Ex-Verteidigungsminister Guttenberg-Unternehmen arbeitete mit Wirecard zusammen
Über mehrere Jahre hinweg hat die Firma des Ex-Verteidigungsministers das nun insolvente Unternehmen Wirecard beraten. Zudem soll Guttenberg auch bei der Bundesregierung für sie geworben haben.
Die Investment- und Consultingfirma Spitzberg Partners vom früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat einem Medienbericht zufolge den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard beraten. Das Unternehmen Guttenbergs habe mit Wirecard zwischen 2016 und 2020 zusammengearbeitet, berichtete die "Bild"-Zeitung am Mittwoch. "Wir hatten zu keinem Zeitpunkt Zugang zu noch Kenntnis von etwaigen Diskrepanzen in der Bilanzierung", erklärte Guttenberg gegenüber der Zeitung.
Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen eingestehen musste, dass in der Bilanz aufgeführte Barmittel von 1,9 Milliarden Euro, die angeblich auf asiatischen Bankkonten lagen, nicht auffindbar seien. Bafin-Präsident Felix Hufeld bezeichnete die Ereignisse als eine "Schande" für Deutschland. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat als Konsequenz aus dem Bilanzskandal eine Reform der deutschen Finanzaufsicht angekündigt.
"Im Rahmen unseres begrenzten Mandates umfassten die Dienstleistungen ausschließlich die Unterstützung bei der Identifikation und Anbahnung neuer industrieller und technologischer Partnerschaften", zitierte die "Bild" aus einer Stellungnahme des Ex-Ministers. Konkret soll Guttenbergs Firma Wirecard beim Kauf eines chinesischen Zahlungsabwicklers beraten und unterstützt haben. "Wir haben die Bundesregierung 2019 über die geplante Akquisition in China unterrichtet", erklärte Guttenberg weiter.
Guttenberg soll als Lobbyist für das Unternehmen geworben haben
Der "Spiegel" berichtete zudem, dass Guttenberg neben der Meldung des Geschäfts auch "die Möglichkeiten wohlwollender Begleitung im bilateralen Verhältnis mit China eruiert" haben soll. Guttenberg habe somit für Wirecard als Lobbyist bei der Bundesregierung geworben.
Seine Firma sei "entsetzt und schockiert über die jüngsten Enthüllungen und Entwicklungen" und habe das Beratungsmandat für Wirecard beendet, hieß es weiter in Guttenbergs Erklärung. "Wir haben, wie viele andere Firmen auch, ein Dax-Unternehmen beraten, das tadellos erschien, im Nachhinein aber alle getäuscht hat, inklusive der deutschen Aufsichtsbehörden."
Derweil kündigte die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde Esma an, im Zuge des Wirecard-Skandals das deutsche Meldesystem der Finanzaufsichtsbehörden überprüfen zu wollen. In einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme der Esma hieß es, dass die deutsche Finanzaufsicht angesichts bereits im Jahr 2017 aufgeworfener Fragen zu Wirecard versagt haben könnte. Die EU-Behörde will demnach eine erste Beurteilung bis zum 20. Oktober abschließen.
- Nachrichtenagentur AFP
- Spiegel: Guttenberg setzte sich bei der Bundesregierung für Wirecard ein