Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Geldanlage Setzen Sie lieber auf Grün, Blau oder Orange
Nachhaltigkeit erreicht den Anleihemarkt: Grüne, blaue und orangefarbene Bonds liegen im Trend. Warum das auch für vorsichtige Anleger eine gute Idee sein könnte.
Sie sollen für Ruhe im Depot sorgen, vor allem in stürmischen Zeiten: Anleihen. Wenn Sie Anleihen – auch Bonds oder Renten(-papiere) genannt – kaufen, dann leihen Sie einem Staat oder einem Unternehmen Geld. Und das in der Regel für einen vorher festgelegten Zeitraum und zu einem fixen Zinssatz, dem Kupon.
Wenn Sie dabei auf Staaten und Unternehmen mit sehr guter oder guter Bonität setzen, ist das Risiko äußerst gering. Die Chancen sind allerdings auch begrenzt. Übersetzt: Die Zinskupons und Renditen sind relativ überschaubar.
Die Finanzexpertin
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
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Die Langeweile ist gewollt
Zwar hat die Anlageklasse mit der Zinswende wieder einen gewissen Reiz, denn nach einer jahrelangen Durststrecke gibt es wieder nennenswerte Zinskupons und Renditen. Solide oder gar sehr solide Anleihen sind und bleiben aber ein bisschen langweilig. Und das ist auch gut so. Denn sie sollen einfach für Ruhe im Depot sorgen.
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Trotzdem können Sie ein paar Akzente setzen und ein bisschen Farbe in Ihr Depot bringen. Das geht mit "bunten" Anleihen. Dahinter steckt keine Zockerei oder eine heiße Wette. Im Gegenteil. Es geht um die sprichwörtliche "gute Sache". Denn die nachhaltige Geldanlage, das Investieren mit gutem Gewissen, hat längst den Anleihemarkt erreicht.
Es gibt grüne Anleihen, blaue Anleihen, sogar orangefarbene. Schauen wir uns die bunten Bonds – nicht zu verwechseln mit bunten Bonbons – an.
Grüne Anleihen für ein besseres Klima
Am bekanntesten sind sicherlich die grünen Anleihen. Mit einem "Green Bond" finanzieren Unternehmen oder Staaten nachhaltige und klimaschonende Projekte. Die Emittenten müssen nachweisen, dass das Geld umweltfreundlich eingesetzt wird und die Anleihe im Kampf gegen den Klimawandel hilft.
Ob es um erneuerbare Energien geht oder Elektromobilität, um Energieeffizienz oder den verminderten Verbrauch von Ressourcen – all das gilt als "grün" und nachhaltig. Auch wer Müll recycelt oder energiesparende Häuser baut, kann grüne Anleihen emittieren.
Die ersten "Green Bonds" vergab übrigens die Weltbank im Jahr 2000. Staaten und Unternehmen nutzen das Instrument seit 2007. Das Volumen der "Green Bonds" hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht, geht in die Hunderte Milliarden. Und die Nachfrage wird immer größer.
Längst gibt es auch Fonds und börsengehandelte Indexfonds, etwa den DWS Invest Corporate Green Bonds ETF (ISIN: LU1873225616) oder den Franklin Sustainable Euro Green Sovereign ETF (ISIN: IE000P0R7WK6). Mit beiden können Sie breit gestreut auf grüne Anleihen setzen.
Blaue Anleihen für besseres Trinkwasser
Ein paar Jahre später, nämlich 2018, wurde der Anleihemarkt noch ein wenig bunter. Regierungen, Entwicklungsbanken und andere Institutionen geben nun auch blaue Anleihen aus, um Meeres- und Ozeanprojekte zu finanzieren, die positive Auswirkungen auf die Umwelt haben.
Das Segment der "Blue Bonds" ist aber deutlich kleiner als das der grünen Anleihen. Zu den Emittenten zählen große internationale Institutionen wie die Inter-American Development Bank (IADB) und die Nordic Investment Bank (NIB), aber auch Länder wie die Seychellen, die den ersten Blue Bond emittiert haben. Mittlerweile gibt es aber auch erste Energieunternehmen, die mit blauen Anleihen spezielle Projekte finanzieren.
Spezielle ETFs gibt es bisher nicht. Blaue Anleihen stecken aber in vielen nachhaltigen Anleihe-ETFs. Es bleibt jedoch weiterhin die Investition in einzelne Anleihen. Das geht aber auf Kosten der Risikostreuung. Wenn Sie das Thema Wasser und Wasserwirtschaft interessiert, könnten Sie auf einen entsprechenden Aktien-ETF ausweichen. Aber Vorsicht: Aktien sind riskanter als Anleihen.
Orange für soziale Aspekte
Noch ziemlich neu sind orangefarbene Anleihen; nicht zu verwechseln mit den Anleihen des Telekommunikationsunternehmens Orange. Bei diesen Anleihen geht es vor allem um soziale Aspekte und darum, die Rechte von Frauen zu stärken. Mit diesen Anleihen werden Programme, Projekte und Investitionen finanziert, die der Gleichstellung der Geschlechter dienen.
Dabei kann es um wirtschaftliche Teilhabe, aber auch soziale oder Gesundheitsprogramme gehen. Manche sprechen auch von "Gender Bonds". Auch hier ist die Produktauswahl noch begrenzt.
Wie Anleger investieren können
Grün, blau oder orange – im Grunde geht es bei diesen Anleihen um nachhaltige Investments, womit letztlich nachhaltige Projekte finanziert werden. Auf die Rendite müssen Sie dabei übrigens nicht verzichten. Sie ist vergleichbar mit der von "normalen" Anleihen, manchmal sogar ein kleines bisschen besser.
Sie können übrigens auch einen Anleihe-ETF mit den Kürzeln "ESG" oder "SRI" kaufen, dann haben Sie den ganzen bunten Strauß im Depot. Achten Sie aber bitte darauf, dass nur in Anleihen solider Schuldner investiert wird. Das Rating sollte "Investment Grade" (IG) lauten. Dann sorgen auch die bunten Anleihen für Ruhe im Depot und Sie unterstützen mit Ihrem Investment nebenbei noch nachhaltige Projekte.
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