Hygienekonzepte für Wiedereröffnung Handel fordert baldiges Lockdown-Ende
Am Mittwoch beraten Bund und Länder über ein Lockdown-Ende. Die Wirtschaft dringt bereits auf Öffnungen. Der Handelsverband sieht kein erhöhtes Infektionsgeschehen unter Beschäftigten.
Vor dem Bund-Länder-Treffen dringen Wirtschaftsverbände auf ein Ende des Lockdowns. Möbelindustrie und Einzelhändler etwa legten Hygienekonzepte vor und pochten auf die Aussicht, ihre Geschäfte wieder öffnen zu dürfen.
"Die geschlossenen Handelsunternehmen brauchen schleunigst eine realistische Öffnungsperspektive. Ansonsten werden wir zehntausende Geschäfte verlieren", warnte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth vom Handelsverband Deutschland (HDE) am Montag.
Der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) ruft die Bundesregierung eindringlich zu einer "Strategie für ein abgesichertes Wirtschaften in der Krise" auf. In einem offenen Brief unter anderem an Bundeskanzlerin Angela Merkel heißt es, eine "abgesicherte Öffnung" spätestens ab 1. März sei dringend erforderlich.
HDE hat Gutachten über Infektionsgeschehen beauftragt
Bundesfinanzminister Olaf Scholz will bei den Bund-Länder-Beratungen am Mittwoch über ein "Öffnungskonzept, eine Öffnungsstrategie" sprechen. "Da wird jetzt weiter konkretisiert werden müssen", sagte er im ZDF. Priorität hätten aus seiner Sicht Schulen und Kitas. Man müsse aber "vorsichtig bleiben", es müsse auf die Mutationen des Virus geachtet werden.
Erste Schritte in Richtung Ausstieg aus dem Lockdown fordert der Handelsverband auch bei einer Inzidenz von über 50. Denkbar wären strengere Vorgaben für die Kundenzahl oder die Hygiene.
Ein vom HDE beauftragtes Gutachten der Berufsgenossenschaft (BGHW) sowie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat demnach unter den Beschäftigten der Branche kein erhöhtes Infektionsgeschehen festgestellt. Die Lobby der Einzelhändler betonte deshalb, dies sei: "Ein klarer Beweis, dass auch für die Kunden im Einzelhandel ein sicheres Einkaufen möglich ist."
Möbelbranche warnt vor "ernsten Folgen"
Für die Möbelbranche mit ihren rund 300.000 Beschäftigten zeichnete VDM-Präsident Elmar Duffner indes ein düsteres Bild: "Nach nunmehr zwei Monaten Lockdown und einem drastischen Rückgang der Auftragseingänge von in der Spitze mehr als 80 Prozent ist jetzt auch der industrielle Kern der Branche bedroht – mit ernsten Folgen für Arbeitsplätze und den Produktionsstandort Deutschland."
Um Öffnungen zu ermöglichen, schlägt der Verband vor, die Vorbuchung von Beratungsterminen zuzulassen, die Abstandsflächen im Handel auf 50 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Kunde zu erhöhen und den Zutritt nur mit FFP2-Masken zu erlauben. Zudem könnten Öffnungszeiten entzerrt werden.
- Nachrichtenagentur Reuters