Hitzige Tarifverhandlungen Gewerkschaft warnt vor Bahnstreiks – auch an Pfingsten
Der Tarifstreik bei der Deutschen Bahn spitzt sich zu: Mit dem Angebot der Bahn ist die Gewerkschaft mehr als unzufrieden; sie droht nun mit Streiks. Dabei sei kein Datum ausgeschlossen.
Im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL rücken Streiks näher. GDL-Chef Claus Weselsky lehnte das Tarifangebot des Staatskonzerns am Dienstag rundweg ab. "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir dieses Angebot annehmen, liegt bei Null", sagte er in Berlin und ergänzte: "Dass wir darüber verhandeln, bei nahe Null."
Die Bahn steuere "sehenden Auges" auf Streiks zu. Bis Pfingstmontag will die Gewerkschaft der Bahn eine schriftliche Antwort geben: "Die Wahrscheinlichkeit von Arbeitskämpfen ist mit diesem Angebot gestiegen."
- Verreisen an Pfingsten: Hier drohen lange Staus
Einen konkreten Beginn möglicher Warnstreik-Aktionen nannte Weselsky nicht. Allerdings schloss er keinen Zeitraum aus, auch nicht Pfingsten. Er betonte, dass Reisende rechtzeitig über mögliche Einschränkungen informiert würden.
Bahn: Gewerkschaft soll auf den Boden der Tatsachen ankommen
Eine Bahn-Sprecherin attestierte der GDL-Führung einen Mangel an Verantwortung, sie sollte rasch auf den Boden der Tatsachen kommen. Die Bahn wolle verhandeln. "Und das mit dem Ziel, den Millionen, die wieder vom Reisen träumen, das auch zu ermöglichen", erklärte sie.
Die Bahn hatte am Montag eine Tariferhöhung von 1,5 Prozent für eine Laufzeit ab Anfang 2022 bis Ende Februar 2023 vorgeschlagen. In diesem Jahr soll es kein Lohnplus geben. Dies entspricht in etwa dem Abschluss, den Bahn und die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vereinbart hatten.
Gewerkschaft: "Führungsetage bereichert sich"
Die GDL hatte dagegen 4,8 Prozent mehr Gehalt gefordert sowie eine Corona-Einmalzahlung von 1.300 Euro. "Das Unternehmen hält weiter daran fest, dass die Führungsetage sich bereichert und der kleine Eisenbahner mit Minusrunden abgespeist werden soll", sagte Weselsky.
Zusätzlich kompliziert wird die Tarifrunde dadurch, dass EVG und GDL beide den Anspruch erheben, für fast alle 185.000 Beschäftigten in Deutschland beim Schienenpersonal zu verhandeln.
Die Bahn sieht sich aber gezwungen, dass Tarifeinheitsgesetz anzuwenden. Danach gilt ein Tarifvertrag nur dort, wo die jeweilige Gewerkschaft die Mehrheit hat. Laut Bahn ist dies nur in einem kleinen Teil der Einzelbetriebe des Konzerns der Fall. Die GDL bestreitet das und geht juristisch gegen diese Einschätzung vor.
- Nachrichtenagentur dpa und Reuters