Milliardenbetrug Ex-Wirecard-Chef muss für U-Ausschuss nach Berlin kommen
Am Donnerstag muss der ehemalige Chef des Skandalkonzern Wirecard für eine Aussage vor dem Untersuchungsausschuss nach Berlin kommen. Braun, der in U-Haft sitzt, wollte eigentlich nur per Video zugeschaltet werden.
Der frühere Chef des Skandalunternehmens Wirecard, Markus Braun, muss in Berlin vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages aussagen. Das entschied der Bundesgerichtshof (BGH) am Dienstag. Brauns Zeugenaussage ist für Donnerstag geplant.
Der Ex-Manager, der in Bayern wegen Betrugsverdachts in Untersuchungshaft sitzt, hatte sich gerichtlich gegen die Vorladung nach Berlin gewehrt. Er wollte lediglich per Video aussagen – und hatte das unter anderem mit der Corona-Pandemie begründet. Der Ausschuss hatte dagegen protestiert und auf eine Befragung in Berlin bestanden, da Braun als einer der Hauptverantwortlichen des Bilanzskandals um den ehemaligen Dax-Konzern gilt.
Er war im Sommer wie weitere Manager des inzwischen insolventen Zahlungsabwicklers in U-Haft genommen worden. Nach dem ehemaligen Vorstandsmitglied Jan Marsalek fahnden die Behörden weiterhin. Die Staatsanwaltschaft sieht in Braun einen Hauptverantwortlichen für "gewerbsmäßigen Bandenbetrug", bei dem Wirecard über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben soll. Banken und Investoren sollen um bis zu 3,2 Milliarden Euro geprellt worden sein. Braun bestreitet sämtliche Vorwürfe.
Brauns System: "Teile und herrsche"
Am Dienstag erhob die Staatsanwaltschaft München I, die im Fall Wirecard ermittelt, weitere schwere Vorwürfe gegen Braun. Er habe als "Kontroll- und Steuerungsinstanz" innerhalb der Bande fungiert, zitiert die "Süddeutsche Zeitung" zitiert aus einem Schreiben der Oberstaatsanwältin an den Untersuchungsausschuss des Bundestages.
Braun habe ein "hierarchisches System" aufgebaut – "teile und herrsche" soll das Prinzip gewesen sein. Es soll auf einem hohen psychischen Druck und einem "militärisch-kameradschaftlichen Korpsgeist und Treuschwüren untereinander" beruht haben.
Für eine persönliche Aussage muss Braun nach Angaben seines Anwalts nicht nur von Augsburg nach Berlin und wieder zurück gebracht werden, sondern auch mindestens zwei Nächte in Berliner Gefängnissen verbringen.
- Nachrichtenagentur dpa
- Süddeutsche Zeitung: "Schwere Vorwürfe gegen Ex-Wirecard-Chef Braun"
- Süddeutsche Zeitung: "Ex-Wirecard-Chef muss in den Bundestag kommen"