Hehlerware und Justizmobiliar Staat macht mit Diebesgut Millionen
Wenn sich die rechtmäßigen Eigentümer nicht ermitteln lassen, dann versteigert die Justiz gestohlene Waren. Dabei kommt eine erstaunliche Summe zusammen.
Der Bentley des verurteilten Kunstberaters Helge Achenbach oder die Nobel-Uhr von Ex-Arcandor Chef Thomas Middelhoff – bei Auktionen der Justiz kam schon viel Illustres unter den Hammer. Vom Gerichtsvollzieher beschlagnahmte Wertgegenstände werden auf der Online-Plattform www.justizauktion.de ebenso versteigert wie versilbertes Diebesgut ohne Eigentümer oder ausrangiertes Justizmobiliar.
2016 gab es mehr als 6600 Auktionen
Wie NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) mitteilte, brachten im vergangenen Jahr 6648 Justiz-Auktionen mehr als 2,3 Millionen Euro ein. "Die erzielten Erlöse kommen der Allgemeinheit und der Opferhilfe zugute", erläuterte der Minister. Jedes Gebot biete die Chance, "ein Stück mit einer höchst originellen Vergangenheit zu erwerben" und einen Beitrag zum Opferschutz zu leisten.
Die vor zehn Jahren gestartete Versteigerungsplattform wird vom NRW-Justizministerium betrieben. Alle Bundesländer und auch Österreich versteigern darüber Diebesgut, Hehlerware und andere Beute, die nicht an die Eigentümer zurückgegeben werden.
Dampflok für 30.000 Euro
Seit 2006 hat es bei der Justizauktion nach Angaben des Ministeriums zum Teil spektakuläre Versteigerungen gegeben: Vom Inventar einer Zahnarztpraxis über Stretch-Limousinen, Tätowiermaschinen bis hin zu einer 135 Tonnen schweren Dampflok, die für 30.000 Euro einen neuen Eigentümer gefunden hat.
Middelhoffs Armbanduhr war ihm am Rande seines Untreue-Prozess 2014 von der Gerichtsvollzieherin vom Handgelenk weggepfändet worden und hatte bei der Versteigerung mit mehr als 10.000 Euro ein Vielfaches ihres Schätzwertes eingebracht. Das jüngste Liebhaberstück: eine drei Meter lange Original-Anklagebank, die kürzlich für 35 Euro ersteigert wurde. Manche Studenten erwerben für wenige Euro ausgemusterte Gesetzeskommentare.
2015 beschlagnahmte die NRW-Justiz Tatbeute im Wert von 162 Millionen Euro – 2012 waren es bloß 25 Millionen. Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor.