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Betrugsverdacht bei P&R – Staatsanwaltschaft ermittelt


Auf Pleite folgt Skandal
Betrugsverdacht bei P&R – Haben Anleger jahrelang ins Nichts investiert?

Von t-online, sm

Aktualisiert am 17.05.2018Lesedauer: 3 Min.
Containerterminal in Hamburg: Haben die Anleger über das Investmentunterhemen P&R jahrelang in nicht vorhandene Container investiert?Vergrößern des Bildes
Containerterminal in Hamburg: Haben die Anleger über das Investmentunterhemen P&R jahrelang in nicht vorhandene Container investiert? (Quelle: Christian Charisius/dpa)

Nach der Pleite der Investmentfirma P&R kommt die nächste Hiobsbotschaft für die Anleger: Rund zwei Drittel der Schiffscontainer, die sie dem Unternehmen abkauften, sind nach einer ersten Analyse nicht vorhanden. Das ruft Staatsanwälte auf den Plan.

Bei der insolventen Investmentfirma P&R haben Anleger möglicherweise über Jahre hinweg Geld in Schiffscontainer gesteckt, die gar nicht existierten. Das geht aus der bisherigen Bestandsaufnahme des vorläufigen Insolvenzverwalters Michael Jaffé hervor.

Die Staatsanwaltschaft München I hat deshalb jetzt Ermittlungen unter anderem wegen Betrugsverdachts gegen frühere und heutige Geschäftsführer aufgenommen, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte.

P&R-Insolvenz wird zum Kriminalfall

Nach Angaben Jaffés und der Staatsanwaltschaft steht den 1,6 Millionen Schiffscontainern, die über vier zu der Gruppe gehörende Verwaltungsgesellschaften an rund 54.000 Anleger verkauft wurden, eine Flotte von nur rund 600.000 Containern gegenüber.

Sämtliche Angaben müssten allerdings noch überprüft werden. Der "Fehlbestand" habe sich seit dem Jahr 2007 kontinuierlich aufgebaut, erklärte die Staatsanwaltschaft. "Im Rahmen des Ermittlungsverfahrens wird die strafrechtliche Verantwortlichkeit hinsichtlich der Beschuldigten in Bezug auf jeden Anleger von Amts wegen geklärt werden."

Angesichts des zu erwartenden großen Umfangs des Verfahrens hat die Behörde eine Arbeitsgruppe "Container" gebildet. Die Ermittler haben nach Angaben einer Sprecherin eine größere Zahl von Beschuldigten im Visier.

Zehntausende Anleger hatten bei der Investmentfirma Container gekauft, einige Jahre an Leasinggesellschaften sowie die Transportindustrie vermietet und dafür Mietzahlungen bekommen. P&R hatte versprochen, die Container am Ende der Vertragslaufzeit zurückzukaufen.

P&R war Mitte März in die Insolvenz gerutscht. Damals hieß es, die Mieteinnahmen aus der Containerflotte, die P&R an Reeder und Leasinggesellschaften vercharterte, hätten nicht mehr gereicht, um die Verpflichtungen gegenüber den Anlegern zu decken, die rund 3,5 Milliarden Euro in die Container investiert hatten.

Ist das Geld der Anleger verloren?

Jaffé rief die Anleger dazu auf, Ruhe zu bewahren, und die Fortschritte in den einzelnen Insolvenzverfahren abzuwarten. "Wir tun alles dafür, um den Schaden der Anleger so gering wie möglich zu halten, dies setzt aber voraus, dass sich die Beteiligten trotz der schwierigen Situation im eigenen wirtschaftlichen Interesse rational verhalten."

Der Insolvenzverwalter versucht, die Schweizer Gesellschaft am Leben zu erhalten, damit die Container-Vermietung nicht ins Stocken gerät und die Anleger wenigstens einen Teil des Geldes zurückbekommen. Sonst drohten die Container zwangsverwertet zu werden. "Nur wenn es gelingt, die Mieteinnahmen aus den nahezu vollständig vermieteten Containern zu sichern und diese später zu verwerten, kann es zu einer substanziellen Verteilung an die Anleger kommen", sagte Jaffé.

Ansprüche müssen sich noch gedulden

Trotz der enormen Differenz zwischen verkauften und vorhandenen Schiffscontainern stellten letztere einen Wert dar. Es gelte nun, die Miet- und die späteren Verkaufserlöse für eine bestmögliche Befriedigung der Ansprüche der Anleger zu sichern und zu realisieren.

Ihre Forderungen können die Anleger derweil erst nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens anmelden, die für Juli erwartet wird. Nach Angaben eines Sprechers von Jaffé lässt sich dann auch erst die Höhe der Forderungen abschätzen. Nach bisher kursierenden Schätzungen soll es um eine Anlagesumme von bis zu 3,5 Milliarden Euro gehen.

Das Geschäftsmodell des Container-Vermieters P&R

P&R hatte die Container überwiegend an Privatanleger verkauft und zurückgemietet. Eine Schwesterfirma im schweizerischen Zug vermietete die Container wiederum an Leasinggesellschaften und Reeder weiter. Zeitweise galt P&R als größter Schiffscontainer-Vermieter der Welt.

Nach einigen Jahren wurden die Container von den Anlegern zurückgekauft, teilweise zu vorab garantierten Preisen. Von 2012 bis 2016 litt P&R aber unter der Krise in der Schifffahrt, die auch die Container-Preise nach unten zog. Jaffé zufolge hat das Unternehmen Container veräußert, um die Mieten zu zahlen und die Stahlboxen von den Anlegern zurückkaufen zu können. Diese hätten vielfach seit Jahrzehnten in P&R investiert, mehr als die Hälfte von ihnen seien über 60 Jahre alt.

Verwendete Quellen
  • dpa
  • Reuters
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