Glyphosat-Streit Bayer macht zweistelligen Milliardenverlust
Stabile Umsätze trotz Krise, Wachstumsaussichten im Pharmageschäft – eigentlich hätte der Chemiekonzern Grund zur Freude. Stattdessen verzeichnet er einen Milliardenverlust. Eine große Rolle spielt dabei die Tochter Monsanto.
Der Chemiekonzern Bayer hat vergangenes Jahr einen Verlust von knapp 10,5 Milliarden Euro gemacht. Gründe sind vor allem die Rückstellungen im Streit um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup in den USA sowie Wertberichtigungen im Agrargeschäft, wie Bayer am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz blieb mit einem Plus von 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 41,4 Milliarden Euro stabil.
Vor allem mit Blick auf das Pharmageschäft zeigte sich Bayer für das laufende Geschäftsjahr optimistisch. Der Konzern rechnet mit einem "soliden operativen Wachstum".
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"Wir haben das vergangene Jahr auch genutzt, um die Weichen für künftiges Wachstum zu stellen", erklärte Konzernchef Werner Baumann. Im Pharmabereich schloss Bayer 2020 nach eigenen Angaben mehr als 25 Käufe oder Kooperationen ab.
Monsanto bleibt Bayers Sorgenkind
So vereinbarte Bayer eine "umfassende Partnerschaft" mit dem Corona-Impfstoff-Hersteller Curevac. "Dabei geht es zunächst darum, die klinischen Studien und die Zulassung des Impfstoffs von Curevac zu unterstützen", erklärte Baumann. "Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen in Wuppertal und in unserem globalen Produktionsnetzwerk, um so schnell wie möglich auch bei der Herstellung des Impfstoffs zu helfen."
Im Agrarchemiebereich dagegen lastet weiter der Rechtsstreit in den USA um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat auf der Bilanz. Bayer verwies aber auf die Einigung mit den Klägeranwälten in den USA von Anfang Februar 2021 zur Handhabung und Beilegung künftiger Klagen. Das zuständige Gericht muss diese Einigung noch prüfen.
Bayer hatte im Juni 2020 eine Einigung mit Zehntausenden Klägern verkündet, die Roundup der Bayer-Tochter Monsanto für Krebserkrankungen verantwortlich machen. Vorgesehen waren demnach bis zu 10,9 Milliarden Dollar an Entschädigungen.
Rund 90.000 Klagen stehen noch zur Diskussion
Der kalifornische Richter Vince Chhabria, der die Einigung absegnen muss, zeigte sich in der Folge aber "skeptisch" hinsichtlich der "Angemessenheit und Fairness" des Vergleichs. Daher wurde eine weitere Vereinbarung ausgearbeitet – Teil davon sind eine Zusage des Konzerns von bis zu 2 Milliarden Dollar (knapp 1,7 Milliarden Euro) für künftige Ansprüche und die Gründung eines wissenschaftlichen Beratungsgremiums.
Bayer betonte am Donnerstag, es gebe inzwischen "rund 90.000 aktuelle Klagen, die verglichen wurden oder nicht den Kriterien entsprachen, die zur Teilnahme an dem Vergleich berechtigen". Das Unternehmen werde weiter mit den Klägeranwälten verhandeln, um sich auch zu den verbleibenden bestehenden Klagen zu einigen.
- Nachrichtenagentur AFP