Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Spieglein, Spieglein an der Wand Wer sind die reichsten Menschen im Land?
Die Welt wird immer reicher, aber die Deutschen sind abgehängt, zeigen Studien. Warum das so ist und wie wir aufholen können.
Wie viele Millionäre oder gar Milliardäre gibt es eigentlich auf der Welt? Wo leben die meisten von ihnen? Und wie sind sie zu ihrem Reichtum gekommen? Noch spannender aber: Wie legen sie ihr Geld an? Und was können wir von ihnen lernen, ihnen vielleicht sogar nachmachen?
Reichenreports zeigen Vermögensverhältnisse
Antworten darauf und auf viele andere Fragen rund um die Superreichen dieser Welt geben Jahr für Jahr Reichenreports verschiedener Banken und Beratungsunternehmen. Gerade erst haben die Beratung Boston Consulting Group (BCG) und die Schweizer Großbank UBS ihre Reports veröffentlicht.
Die positive Nachricht: Die Welt wird immer reicher. Die schlechte Nachricht: Westeuropa ist deutlich ärmer als andere Regionen. Die meisten Millionäre leben laut der UBS in den USA. Knapp 22 Millionen Menschen verfügen dort über ein Vermögen von mehr als einer Million Dollar.
Auf dem zweiten Platz folgt China mit geschätzt rund sechs Millionen Millionären. Deutschland kommt auf rund 2,8 Millionen Menschen mit einem Millionenvermögen und landet damit nur auf Platz fünf. Nun muss man fairerweise sagen, dass in den USA und China insgesamt mehr Menschen leben. Aber in anderen Ländern wächst die Zahl rein prozentual viel schneller.
Die Finanzexpertin
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
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Risikoscheu kostet Rendite
Und das hat einen Grund, den die Studien auch ganz klar nennen: Es ist die Risikoscheu der Deutschen. Die Scheu vor Kursschwankungen kostet deutsche Haushalte viel Rendite – das zeigen auch die Zahlen von BCG sehr deutlich. Denn knapp 40 Prozent des Finanzvermögens sind in Sparguthaben anlegt. Wobei "anlegen" eigentlich das falsche Verb ist. Das Geld liegt herum, es arbeitet nicht.
Auch wenn die Zinsen in den vergangenen Monaten wieder gestiegen sind, hat das mit Vermögensaufbau wenig zu tun. Besser wäre es, das Geld zu investieren, es arbeiten zu lassen. Aber nur 27 Prozent ihres Finanzvermögens haben die Deutschen in Aktien und Investmentfonds investiert. Von der Börsenrallye der vergangenen Jahre haben sie deshalb kaum profitiert.
Das Vermögen schrumpfte 2022
Nun könnten Sie einwenden, dass solche Sparer aber auch das eher grauenvolle Börsenjahr 2022 nicht erleben und erleiden mussten. Das stimmt natürlich. Damals ging es an den Aktien- und Anleihemärkten kräftig abwärts. Das hat auch Spuren hinterlassen: Im Jahr 2022 schrumpfte das weltweite Haushaltsvermögen um drei Prozent, was eben den Turbulenzen an den Kapitalmärkten geschuldet war.
Aber im vergangenen Jahr wurden diese Verluste mehr als ausgeglichen. Das globale Nettovermögen kletterte um 4,3 Prozent auf 476,9 Billionen Euro, wie der Report von BCG zeigt. Die Zahlen decken sich mit denen der UBS. Von dem deutlich besseren Jahr 2023 an den Finanzmärkten haben aber vor allem Anlegerinnen und Anleger in Nordamerika und Teilen Westeuropas profitiert. Die Deutschen waren leider oft nicht dabei.
Aktien und Anleihen helfen beim Vermögensaufbau
Grundsätzlich zeigt der Report: Reicher geworden sind vor allem all jene, die ihr Geld an den Kapitalmärkten angelegt haben. Ich hoffe, Sie gehören dazu.
Die weltweiten Finanzvermögen legten dem BCG-Report zufolge um 6,9 Prozent zu. Sachwerte wie Immobilien stiegen nur um 1,9 Prozent im Wert. Und von diesem Vermögenszuwachs profitierte die Region Nordamerika besonders stark. Denn dort halten die Haushalte etwa doppelt so viel Vermögen in Finanzanlagen wie in Immobilien.
Zwar ist das in Sachwerten steckende Vermögen in Westeuropa vergleichbar mit dem in Nordamerika, beim Finanzvermögen sieht es aber ganz anders aus. Es wird deutlich weniger in Aktien und Anleihen investiert und zu viel in Spareinlagen gesteckt. Mit dem Ergebnis, dass Westeuropa deutlich ärmer ist. Vor allem Deutschland hinkt hinterher.
Deutschland kommt nur auf Platz 17
Der Blick auf das Durchschnittsvermögen zeigt es: In den USA liegt es bei etwa 564.000 Dollar, in der Schweiz, Luxemburg und Hongkong sogar noch höher. Deutschland ist weit abgeschlagen. Ein Durchschnittsvermögen von 265.000 Dollar reicht gerade mal für Platz 17 der Welt.
Das liegt auch und vor allem daran, dass Amerikaner und Schweizer stärker am Kapitalmarkt investieren, dass sie ihr Geld arbeiten lassen. Und genau das sollten Sie ihnen nachmachen! Wenn Sie reich werden möchten, sollten Sie so früh wie möglich anfangen zu investieren. Die Zeit arbeitet für Sie, dem Zinseszins sei Dank.
Das unterschätzen viele Anleger. Es muss auch gar nicht darum gehen, wirklich reich zu werden. Es geht um Vermögensaufbau, auch um Altersvorsorge und vor allem um finanzielle Sicherheit. Wer möchte sich schon ständig Sorgen über seine Finanzen machen? Etwas weniger Risikoscheu, eine höhere Aktienquote und ein langer Atem helfen beim Vermögensaufbau. Das zeigen die Reichenreports ganz deutlich!
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