Trotz Gefahren IWF: Weltwirtschaft wird sich 2020 etwas erholen
Der IWF sieht weiter leichte Anzeichen einer Erholung der Weltwirtschaft – dennoch stehen viele Risiken im Raum. Auch die zuletzt schwache deutsche Konjunktur gewinnt wohl wieder an Tempo.
Die Weltwirtschaft wird nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) im laufenden Jahr etwas an Schwung gewinnen. Die Experten bleiben grundsätzlich optimistisch, wenngleich sie ein klein wenig vorsichtiger sind als bislang. "Wir sehen ein gemäßigt beschleunigtes Wachstum", sagte IWF-Direktorin Kristalina Georgieva am Montag in Davos bei der Vorstellung der aktualisierten Konjunkturprognose. "Aber wir haben noch keinen Wendepunkt erreicht", so die Bulgarin.
Gründe für den Aufschwung
Unter anderem sorgten eine weiter lockere Geldpolitik, eine teilweise Einigung im Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie nachlassende Sorgen vor einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU für Rückenwind, sagte IWF-Chefökonomin Gita Gopinath. Es gebe immerhin Zeichen, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft stabilisiere und in Industrie und Handel die Talsohle erreicht sei.
Nach Schätzung der IWF-Experten dürfte die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 3,3 Prozent wachsen, während das Wachstum für das vergangene Jahr nur auf 2,9 Prozent beziffert wird. Allerdings liegen die aktuellen Erwartungen des IWF für das globale Wachstum niedriger als bei der vorangegangenen Prognose im Oktober 2019. Damals hatte der IWF für 2020 ein Wachstum von 3,4 Prozent erwartet. Für 2021 revidierte der Währungsfonds die Prognose auf 3,4 Prozent, nach zuvor 3,6 Prozent.
Die leicht gesenkten Schätzungen seien vor allem der Entwicklung in Indien geschuldet, sagte Gopinath. Das große Schwellenland leidet derzeit unter heftigen politischen Unruhen, die zu einer Gefahr für die Entwicklung in der größten Demokratie der Welt werden.
Risiken nicht außer Acht lassen
"Es gibt für die Weltwirtschaft weiter Abwärtsrisiken", sagte die Expertin. Neue Spannungen im Handel könnten aufkommen zwischen den USA und der Europäischen Union (EU). Zudem seien soziale Unruhen rund um die Welt stark angestiegen, etwa in Chile. Daher sei es wichtig, dass Politiker keine Maßnahmen ergriffen, die weiteren Schaden anrichten.
Für Deutschland rechnen die IWF-Experten ebenfalls mit einem Anziehen der Wirtschaftsleistung. Nach einem mageren Wachstum von geschätzten 0,5 Prozent im vergangenen Jahr erwartet der IWF dieses Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 1,1 Prozent und für 2021 um 1,4 Prozent.
Exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland dürften wieder etwas profitieren, sagte Gopinath. Zudem hätten einige Länder wegen strikter Ausgabenpolitik finanziellen Spielraum, die Wirtschaft zu stützen. "Wir leben in einer Zeit mit historisch niedrigen Zinsen", sagte sie. Zu diesen Ländern gehörten auch Deutschland und zum Beispiel die Niederlande. "Es gibt hier Bedarf für Investitionen mit Langzeiteffekt."
Droht der Absturz der "Goldenen 20er"?
Direktorin Georgieva forderte die Staaten auf, für den Fall der Fälle gewappnet zu sein. "Seien sie bereit, wenn das Wirtschaftswachstum wieder nachlässt", mahnte sie koordinierte Ausgabenprogramme an, sollten sich die Aussichten wieder verschlechtern. Das gerade beginnende Jahrzehnt erinnere in mancher Weise an die 1920er-Jahre: hohe Ungleichheit, die rasante Ausbreitung neuer Technologien und hohe Risiken und Chancen im Finanzsystem. Daher sei es nötig, Fehlentwicklungen gemeinsam vorzubeugen.
- Nachrichtenagentur dpa