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Werbeverbote sind eine Gefahr für unseren Wohlstand


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Saarland-Beschluss
Werbeverbote sind eine Gefahr für unseren Wohlstand

  • Florian Schmidt
MeinungEin Kommentar von Florian Schmidt

17.02.2021Lesedauer: 2 Min.
Werbeprospekte im Briefkasten (Symbolbild): Im Saarland gelten ab Montag Einschränkungen.Vergrößern des Bildes
Werbeprospekte im Briefkasten (Symbolbild): Im Saarland gelten ab Montag Einschränkungen. (Quelle: imago-images-bilder)

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie verbietet das Saarland ab Montag Werbung für Aktionsware. Das erscheint nur auf den ersten Blick sinnvoll. Denn auf dem zweiten gefährdet das Verbot den freien Markt.

Zugegeben, noch ist es lediglich ein saarländisches Verbot. Doch das könnte Schule machen – und schwerwiegende Folgen haben:

Im kleinsten Flächenland Deutschlands dürfen Supermärkte, Drogerien und andere Läden, die trotz Lockdown geöffnet haben, nicht mehr für Aktionsware abseits des täglichen Bedarfs werben. Also etwa für Thermounterwäsche oder günstige DVDs. Die Begründung der Landesregierung: Reklame für andere Dinge als Lebensmittel verleite die Saarländer zum Shoppen, verstärke die Sogwirkung der offenen Geschäfte – und schaffe so mögliche Corona-Infektionsherde.

Klingt in der aktuellen Situation nachvollziehbar? In der Tat. Und doch ist das Signal verheerend, das ausgerechnet Saarlands Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) aussendet. Denn es geht, so deutlich muss man sein, ums große Ganze. Um die freie Marktwirtschaft, um den Kapitalismus, um das Fundament unseres Wohlstands.

Ohne Reklame geht es nicht

Jedoch der Reihe nach: Werbung ist eine zentrale Säule unseres Wirtschaftssystems. So nervig und aufdringlich sie sein kann – ohne Reklame funktionieren Märkte nicht.

Werbung sorgt dafür, dass Verbraucher überhaupt von neuen Produkten, ihren Anbietern und Preisen erfahren. Das ist wichtig, da sich nicht zuletzt auf diesem Wege Innovationen erst durchsetzen können. Das gilt umso mehr, wenn es sich um neue Marktteilnehmer handelt, die noch niemand kennt.

Werbung stärkt so auch den Wettbewerb zwischen den Unternehmen – mit positiven Folgen für die Verbraucher. Positioniert sich etwa ein Elektrofachmarkt über Reklame als besonders günstig, zwingt das die Konkurrenz bestenfalls dazu, die gleichen Produkte auch billiger anzubieten, weil ihr sonst die Kunden davonlaufen.

Werbung fördert den Leistungsdruck

Auf diese Weise fördert Werbung auch den Leistungsdruck, ebenfalls ein Pluspunkt für die Bürger. Denn hält ein Unternehmen seine Versprechen nicht, erleidet es – wie im Falle des VW-Abgasskandals – einen Imageverlust, der schlimmstenfalls sogar zu einem Boykott der Verbraucher führen kann. So schafft Werbung auch Transparenz.

Sicher, Werbung kann auch manipulativ und irreführend sein. Und natürlich gibt es genügend Beispiele für Werbeverbote, die gesellschaftlich akzeptiert, sinnvoll und richtig sind. So lässt sich etwa gut argumentieren, weshalb Zigarettenreklame im Kinderfernsehen nichts verloren hat. Auch Glücksspielwerbung und sogar Anzeigen für Alkohol lassen sich hinterfragen.

Wer jedoch abseits dieser Beispiele unter dem Deckmantel der Pandemie-Bekämpfung Werbung verbietet, zeigt, dass er oder sie von der grundsätzlichen Bedeutung der Reklame nichts verstanden hat – so wie Rehlinger.

Der freie Markt ist in Gefahr

Fast wirkt es, als werfe die saarländische Regierung all diese Argumente mutwillig und vor allem ohne Not über Bord. Denn in die Supermärkte gehen die Menschen zum Einkaufen ohnehin; die Reklame für Aktionsware sorgt maximal dafür, dass sie statt des einen doch lieber den anderen Markt aufsuchen.

Der Schaden für die Unternehmen mag noch klein wirken. Doch er kann sich schnell vergrößern. Denn das aktuelle Werbeverbot ebnet den Weg für weitere Beschränkungen – und führt damit womöglich zu einem schleichenden Rückbau der freien Marktwirtschaft.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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