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Rohstoffmangel: Diese Produkte werden nun für Verbraucher teurer


Rohstoffmangel
Diese Produkte werden nun für Verbraucher teuer

Von dpa
Aktualisiert am 26.07.2021Lesedauer: 5 Min.
Steigende Preise (Symbolbild): Viele Kunden dürften bei den kommenden Einkäufen genauer hinschauen, denn viele Produkte werden im Preis steigen.Vergrößern des Bildes
Steigende Preise (Symbolbild): Viele Kunden dürften bei den kommenden Einkäufen genauer hinschauen, denn viele Produkte werden im Preis steigen. (Quelle: imago-images-bilder)

Die Industrie kämpft mit steigenden Preisen: Das dürften jetzt auch die Verbraucher spüren. Vom Holz, über Autoreifen bis zum Kronkorken. t-online zeigt auf, in welchen Branchen es teurer wird – und warum.

Industrielle Vorprodukte wie Holz, Stahl oder Plastik sind knapp – das setzt Industrie und Handwerk unter Druck. Nach Expertenmeinung gehen die schon deutlich gestiegenen Preise weiter nach oben – ein Ende ist nicht absehbar.

"Leere Lager, ein eingeschränktes Angebot und eine anhaltend hohe Nachfrage führen zur langfristigen Überstrapazierung der Rohstoffmärkte", sagt Danilo Zatta vom Beratungsunternehmen Horváth. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Peter Adrian, spricht von einem "großen Problem".

Ein Überblick über die aktuell knappen Rohstoffe – und Antworten auf die Frage, bei welchen Produkten der Endverbraucher den Preisanstieg spüren könnte.

Stahl

Jahrelang klagte Europas Stahlindustrie wegen asiatischer Billigimporte über Absatzprobleme. Das ist vorbei. Bei Europas größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp ist von einem "Stahlengpass in Europa" die Rede.

Die Folge: Stahl wurde deutlich teurer. Der steile Preisanstieg habe "selbst unsere sehr optimistischen Erwartungen übertroffen", sagt David Varga vom Bankhaus Metzler. Die höheren Stahlpreise treffen nicht nur den Bau, die Autoindustrie oder den Maschinenbau.

das hat auch Folgen auf einfache Verbrauchsgüter: Auch relativ simple Produkte wie Konservendosen verteuerten sich kräftig. Einen Preisaufschlag um 30 bis 80 Prozent bei Blechdosen und Deckeln beklagte unlängst der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK).

Gefahr für Brauereien

Selbst ein Mangel an den Verpackungen aus Weißblech – also dünn gewalztem Stahl – wird in der Branche nicht ausgeschlossen. Die Versorgungslage sei insgesamt angespannt, sagt Sibylle Vollmer vom Verband Metallverpackungen.

Die vertraglich vereinbarten Mengen könnten die Hersteller aber liefern. Das hat Folgen für Brauereien, die diese Entwicklung mit Sorge verfolgen. Bei dem für Kronkorken unerlässlichen Weißblech seien Engpässe am Markt zu erkennen, so Veltins-Chef Michael Huber. Veltins habe die Versorgung mit Kronkorken aber langfristig abgesichert.

Glas

Weißblech für Dosen ist nicht das einzige Verpackungsmaterial, das teurer geworden ist. Es gebe einen klaren Verbrauchertrend weg vom Kunststoff und zurück zum Glas, und so seien auch die Kosten für Konserven- und Marmeladengläser gestiegen, heißt es beim Branchenverband BOGK.

Müssen die Verbraucher sich also auf höhere Preise einstellen? Die Antwort bei den Konservenproduzenten ist eindeutig: Allein könnten die Lebensmittelverarbeiter die steigenden Kosten nicht auffangen, denn durch die Corona-Krise seien die finanziellen Reserven aufgebraucht. Es sei daher schwer vorstellbar, dass sich die "Verwerfungen am Ende nicht auch auf die Verbraucherpreise auswirken werden".

Egal ob Milchflasche, Apfelmus oder Fertigsuppe – viele Firmen setzen auf das nachhaltige Material und dürften die Kosten nun weitergeben.

Kautschuk

Auch bei Autoreifen müssen sich Verbraucher auf höhere Kosten einstellen, warnte kürzlich der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). Man gehe davon aus, dass es in den kommenden Monaten, etwa beim Umrüsten auf Winterreifen, zu "spürbaren Preiserhöhungen" in allen Segmenten komme.

Denn die Kosten für Rohstoffe, Energie und Logistik seien gestiegen. Der Reifenfachhandel müsse Preissteigerungen "voll an private wie gewerbliche Verbraucher weitergeben", sagte der Verbandsvorsitzende Stephan Helm.

So seien die Kosten für Naturkautschuk, eines der Hauptmaterialien bei der Reifenproduktion, stark gestiegen. Der Mittelwert für das erste Halbjahr habe 57 Prozent über dem Vorjahr gelegen.

Container-Krise verschärft die Lage

Und mit dem Anziehen der Ölpreise hätten sich auch auf petrochemischer Basis hergestellte synthetische Kautschuke stark verteuert. Zudem bekomme die Branche steigende Containerfrachtraten im Welthandel zu spüren. Die Container-Krise in China könnte die Lage noch deutlich verschärfen. Experten warnen bereits vor leeren Regalen im Dezember (hier lesen Sie mehr dazu).

Auch in der Kautschukproduktion hat nach der Corona-Krise eine starke Erholung eingesetzt. Brach die deutsche Kautschukherstellung 2020 wegen der Pandemie um rund 20 Prozent ein, werde seit einigen Monaten wieder auf Vorkrisenniveau produziert, berichtete der Verband der Chemischen Industrie (VCI).

Zugleich sei die Nachfrage sehr groß. Die Preise für Reifen könnten steigen, meint auch der VCI. Die Lage dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte aber wieder entspannen.

Holz

Beim Holz gibt es weiterhin eine "Ausnahmesituation", die an Störungen der Lieferketten und nachfolgenden Marktverzerrungen liegt, wie es Denny Ohnesorge vom Hauptverband der Deutschen Holzindustrie formuliert. Die Nachfrage im Bau sei im Inland wie im Ausland hoch, große Mengen gehen in die USA.

Durch Corona sprang zudem die Nachfrage im "Do it yourself"-Bereich an, also vor allem in den Baumärkten. Das Bauholz verteuerte sich im Mai 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat laut Holzwirtschaftsrat um 38,4 Prozent. Bis Ende des Jahres erwartet Ohnesorge eine leichte Entspannung der Situation.

Der Preisdruck ist seit längerer Zeit hoch beim Rohstoff Holz. Warum die Preise in letzter Zeit nur noch den Weg nach oben kennen, lesen Sie hier.

"Hochdynamische Preisentwicklung"

Das Beratungsunternehmen Horváth rechnet hingegen mit einem weiteren Preisanstieg bis Jahresende um bis zu einem Drittel bei Holz und bezieht sich dabei auf eine Umfrage unter 1.000 Führungskräften von produzierenden Unternehmen in Europa.

Ein Sprecher der Baumarktkette Bauhaus sagt mit Blick auf den Materialbezug durch Lieferanten, dass es insbesondere beim Rohstoff Holz eine "hochdynamische Preisentwicklung und längere Lieferzeiten" gegeben habe.

Bisher habe Bauhaus dies zumeist ausgleichen können - der Kunde habe davon also nur in Teilen etwas mitbekommen. "Bleibt der Rohstoffmarkt in Zukunft jedoch weiterhin so sprunghaft, kann es vereinzelt zu Preissteigerungen und Lieferverzögerungen kommen."

Plastik

Hersteller von Plastikverpackungen berichten von Materialknappheit und höheren Kosten wegen Corona-Störungen im Welthandel und wegen Folgen höherer Gewalt – fast die Hälfte von etwa 100 Unternehmen in Deutschland schätzte die Rohstoffverfügbarkeit als schlecht oder sehr schlecht ein, wie die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen unter Bezug auf eine Branchenumfrage im Juni berichtet.

Die Preise für Rohstoffe hätten seit Januar stark angezogen bei weit verbreiteten Kunststoffen, den Polyolefinen, um bis zu 80 Prozent. Es geht zum Beispiel um Plastiktüten, Lebensmittelschachteln und Folien.

Die ersten Unternehmen haben schon öffentlich Konsequenzen gezogen. So hat Frosta angekündigt, alle Preise für seine Produkte zu erhöhen.

Halbleiter

Für viele Branchen sind Halbleiter ein zentrales Bauteil und damit eine Art Rohstoff. Seit mehr als einem halben Jahr bringt der Mangel an wichtigen elektronischen Bauteilen die Autobauer weltweit aus dem Takt.

Der Engpass an Halbleitern sorgt bei VW, Daimler, BMW und anderen Firmen immer wieder für Produktionsausfälle und verlängert aus Kundensicht die Lieferfristen neuer Fahrzeuge teils erheblich. Daimler rechnet damit, dass auch im nächsten Jahr die Halbleiter Mangelware sein werden.

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Wegen des coronabedingten Nachfrageeinbruchs 2020 hatten die Konzerne große Kontingente dieser Chipkomponenten abbestellt – im aktuellen Aufschwung fehlen die Teile ihnen nun zuhauf. Schichten fielen aus, Kurzarbeit in einzelnen Werken folgte, Hunderttausende geplante Autos konnten nicht im vorgesehenen Zeitplan gefertigt werden.

Durch Wetterextreme und Brände lagen bei Halbleiter-Firmen in Japan und den USA dann auch noch weitere der ohnehin begrenzten Kapazitäten brach. Die Autobauer behelfen sich angesichts der knappen Ressourcen zurzeit unter anderem damit, dass sie gewinnträchtigere Modelle bevorzugt mit den knappen Teilen bestücken – so konnten etwa VW und Daimler zuletzt trotz der Krise üppige Gewinne im Tagesgeschäft vermelden. Die Knappheit dürfte sich nach Expertensicht allerdings bis weit in das vierte Quartal ziehen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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