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Wegen Corona-Krise: EZB beschließt Erleichterungen für Banken


Wegen Corona-Krise
EZB beschließt Erleichterungen für Banken – und druckt Geld

Von dpa, reuters, fls

Aktualisiert am 12.03.2020Lesedauer: 3 Min.
EZB-Chefin Christin Lagarde: Nun ergreift auch die Zentralbank Schritte in der Corona-Krise.Vergrößern des Bildes
EZB-Chefin Christin Lagarde: Nun ergreift auch die Zentralbank Schritte in der Corona-Krise. (Quelle: Vincent Kessler/reuters)

Um die negativen Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaft zu verringern, schaltet sich jetzt auch die Europäische Zentralbank ein: Bis zum Jahresende kauft die EZB Anleihen im Wert von 120 Milliarden Euro.

Europas Währungshüter stemmen sich mit einem umfassenden Maßnahmenpaket gegen wirtschaftliche Folgen der Coronavirus-Krise. Die Europäische Zentralbank (EZB) steckt bis zum Jahresende 120 Milliarden Euro zusätzlich in Anleihenkäufe. Zudem sollen besonders günstige Kredite Banken dazu bewegen, mehr Kredite zu vergeben und so besonders betroffene Branchen und Unternehmen unterstützen. Das soll vor allem kleinen und mittelgroßen Firmen helfen.

Parallel lockert die EZB-Bankenaufsicht vorübergehend ihre Kapitalvorgaben für Banken. Man erlaube Geldhäusern, zeitlich begrenzt die sonst gültigen Vorgaben für Kapital- und Liquiditätspuffer zu unterschreiten, teilten die Aufseher am Donnerstag in Frankfurt mit.

Bei den Zinsen beließen die Währungshüter bei ihrer Sitzung am Donnerstag in Frankfurt vorerst alles beim Alten: Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent, Geschäftsbanken müssen weiterhin 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken.

Mit steigenden Zinsen sollten Sparer und Banken in naher Zukunft nicht rechnen, denn auch die seit November amtierende EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte wiederholt bekräftigt, sie halte eine sehr lockere Geldpolitik auf absehbare Zeit für nötig.

"Wir sind bereit, geeignete und gezielte Maßnahmen zu ergreifen"

Nun ist die Coronavirus-Pandemie als weiteres Risiko für die Wirtschaft hinzugekommen – neben Handelskonflikten und Brexit. China, wo das Virus seinen Ausgang nahm, ist zum Beispiel für deutsche Firmen einer der wichtigsten Absatzmärkte und für viele Unternehmen zudem ein bedeutender Produktionsstandort.

Lagarde hatte Anfang vergangener Woche – ähnlich wie die Chefs anderer großer Notenbanken weltweit – betont: "Wir sind bereit, bei Bedarf geeignete und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, die den zugrundeliegenden Risiken angemessen sind."

Die US-Notenbank Fed war mit einer überraschenden Senkung ihres Leitzinses um einen halben Prozentpunkt vorgeprescht. Etliche Volkswirte hatten damit gerechnet, dass auch die EZB weitere Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft ergreifen würde.

EZB druckt seit Jahren Geld

Im November hatte die EZB ihr umstrittenes Programm zum Erwerb von Staats- und Unternehmensanleihen mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro monatlich wieder aufgenommen. Unter anderem Staaten profitieren davon, weil sie für ihre Wertpapiere nicht so hohe Zinsen bieten müssen, wenn die Notenbank als großer Käufer am Markt auftritt. Kritiker halten solche Anleihenkäufe für verbotene Staatsfinanzierung mit Hilfe der Notenpresse. Zudem animiere das Kaufprogramm Staaten zum Schuldenmachen und bremse Reformen.

Seit Jahren versucht die EZB, mit einer Flut billigen Geldes die Konjunktur im Euroraum anzukurbeln und die Inflation in Richtung der Zielmarke der Notenbank zu treiben. Hauptziel der Währungshüter sind stabile Preise. Die Notenbank strebt für den Währungsraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an – weit genug entfernt von der Nullmarke.

Inflation liegt weit unter der Zielmarke

Ist die Inflation zu hoch, verlieren Verbraucher an Kaufkraft und die Währung hat weniger Rückhalt. Stagnieren Preise andererseits oder fallen auf breiter Front, kann das Verbraucher und Unternehmen verleiten, Investitionen aufzuschieben. Denn es könnte ja bald noch günstiger werden. Dieses Abwarten kann die Konjunktur ausbremsen.

Doch die Teuerungsrate im Euroraum liegt nach wie vor deutlich unter der EZB-Zielmarke. Nach jüngsten Eurostat-Zahlen schwächte sich der Preisauftrieb im Februar wieder ab. Die Verbraucherpreise lagen um 1,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Januar 2020 betrug die Inflationsrate 1,4 Prozent.

Experten und Analysten nahmen das nun beschlossene Paket positiv auf. "Die Maßnahmen sollten Wirkung zeigen – besonders die langfristigen Refinanzierungsgeschäfte zu extrem günstigen Bedingungen", sagte Stefan Schneider, Chefökonom der Deutschen Bank. "Auch die zusätzlichen 120 Milliarden Euro an Anleihekäufen sind ganz erheblich. Zusätzlich werden die Banken regulatorisch etwas von der Leine gelassen. Das alles zusammen sollte etwas helfen." Mehr könne die EZB derzeit realistischerweise ohnehin auch nicht leisten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters
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