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Immobilienmarkt: Deutscher Kaufrausch in Kapstadt


Deutsche in Afrika
"Kaufen in atemberaubender Geschwindigkeit"

MeinungVon Daniel Saurenz

Aktualisiert am 06.04.2025 - 10:02 UhrLesedauer: 3 Min.
Kapstadt, die faszinierende Metropole ist wohl die bekannteste Stadt Südafrikas. Auch wenn es viele vermuten würden - die Hauptstadt ist es dennoch nicht. Hier befindet sich nur der Parlamentssitz des Landes. (Vergrößern des Bildes
Kapstadt, die faszinierende Metropole, ist wohl die bekannteste Stadt Südafrikas. 2025 ist sie Ziel von vielen deutschen Immobilienanlegern. (Quelle: Imago))
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Am Immobilienmarkt geht die Post ab, als gäbe es kein Morgen. Gemeint sind aber nicht Häuser in Frankfurt oder Hamburg, sondern am 9.000 Kilometer weiter südlich gelegenen Kap.

Dass Immobilienmakler ihren Markt gerne positiv darstellen, ist kein Geheimnis, und wer schon einmal eine Wohnung erworben hat, weiß, dass jedes Geschäft erst mal dem Makler hilft. "So etwas wie in diesem Sommer haben wir noch nie erlebt", erzählt die Maklerin Lundi Mann allerdings so überzeugend, dass man ihr die Beschreibung des Immobilienmarktes in Hout Bay bei Kapstadt abnimmt.

Noch vor wenigen Jahren wurden Häuser und Wohnungen in Kapstadt förmlich verscherbelt. Besonders im Corona-Jahr 2021 fanden kaum Touristen den Weg auf die südliche Halbkugel. Damals lag der Markt auch wegen ausbleibender Nachfrage aus anderen Teilen Südafrikas am Boden. 2021 gab es selbst in allererster Premiumlage in Llandudno, einem der am häufigsten gebuchten Strände für Modefotografie weltweit, Häuser für umgerechnet unter einer Million Euro. Dazu muss man wissen, dass die Lage dort vergleichbar ist mit besten Lagen in Kalifornien oder an der Côte d’Azur.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen.
Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Zur Person

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten. Sie erreichen Daniel auf seinem Portal www.feingoldresearch.de. Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.

Die Deutschen kommen

Seit einiger Zeit könnte man nun einen musikalischen Hit aus Hessen zitieren. In Frankfurt heißt es nämlich nach den Rodgau Monotones "Erbarme, zu spät, die Hesse komme", und in Südafrika lautet das Motto jetzt, "Erbarme, zu spät, die Deutschen kommen". Denn Makler in Hout Bay, Camps Bay, den schicken Ecken Kapstadts wie Gardens oder Green Point berichten, dass sich die Klientel merklich verändert hat.

Vor einem oder zwei Jahren zog es primär reiche Johannesburger nach Kapstadt, da die Sicherheitslage dort weitaus besser ist als in "Joburg" und zudem Gastronomie und das Meer klare Pluspunkte für Kapstadt sind. Dazu ist das ganze Jahr über bestes Klima, auch wenn man von Juni bis August, also im dortigen Winter, auf ein gut isoliertes Haus zurückgreifen sollte.

Bargeld lacht

"Viele Deutsche kaufen in bar und in einer Geschwindigkeit, die atemberaubend ist", so John Hermond, Makler in Kalk Bay, nicht unweit der zweiten deutschen Hochburg – Sommerset West. Genau wie in Kapstadt ist man dort bestens ausgestattet mit internationalen Schulen und Betreuungsangeboten für Kinder. "Manche Familien kommen ein paar Wochen ans Kap und kaufen sofort ihr Traumhaus", so Maklerin Mann. Vielfach wird in bar bezahlt, und in den letzten Monaten ist auf Plattformen wie property24 die durchschnittliche Verweildauer von Häusern in Hout Bay gerade einmal zwei bis drei Tage – dann sind die Häuser weg. "Das ist ohne Zweifel ein Verkäufermarkt, und die Preise sind gegenwärtig überzogen", findet John Hermond.

Zinsen in ungekannten Höhen

Für deutsche Käufer allerdings stellt sich ein Problem oft nicht – nämlich das der Zinsen. "Südafrikaner mussten in den letzten 10 Jahren Kreditzinsen für ihr Haus zwischen acht bis 21 Prozent in der Spitze hinlegen", berichtet Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets, spezialisiert auf Währungshandel. "Der südafrikanische Rand hat sich in den letzten 15 Jahren von 7 auf 21 Rand zum Euro verschlechtert", so Franz-Georg Wenner von IndexRadar. Dies macht einen Erwerb für Europäer attraktiv.

Auch die zeitweise fehlende Stromversorgung ist kein Hinderungsgrund mehr für digitale Nomaden, die über eine Immobilie nachdenken. Bis 2023 saß man etwa in Hout Bay, Camps Bay, Plettenberg oder Paternoster mitunter acht bis zehn Stunden am Tag im Dunkeln und musste Aktivitäten danach planen, ob nun gerade der Strom an- oder abgeschaltet war. Doch die Rationierung von Strom (sogenanntes Load Shedding) gehört weitgehend der Vergangenheit an, auch wenn es Anfang März einmal für drei Tage wiederaufflammte.

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Viele Immobilien sind zudem mittlerweile autark, sprich mit Solarspeichern ausgestattet. Der Bau eines neuen Flughafens in den Weinanbaugebieten könnte die Flugverbindungen nochmals verbessern und die Attraktivität am Kap weiter steigern. "Vielleicht wird es ohne die Deutschen ab Mai etwas ruhiger am Markt", hofft Maklerin Mann fast schon flehentlich. Sie macht seit zwei Jahren beste Geschäfte mit den Deutschen, doch ein Problem poppt nun auf: "Die Deutschen haben den Markt derart leer gekauft, dass wir kaum noch neue Objekte kriegen."

Ein Warnsignal sehen jedoch nahezu alle Makler. Der deutsche Immobilienrausch am Kap hat Grundstückspreise nah an den Preis von Grundstücken inklusive darauf befindlicher Häuser getrieben. Zwar ist Bauen in Südafrika günstig – ein Signal für einen überhitzten Markt ist es trotzdem.

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.

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