Steigende Preise Briten spüren Brexit im Geldbeutel
Einer Studie zufolge mussten britische Bürger im Frühjahr sparsamer leben. Grund dafür sind die steigenden Preise nach der Brexit-Entscheidung.
Die nach dem Anti-EU-Votum mit stark steigenden Preisen konfrontierten Briten halten einer Umfrage zufolge ihr Geld zusammen. Rund 53 Prozent der vom Marktforschungsinstitut Nielsen befragten Bürger sagten in der am Donnerstag veröffentlichten Studie, dass sie sich im Frühjahr finanziell einschränken mussten. Einen derart großen Anteil an sparsamen Briten hat es in den Umfragen seit 2015 nicht mehr gegeben.
Auch bei den Einzelhändlern fällt das Umsatzplus nicht mehr so üppig aus wie zuletzt: Im Juli legten die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent zu. Im Juni lag das Plus noch bei 2,8 Prozent. Für Haushaltsgeräte gaben die Briten im Juli 0,4 Prozent weniger aus. Auch der Umsatz mit Kraftstoffen ging zum Vorjahr zurück - und zwar um 0,9 Prozent.
Pfund seit Anti-EU-Votum um rund 14% abgewertet
Seit dem Anti-EU-Votum der Briten vom Sommer 2016 hat das Pfund um rund 14 Prozent abgewertet, was viele Importgüter verteuert und damit die Inflation anheizt. Die Verbraucherpreise steigen kräftiger als die Löhne, die einschließlich Boni-Zahlungen im zweiten Quartal um 2,1 Prozent zulegten. Dies nagt an der Kaufkraft der Verbraucher.
Die Exporteure, die durch die Pfund-Abwertung Wettbewerbsvorteile auf den Weltmärkten ausspielen können, sind dennoch nicht mehr so optimistisch wie 2016: Ein Stimmungsbarometer der Britischen Handelskammern (BCC) tendierte für den Zeitraum April bis Juni um 2,5 Prozent niedriger als in den entsprechenden Monaten des Vorjahres: "Die Firmen verzeichnen weiter eine starke Exportleistung. Dennoch macht sich Sorge breit, was am Konjunkturhorizont lauert", sagt Ian Wilson, der Leiter des Großbritanniengeschäfts von DHL Express. Das Unternehmen hat die Umfrage finanziell unterstützt.
29. März 2019 soll Austritt aus der EU vollzogen werden
Am 29. März 2019 soll der Austritt aus der EU vollzogen werden: Großbritannien will danach ein zeitlich begrenztes Zollabkommen mit der Staatengemeinschaft abschließen, um der eigenen Wirtschaft einen sanfteren Übergang zu ermöglichen. Zugleich will Großbritannien aber auch bilaterale Handelsverträge mit anderen Staaten schließen können. Dieser Wunsch könnte zu einem Streitpunkt in den Verhandlungen mit der EU werden.
Die nächste Phase der Gespräche könnte sich laut dem britischen Sender Sky News bis Dezember verzögern. Er berichtete unter Berufung auf Insider, der bislang angepeilte Termin im Oktober wackele. Eine Sprecherin des Brexit-Ministeriums äußerte sich jedoch zuversichtlich, dass "ausreichende Fortschritte" erzielt werden könnten, um den Zeitplan einzuhalten.