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Blackrock-Marketingexpertin: "Frauen sparen lieber, als zu investieren"


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Blackrock-Managerin
"Auch mit wenig Geld können Sie an der Börse erfolgreich sein"


Aktualisiert am 22.04.2021Lesedauer: 5 Min.
Eine Frau analysiert eine Grafik (Symbolbild): Schon mit wenigen Euro können Sie einen Fondssparplan starten.Vergrößern des Bildes
Eine Frau analysiert eine Grafik (Symbolbild): Schon mit wenigen Euro können Sie einen Fondssparplan starten. (Quelle: eclipse_images/getty-images-bilder)

Gerade in der Corona-Krise ist es ratsam, sich ums eigene Geld zu kümmern. Viele Frauen scheuen vor dieser Verantwortung aber noch zurück. Monika Rothenari, Marketingexpertin beim Vermögensverwalter Blackrock, hält das für töricht.

Trotz aller Gleichberechtigung sind die Rollen in vielen Partnerschaften noch immer klassisch verteilt: Der Mann regelt das Finanzielle, die Frau kümmert sich stärker um Kinder und Haushalt. Entsprechend seltener investieren Frauen selbst am Aktienmarkt – und gehen so, ohne es direkt zu wissen, Risiken ein.

Monika Rothenari kennt dieses Problem. Sie ist Leiterin des Marketings für Kontinentaleuropa beim Vermögensverwalter Blackrock. Im Interview mit t-online erklärt sie, warum Frauen die Börse mehr scheuen als Männer, wieso es keine speziellen Anlageprodukte für Frauen braucht und warum die Finanzindustrie genau aufpassen sollte, was sie sagt.

t-online: Frau Rothenari, in Sachen Geldanlage gelten Frauen als risikoscheu, sie investieren weniger am Aktienmarkt als Männer. Warum ist das so?

Monika Rothenari: Das hat viel mit mangelndem Wissen zu tun. Denn was heißt denn "Risiko"? Wenn mein Geld nur auf dem Sparbuch liegt, ist das auch riskant, weil ich wegen der niedrigen Zinsen durch die Inflation jeden Tag Geld verliere. So wird mir das aber nie erzählt. Stattdessen gilt immer nur der schwankende Aktienkurs als Risiko. Viele Anlegerinnen denken daher fälschlicherweise, sie würden Risiko vermeiden, wenn sie ihr Geld aufs Sparbuch packen, statt es etwa in einen Fonds zu investieren.

Aber an der Börse können die Kurse doch tatsächlich steil fallen. Warum sollte ich dieses Risiko eingehen, das auf dem Sparbuch aber nicht?

Die Sache ist die: Ja, an der Börse schwankt es mehr, aber genau das ist die Bedingung dafür, dass ich auch eine größere Chance auf mehr Ertrag habe. Dieser Zusammenhang ist vielen nicht klar. Und ich kann das Risiko sogar noch selbst reduzieren – indem ich mein Geld breit gestreut und über einen langen Zeitraum anlege.

Männer scheuen die Börse weniger. Kennen sie sich also besser aus als Frauen?

Zumindest reden Männer untereinander öfter über Geldanlage. Frauen fällt das nicht so leicht. Frauen reden nicht gern über Geld. Dabei ist es gerade für sie besonders wichtig, sich auszutauschen. Das merke ich immer wieder bei Veranstaltungen. Wenn Frauen unter sich sind, sprechen sie viel offener und merken, dass das Thema richtig spannend sein kann, wenn man sich erst mal reindenkt.

Hängt die Risikoscheu bei Frauen nicht auch damit zusammen, dass sie weniger verdienen als Männer?

Das kann gut sein. Wenn ich mir das Geld zum Investieren vom Mund absparen muss, ist klar, dass ich weniger bereit bin, ein Risiko einzugehen. Trotzdem kann man sagen: 25 Euro im Monat hat fast jede Frau übrig. Ab dieser Summe kann man bereits einen ETF- oder Fondssparplan aufsetzen. Viele denken, wer investieren will, müsse gleich mit 10.000 Euro anfangen. Das ist nicht nötig. Auch mit wenig Geld können Sie an der Börse erfolgreich sein. Ich kann mich auch Schritt für Schritt vorarbeiten und mit kleinen Summen einfach mal ausprobieren, wie gut ich die Schwankungen aushalte. Danach kann ich die Beträge immer noch aufstocken.

Woher kommt dieser Irrglaube, dass man erst ein Vermögen besitzen müsse, um sein Geld zu vermehren?

Das hat mit vielen Dingen zu tun, vor allem aber auch mit den Begrifflichkeiten.

Was genau meinen Sie?

Verkürzt gesagt: Frauen sparen lieber, als zu investieren. Beim Wort "Investieren" denken offenbar viele Frauen, man müsse den riesigen Geldkoffer nehmen und damit zur Bank gehen. Das Wort "Sparen" hingegen ist ihnen viel näher. Und sie benutzen es auch, wenn sie eigentlich "Investieren" meinen.

Wenn "Investieren" für Frauen so negativ besetzt ist, ist der Begriff für die Finanzbranche dann nicht völlig untauglich?

Teilweise stimmt das, ja. Weil Frauen lieber sparen, als zu investieren, sprechen wir sie inzwischen auch genau so an und sagen: "Spar in Fonds!". Und die Frage "Sparen oder Investieren?" hat ja noch andere Folgen: Was geben Frauen bei Google ein? Suchen sie nach "sparen", wäre es gut, wenn sie trotzdem dort landen, wo es Informationen zum Investieren gibt.

Preist Ihre Branche auch deshalb gerade Sparpläne so stark an? Da steckt das Wort ja schon drin.

Ja. Das erklärt zum Beispiel auch, warum Leute immer noch Lebensversicherungen abschließen: Sie glauben, das bringe sichere Erträge, weil man Monat für Monat ansparen könne. Das ist aber ein Trugschluss.

Warum?

Wegen der niedrigen Zinsen. Und weil viele die Gebühren vergessen. Wenn Sie 50 Euro in eine Lebensversicherung einzahlen, davon aber 5 Euro an Gebühren verlieren, ist das nicht sehr rentabel. Viele ETF-Sparpläne hingegen sind deutlich günstiger – und die Renditen können höher sein. Gerade für Einsteigerinnen sind sie ein gutes Produkt, weil man mit ihnen an einem echten Beispiel das Anlegen an der Börse lernen kann, ohne dafür gleich viel Geld in die Hand nehmen zu müssen.

Braucht es auch Sparpläne, die speziell auf Frauen zugeschnitten sind und etwa Geld in bestimmten Branchen anlegen, die für Frauen interessanter sind?

Nein, das glaube ich nicht. Frauen wollen nicht nur in Prada oder Versace investieren. So verfehlt man auch das Ziel, die Geldanlage breit zu streuen. Fonds für Frauen gab es außerdem schon vor einer ganzen Weile, die haben sich aber nicht etabliert. Ich nehme an, genau aus diesem Grund: Frauen brauchen keine eigenen Finanzprodukte.

Was dann? Mehr Finanzberaterinnen?

Auch das nicht. Frauen brauchen einen guten Berater, genau wie Männer. Jemanden, der ihnen zuhört, ihre Fragen verständlich beantwortet und ihnen weiterhilft. Solange das gelingt, ist es egal, ob der Berater eine Frau oder ein Mann ist.

Es braucht also einfach bessere Berater?

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Die Berater sollten in der Lage sein, eine Umgebung zu schaffen, in der sich die Kunden sicher fühlen und ihnen keine Frage zu blöd vorkommt. Gerade für Frauen ist das sehr wichtig. Oft suchen sie den Fehler bei sich, dabei sollten sie lieber ihre Erwartungshaltung ändern. Wenn ein Berater mir etwas nicht erklären kann, liegt das nicht daran, dass ich zu dumm bin. Dann habe ich den falschen Berater.

Mit dem Schritt zur Beratung ist man schon vergleichsweise weit. Viele Frauen fangen gar nicht erst an, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Wie lässt sich das ändern?

Das stimmt. Frauen wünschen sich oft, dass jemand anderes ihre Probleme löst – entweder ihr Mann oder der Staat. Erst wenn sie merken, dass es kein anderer für sie richtet, übernehmen die meisten selbst Verantwortung für ihr Geld. Das ist töricht. Gerade jetzt ist es ratsam, sich ums eigene Geld zu kümmern. In der Corona-Krise ist die Sparquote hochgegangen, die Leute haben also Geld, das sie anlegen können. Und wir sehen auch, dass sich etwas tut. Die Zahl der Depots ist gestiegen, die Leute interessieren sich mehr für Geldanlage. Viele haben jetzt mehr Zeit, sich damit zu beschäftigen. Insofern ist der Zeitpunkt zum Einstieg günstig – auch für Frauen.

Wir danken Ihnen für das Gespräch, Frau Rothenari.

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