"Falsches Signal" Bahnchefs sollen fast 50 Prozent mehr verdienen
In einem internen Gutachten werden die Gehälter der Bahnvorstände im Vergleich zu anderen als zu gering eingeordnet und sollen daher erhöht werden. Dieses Vorhaben stößt bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer auf Widerstand. Er sprach am Sonntag von einem "falschen Signal".
Nachdem die geplante Gehaltserhöhung für die Vorstände der Deutschen Bahn bekannt gegeben wurde, äußerte sich der CSU-Politiker Scheuer deutlich dagegen und sagte: "Deshalb habe ich bereits letzte Woche meinem Vertreter im Aufsichtsrat deutlich gemacht, die Überlegungen zu stoppen. Ich bin überzeugt, dem werden sich die weiteren Vertreter des Bundes im Aufsichtsrat anschließen. Das Grundprinzip erst bessere Ergebnisse, dann bessere Vergütung, steht für mich ganz oben." Der Bund ist Eigentümer der Deutschen Bahn. Die Bundesregierung ist im Aufsichtsrat mit drei Mitgliedern vertreten.
So sieht die geplante Gehaltserhöhung aus
Für einen Teil des bisher sechsköpfigen Bahnvorstandes ist eine Gehaltserhöhung von 400.000 auf 585.000 Euro im Jahr vorgeschlagen, wie am Sonntag aus Aufsichtsratskreisen verlautete. Das Kontrollgremium solle am kommenden Donnerstag darüber beraten. Zuerst hatte die "Bild am Sonntag" über die Pläne berichtet.
Der Vorschlag für die Gehaltserhöhung für einen Teil des Vorstandes gehe auf ein internes Gutachten der Unternehmensberatung Kienbaum zurück, die die Vorstandsgehälter bei der Bahn untersucht habe, hieß es. Danach seien die Einstiegsgehälter für Bahnvorstände im Vergleich zu anderen großen Unternehmen zu niedrig. Der Plan sehe vor, die Gehälter für die Vorstände anzuheben, die in ihrer ersten Amtszeit seien.
Laut "Bild am Sonntag" sollen die Gehälter ab 2020 um insgesamt 1,5 Millionen Euro angehoben werden. Das entspräche einem Plus von 33 Prozent. Ein Sprecher der Bahn wollte sich zu der geplanten Regelung nicht äußern. Er verwies darauf, dass das Aktienrecht vorsehe, dass in bestimmten Abständen Vorstandsgehälter auf ihre Angemessenheit überprüft werden. Die Gesamtvergütung der Vorstandsmitglieder besteht laut einem früheren Geschäftsbericht aus einer fixen Grundvergütung, einer erfolgsabhängigen Jahrestantieme und einem langfristigen Bonusprogramm.
Bahn unter Druck: Zugverspätungen und Personalmangel problematisch
Scheuer hatte dem Vorstand der Bahn erst vor kurzem ein Ultimatum gestellt, damit der Konzern seine Probleme schneller und effizienter löst. Bahnchef Richard Lutz, der dem Vernehmen nach nicht von der geplanten Erhöhung des Grundgehalts profitieren würde, solle bis zum 14. November Maßnahmen unter anderem gegen Zugverspätungen und -ausfälle sowie Personalmangel vorweisen.
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Die Bahn steht seit längerem unter Druck, weil es einen Investitionsstau im Schienennetz gibt. Zugverspätungen und -ausfälle waren im vergangenen Jahr ein großes Problem. Scheuer und Lutz haben sich über Probleme und mögliche Lösungen bereits in mehreren Krisentreffen ausgetauscht.
Stärkung des Schienennetzes für den Klimaschutz
Die Bundesregierung hat angekündigt, ihre Mittel zur Sanierung des Schienennetzes deutlich zu steigern, es geht um viele Milliarden. Eine Stärkung der Schiene ist ein zentraler Punkt auch im Klimaschutzprogramm der schwarz-roten Koalition – damit mehr Menschen die umweltfreundlichere Bahn nutzen.
- Nachrichtenagentur dpa