Firmenzentrale in Berlin Letzte Mitarbeiter von Air Berlin müssen ausziehen
Seit Jahren fliegt Air Berlin nicht mehr, doch das Unternehmen existiert – und residierte bisher weiterhin in der alten Zentrale in Berlin. Das ändert sich jetzt.
Air Berlin ist seit fast zweieinhalb Jahren pleite, doch viele Passagiere warten immer noch auf Geld und in dem Unternehmen wird weiter die Pleite aufgearbeitet. Jetzt steht für die verbliebenen 30 Air-Berlin-Beschäftigten ein emotionaler Moment an: Das Unternehmen muss zum Jahreswechsel aus seiner alten Konzernzentrale in neue Räume umziehen, wie Insolvenzverwalter Lucas Flöther sagte. "Der Vermieter will den Komplex sanieren. Momentan sitzen wir dort in einer halben Etage auf einer Baustelle."
150-Millionen-Euro-Kredit bereits zurückgezahlt
Die ehemals zweitgrößte deutsche Airline hatte im August 2017 Insolvenz angemeldet und auch den Flugbetrieb eingestellt. Einzelne Teile und Töchter des Unternehmens konnten weiterverkauft werden. Der Rest wird abgewickelt und verwertet. Rund 1,2 Millionen Passagiere sitzen noch auf den Ticketkosten für Flugreisen, die wegen der Pleite nie stattfanden.
Die letzten 30 Beschäftigten der ehemals 8.000 Mitarbeiter zählenden Airline helfen dabei, das Unternehmen abzuwickeln und verbliebene Forderungen und Vermögen zugunsten der Gläubiger zu Geld zu machen. Erst vor wenigen Monaten war es so gelungen, den Kredit der Bundesregierung komplett zurückzuzahlen. Zum Zeitpunkt der Pleite hatte der Bund 150 Millionen Euro bereitgestellt, um die Airline in der Luft zu halten und den Verkauf zu erleichtern. Kritiker hatten befürchtet, dass das der Airline nicht gelingen und der Steuerzahler auf den Kosten sitzen bleiben würden.
Noch knapp 27 Millionen Euro Schulden
Jetzt stehen nur noch die Zinsen aus, die sich auf insgesamt 27 Millionen Euro belaufen. "Wir sind auf einem guten Weg und guter Hoffnung, dass wir dank weiterer Verwertung von verbliebenem Vermögen auch die Zinsen zurückzahlen können", sagte Flöther. Einen genauen Zeitrahmen für die Rückzahlung nannte er jedoch nicht.
Ob es künftig doch noch hohe Summen an die Gläubiger zu verteilen gibt, hängt vom Ausgang eines Rechtsstreits mit Großaktionär Etihad ab. Aus Sicht von Insolvenzverwalter Flöther hätte die Airline mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten den Geldhahn nicht zudrehen dürfen, da sie sich schriftlich zur Unterstützung von Air Berlin verpflichtet hatte. Er reichte beim Landgericht Berlin Klage auf Schadenersatz in Milliardenhöhe ein.
Etihad reagierte mit einer Gegenklage beim High Court in London. Anders als die Berliner stiegen die Richter in Großbritannien schon in das Verfahren ein. Ob sich auch das hiesige Landgericht noch für zuständig erklärt, ist unklar. Was das für den weiteren Verlauf des milliardenschweren Rechtsstreits bedeutet, ebenfalls.
- Nachrichtenagentur dpa, dpa-afx