mission des Gründers des sozialen Netzwerks zu sein. "Den Markt vollständig kontrollieren" wäre der passendere Slogan.
Der stundenlange Totalcrash der Netzwerke zeigt deutlich auf, wie stark die Kommunikation vieler Menschen von einem einzigen Unternehmen abhängt. Eine Trennung, indem Facebook etwa Instagram und WhatsApp verkaufen müsste, wäre sinnvoll: Es würde nicht nur einen solch großen technischen Ausfall verhindern, sondern auch das Monopol aufbrechen.
Der Markt wird die Macht von Facebook nicht mehr aufhalten: Mitbewerber – wie einst Instagram oder WhatsApp – werden geschluckt oder kopiert. Dementsprechend spielen viele User im Netz immer nach den Regeln Facebooks. Wie die aussehen, zeigten erneut die Enthüllungen der ehemaligen Mitarbeiterin Frances Haugen: Es zählt am Ende immer nur der Profit. Obwohl man die Entwicklungen bei Fake News oder Hasspostings genau verfolgt, tut Facebook nur etwas dagegen, wenn das Wachstum dadurch nicht gestört wird.
Am Profitstreben der Entscheider wird eine Zerschlagung noch nichts ändern. Doch es wäre ein Anfang, um zu zeigen, dass man die wuchernde Marktmacht eines einzelnen Konzerns nicht mehr hinnimmt.
Nein, die Zerschlagung löst das eigentliche Problem nicht
Der Konzern Facebook, zu dem auch Instagram und WhatsApp gehören, steckt in einer tiefen Krise – und mit ihm seine 3,5 Milliarden Nutzer. Viele sind von den Plattformen abhängig: Sie stellen wichtige Informationskanäle oder Einnahmequellen für Unternehmen dar. Der weltweite Zusammenbruch am Montag zeigte einmal mehr, wie mächtig der Konzern ist.
Den Giganten aber einfach wieder in seine drei Einzelteile zu zerschlagen, löst kein Problem. Weiter würde auf Facebook Hass und Hetze verbreitet, weiter würde Mark Zuckerberg sorglos mit unseren Daten umgehen und sich bereichern. Der Ansatz muss ein anderer sein.
Mehr Konkurrenz könnte Facebook nicht schaden – aber die heißt nicht zwangsläufig WhatsApp oder Instagram. Denn es gibt sie bereits: Auf TikTok und Twitter versammeln sich immer mehr und vor allem junge Nutzer, um die Facebook seit Jahren erfolglos ringt. Zerschlägt man den Monopolisten, entsteht woanders früher oder später ein neuer. Deshalb muss es mehr Regulierungen für sämtliche Plattformen dieser Art geben. Zudem müssen sie besser kontrolliert werden – so wie es die US-Regierung schon länger plant.
Auch jeder Einzelne muss Verantwortung übernehmen: Wir brauchen mehr Medienkompetenz in allen Generationen. Denn Facebook und Co. werden aus unserem Alltag und unserer Arbeitswelt nicht mehr verschwinden und auch in Zukunft versuchen, unser Leben zu beeinflussen.
Embed
Teilen Sie Ihre Meinung mit
Welche Meinung zum Thema haben Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de