Erfolgsserie gerissen Deutsche Industrie bekommt weniger Aufträge
Unerwartet hat die deutsche Industrie im April ein Auftragsminus hinnehmen müssen. Besonders Bestellungen aus dem Inland sind zurückgegangen.
Eine kleine Erfolgsserie ist gerissen: Nach drei Anstiegen in Folge hat die deutsche Industrie im April erstmals in diesem Jahr weniger Aufträge an Land gezogen als im Vormonat. Die Bestellungen sanken wegen der schwächeren Binnennachfrage und geringerer Großaufträge um 0,2 Prozent, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Montag mitteilte.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Plus von 1,0 Prozent zum März gerechnet. Allerdings wuchsen die Aufträge im Vormonat mit revidiert 3,9 Prozent deutlich stärker als zunächst mit 3,0 Prozent gemeldet. Gemessen am Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie, liegen die Bestellungen nun um 9,9 Prozent höher. Verglichen mit April 2020 – dem ersten vollen Lockdown-Monat – schnellten sie sogar um 78,9 Prozent nach oben.
"Es scheint nicht so, dass das Minus im April der Auftakt einer Negativserie ist", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Die Weltwirtschaft kommt in weiter in Fahrt, was für die industrielastige deutsche Wirtschaft ein Segen ist. Die Geschäfte werden deshalb weiterhin gut laufen."
Inlandsaufträge schrumpften besonders
Nach dem historischen Einbruch 2020 dürfte die Weltwirtschaft dieses Jahr so stark wachsen wie seit 1976 nicht mehr, wie der Internationale Währungsfonds (IWF) voraussagt. Treiber sollen die beiden wichtigsten Abnehmer von Waren "Made in Germany" sein: die USA und China. Allerdings ist offen, ob die Industrie ihren mittlerweile hohen Auftragsbestand rasch abarbeiten kann.
Die Aufträge aus dem Inland schrumpften diesmal um 4,3 Prozent zum Vormonat. Das Auslandsgeschäft wuchs dagegen um 2,7 Prozent. Dabei nahmen die Bestellungen aus der Euro-Zone um 0,7 Prozent zu, die aus dem restlichen Ausland um 3,8 Prozent.
Gefragt waren beispielsweise Investitionsgüter wie Maschinen und Fahrzeuge: Hier zog die Nachfrage um insgesamt 0,2 Prozent an, die nach Konsumgütern sogar um 1,4 Prozent. Hersteller von Vorleistungen meldeten ein Minus von 1,0 Prozent.
Das Verarbeitenden Gewerbe setzte dem Statistikamt zufolge im April 2,6 Prozent weniger um als im März. Im Vergleich zu Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, war der Umsatz saison- und kalenderbereinigt 4,9 Prozent niedriger.
- Nachrichtenagentur Reuters