Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Anlagetrend der Woche Merz lässt den Dax eskalieren
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Wer in diesen Tagen Aktien hat, kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Vor allem Neulinge am Markt dürften staunen.
Als im November Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt wurde, ging die Aktienrallye bei Tech-Aktien so richtig los. Zur Bundestagswahl 2025 und einem möglichen Kanzler Friedrich Merz eskalieren die Aktienkurse schon vorher. Als wir in unserem Börsenbrief im Frühherbst 2024 20 Aktien herausgesucht hatten, die von einem Regierungswechsel profitieren könnten, war der Anlagehorizont das gesamte Jahr 2025. Aus genau diesem Grund nannten wir das Paket auch "Deutschland 2025", und die Idee war, dass sich Aktien wie Mercedes, ThyssenKrupp, Gerresheimer, Gea oder Eckert & Ziegler deutlich erholen könnten. Soweit die grundsätzliche Idee.
In den vergangenen Wochen sind manche Aktien allerdings so stark gelaufen, dass unsere Erwartung nicht nur erfüllt, sondern massiv übertroffen wurde. ThyssenKrupp beispielsweise hat sich im Kurs in den vergangenen zwölf Monaten glatt verdoppelt. "Im Dax haben SAP, Siemens Energy oder auch die Telekom aus einem linearen Aufwärtstrend heraus noch einmal beschleunigt", so die Experten von Lynx-Broker. Für Jürgen Molnar von RoboMarkets erinnert "die aktuelle Phase an der Börse sogar teilweise an den Neuen Markt."
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Zur Person
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de. Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.
Rheinmetall verzehnfacht
Jüngstes Beispiel ist die Aktie von Rheinmetall. Nach der Münchner Sicherheitskonferenz zogen Titel aus dem Bereich Rüstung massiv an. Auch der Konkurrent Hensoldt legte im Kurs auf ein Rekordhoch zu. Damit liegt die Marktkapitalisierung von Hensoldt auf dem Level, das Rheinmetall Ende 2021 aufwies – nämlich 4,5 Milliarden Euro. "Die Eskalation im Kurs bei Rheinmetall wird sehr deutlich, wenn man die gegenwärtige Bewertung von 43 Milliarden Euro ansieht – nahezu das Zehnfache im Vergleich zu 2021", rechnet Experte Molnar vor.
Doch auch der Dax ist seit Jahresbeginn im Vergleich zu den internationalen Börsen wirklich aus dem Ruder gelaufen, betrachtet man die Performance. Der japanische Nikkei liegt pari, und die Daten des Börsenplatzes Gettex unterstreichen, wie stark überkauft oder mit anderen Worten überhitzt der Dax ist. In Europa hält da nur der Bankenindex mit, der nach Berechnungen von Federated Hermes "im bisherigen Jahresverlauf um 18 Prozent gestiegen ist, was einen der stärksten Starts in der Geschichte darstellt".
Fernab von Gut und Böse
15 Prozent legte der Dax seit Neujahr zu und hat damit in gut sechs Wochen die durchschnittliche Performance von zwei Börsenjahren – jeweils gut sieben Prozent – geliefert. 2024 gab es lange Phasen, in denen einem beim Blick auf Nasdaq, S&P 500 oder Dow Jones mulmig werden konnte. Doch die US-Indizes liegen inzwischen bei einem Kursplus von rund vier Prozent. "Deutsche Aktien sind im Schnitt so weit von ihren Tiefstkursen der letzten 200 Tage entfernt wie in keinem anderen großen Aktienindex weltweit", machen die Experten von Lynx-Broker das Ausmaß noch einmal deutlich.
Wir haben in unserem Börsenbrief vor der Bundestagswahl deshalb auch geraten, jetzt Gewinne ins Trockene zu bringen und keinesfalls zu gierig zu werden. Im Gegenteil. Jetzt ist eine gute Gelegenheit, sein Depot mit Put-Optionsscheinen auch abzusichern. Nicht weil Friedrich Merz vor der Tür steht, sondern weil die Euphorie jetzt schon so groß ist.
- Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
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