Rosige Rentenzeiten? "Die Regierung sollte an morgen denken"
Mehr Geld, niedrigere Beiträge: Die Deutsche Rentenversicherung hat derzeit gute Nachrichten für die Deutschen. Langfristig ist das System jedoch alles andere als gut aufgestellt.
Der Beitragssatz für die gesetzliche Rente sinkt Anfang kommenden Jahres voraussichtlich leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 18,6 Prozent. Das teilte der Vorstandsvorsitzende der Rentenversicherung, Alexander Gunkel, in Würzburg mit. Die Bundesregierung dürfte den Schritt per Verordnung vollziehen. Grund für die positiven Rentenfinanzen sind die gute Konjunktur und Beschäftigungslage.
Bis zum Jahr 2022 könnten die Rentenbeiträge voraussichtlich stabil bleiben. 2023 dürfte er wieder auf 18,7 Prozent steigen. 2024 wird eine Steigerung auf 19,8 Prozent vorausgesagt. Dann dürfte der Beitragssatz mit dem Eintritt weiterer geburtenstarker Jahrgänge in die Rente schrittweise weiter steigen, bis er im Jahr 2030 bei 21,6 Prozent liegen dürfte.
Deutliches Rentenplus im Sommer
Die rund 21 Millionen Rentner können im Sommer zudem mit einem deutlichen Plus ihrer Bezüge von gut drei Prozent rechnen. Was von vielen Rentenbeziehern begrüßt werden dürfte, sorgt allerdings auch für Kritik. "Statt heute die Beiträge zu senken, sollte die Regierung an morgen denken und angemessene Rücklagen bilden", sagte etwa das IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban.
Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, sagte: "Damit die Bezieher von Grundsicherungsleistungen etwas von der prognostizierten Rentenerhöhung haben, fordern wir einen Freibetrag von 200 Euro." Bisher würden die Rentenerhöhungen komplett mit der Grundsicherung verrechnet. "Die Einführung eines Freibetrags wäre ein echter Schritt zur Armutslinderung."
Über die Beitragsentwicklung sagte Urban: "Die Reduzierung des Beitragssatzes um 0,1 Prozentpunkte bringt für einen Durchschnittsverdiener eine Entlastung von knapp 1,60 Euro im Monat." Er warnte davor, dass die Beschäftigen die Senkung spätestens ab 2023 bitter bezahlen müssten. Wegen des Übertritts immer mehr geburtenstarker Jahrgänge in die Rente steige dann der Beitragssatz über viele Jahre. Gleichzeitig werde das Rentenniveau kontinuierlich sinken, mahnte Urban.
Forderungen nach Erwerbstätigenversicherung
Nötig sei es, die Rentenversicherung zur Erwerbstätigenversicherung zu entwickeln, in die auch Selbstständige, Beamte und Parlamentarier einzahlen, sagte der Gewerkschafts-Spitzenfunktionär. Mit Blick auf die von der CSU forcierte Ausweitung der Mütterrente mahnte Urban, die Finanzierung von gesamtgesellschaftlichen Leistungen aus Beiträgen würden die Probleme der Rentenversicherung verschärfen. Solche Leistungen müssten aus Steuern finanziert werden.