Prognose Jeder vierte Deutsche könnte bald auf diese Anlageform setzen
In der Pandemie haben die Menschen in Deutschland ihr Interesse an Aktien entdeckt. Eine Anlageform scheint dabei besonders beliebt zu sein. Und der richtige Boom steht offenbar erst bevor.
Immer mehr Anleger in Deutschland setzen auf Sparpläne mit börsengehandelten Indexfonds, besser bekannt als ETFs (Exchange Traded Funds). Das zeigt eine Prognose des Informationsdienstes extraETF im Auftrag des Vermögensverwalters Blackrock, die t-online vorab vorliegt.
Die Zahl der ETF-Sparpläne in Deutschland dürfte demnach bis zum Jahr 2026 auf über 20 Millionen monatliche Ausführungen steigen. Damit hätte sich ihre Zahl im Vergleich zu 2021 vervierfacht.
Bislang hatte man mit etwa 9 Millionen ETF-Sparplänen bis 2025 gerechnet. Diese Zahl dürfte laut der aktuellen Prognose bereits ein bis zwei Jahre früher erreicht werden.
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Die Prognose befasst sich nicht nur mit der Anzahl an Sparplänen in Deutschland, sondern auch damit, wie viel Geld deutsche Privatanleger neu in ETFs investieren werden. Erwartet wird, dass sich das Anlagevolumen bis 2026 mehr als vervierfacht – auf 34 Milliarden Euro.
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"ETFs sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen", sagt Christian Bimüller, Leiter des digitalen Vertriebs bei Blackrock für Kontinentaleuropa. "Denn immer mehr Menschen wird bewusst, dass sie für einen sorgenfreien Lebensabend gezielt Vermögen aufbauen müssen."
ETFs sind spezielle Aktienfonds, die einen Börsenindex wie zum Beispiel den Dax oder den internationalen MSCI World abbilden. Sie entwickeln sich also fast genauso wie der Index, den sie nachbilden. Über einen Sparplan können Sie in regelmäßigen Abständen, beispielsweise Monat für Monat, eine bestimmte Summe investieren.
Das funktioniert bei vielen Anbietern bereits ab sehr kleinen Sparraten. Zudem ist die Geldanlage in ETFs aufgrund ihrer geringen laufenden Kosten häufig günstiger als bei klassischen Investmentfonds. Lesen Sie hier, wie Sie mit einem ETF-Sparplan fürs Alter vorsorgen.
Gut zu wissen: Auch wenn Sie viele Sparpläne bereits ab einem Euro monatlich einrichten können, reicht das nicht, um Ihre Rentenlücke zu schließen. Wenn möglich, sollten Sie mehrere Hundert Euro im Monat investieren.
Auch die wachsende Zahl der Neobroker trägt zum Erfolg von ETF-Sparplänen bei. Laut Markus Jordan, Gründer des Anlegerportals extraetf.com, bereichern neue Anbieter wie Trade Republic und Scalable Capital den Markt – und üben offenbar auch Preisdruck auf bestehende Anbieter aus.
"Die etablierten Direktbanken müssen sich genau überlegen, ob sie das Anlegerprodukt Nummer eins wirklich deutlich teuer als Neobroker anbieten sollten", so Jordan. "Denn gut informierte Anleger werden sie dann langfristig sicher nicht als Kunden gewinnen können."
Auch in Europa steigt das Interesse an ETFs
Waren ETF-Sparpläne bisher vor allem ein deutsches Phänomen, könnte sich das in Zukunft ändern. Der Studie zufolge expandieren viele Neobroker derzeit in Länder wie Frankreich, Italien, Österreich oder Spanien. Das habe bereits dazu geführt, dass auch dort Direktbanken und Online-Broker nachziehen und ETF-Sparpläne anbieten.
Laut Zahlen von Blackrock hat sich das in ETFs verwaltete Vermögen in Europa seit Ende 2012 von etwa 334 Milliarden Euro auf fast 1,5 Billionen Euro Ende 2021 erhöht. Allerdings ist der Markt in keinem anderen europäischen Land so stark gewachsen wie in Deutschland.
"Ende 2018 hatten wir bei Privatanlegern rund 400.000 monatliche iShares-ETF-Sparpläne. Heute sind es mehr als 2,4 Millionen", sagt Bimüller. Über seine Produktgruppe iShares hatte Blackrock vor mehr als 20 Jahren den ersten ETF in Deutschland angeboten.
- Prognose von extraETF im Auftrag von Blackrock
- Anfragen an Christian Bimüller und Markus Jordan